Der Tigerbär, der uns aus bösartig zusammengekniffenen Augen anstarrte, war größer als Thunder. Die genaue Farbe seines Fells konnte ich nicht erkennen, genau wie seine gefährlichen Krallen, die in der Dunkelheit mit dem Waldboden verschmolzen. Alles, was ich wahrnahm, war die drohende Haltung und das tiefe Grollen, das mit einem Mal in der Luft lag.
Zu meinem Erschrecken kam das Geräusch nicht nur von ihm, sondern war noch mindestens ein weiteres Mal in der Umgebung zu hören. Faryd, der einen anderen Blickwinkel hatte als ich, sog scharf die Luft ein – ein Zeichen für mich, dass er weitere Aktivitäten im Wald erkannt hatte.
Innerlich fluchte ich laut. Es kam nicht häufig vor, dass man im Wald auf Tigerbären traf. Als Mischrasse aus Tiger und Bär kamen sie nicht besonders häufig vor, sodass ich mich noch nicht oft mit ihnen hatte abgeben müssen.
Ausgerechnet jetzt mussten wir auf die gefährlichsten Jäger des Erdbodens treffen?
Das war eine neue Herausforderung für mich. Auf alles war ich gefasst gewesen. Baumkatzen, Jagdkeiler, Seucheratten... sogar an Todesbringer hatte ich gedacht!
Nun war Improvisation gefragt. Mühsam kramte ich aus meinem Hinterkopf alles heraus, was ich über die Raubkatzen wusste:
Sie verständigten sich über Körperkontakt, waren unfassbar schnell und stark. Es mit einem einzigen dieser Biester aufzunehmen, wäre schon schwierig gewesen, doch wenn ich mich recht entsann, jagten sie meist in Gruppen von bis zu zehn Tieren!
Bedeutete das das Todesurteil für Faryd und mich?
Der Tiger kam langsam näher. Wir wichen vor ihm zurück – krampfhaft nach einem Ausweg suchend. Dass wir so direkt in eine Falle tappten, fiel mir erst auf, als es schon fast zu spät war. Hinter uns tauchten zwei weitere Raubkatzen auf und zu unserer Rechten ein weiterer.
„Sie umzingeln uns!", rief ich meinem Kameraden zu, der sofort reagierte. Ohne ein weiteres Wort hastete er auf die letzte freie Lücke zu. Ich folgte ihm dicht auf, doch auch die Raubtiere legten an Geschwindigkeit zu. Einer von ihnen kam mir gefährlich nahe. Ich hieb mit meinem Schwert nach ihm, kratzte ihn jedoch nur ein wenig an der Schläfe. Das Tier heulte auf und fiel zurück, doch die anderen setzten sofort nach.
Hinter mir nahm ich wahr, dass Faryd auf weitere Feinde einschlagen musste. Wie viele es waren, konnte ich nicht ausmachen. Ich war zu sehr mit den Tieren in meinem Blickfeld beschäftigt, die ich daran hindern musste, nicht zu nahe zu kommen.
Langsam machte sich die Panik in mir breit. Ich zermarterte mir das Hirn, wie wir aus dieser Situation lebendig heraus kommen sollten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis alle Tiere gleichzeitig auf uns losspringen würden.
„Das schaffen wir nicht.", murmelte ich und spürte gleichzeitig, wie Faryds Rücken an meinen gedrängt wurde. Von überall kamen Bestien mi scharfen Zähnen und grausigem Knurren auf uns zu.
Das war das Ende. Hier kamen wir nicht mehr heraus. Ich dachte an Conec und seine Gruppe, die sich auf uns verließen, an Faryds Familie, die ihren Enkel und Bruder nie wiedersehen würden – und an Thunder. Ohne mich konnte er nicht wieder gesund werden. Er würde sterben.
Es war alles vorbei.
„Klettern!", zischte Faryd mit einem Mal. Ich war noch viel zu überrascht, wurde am Handgelenk gepackt und zu einem dicken Baum gezogen. Da verstand ich. „Schnell!"
Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ ich mein Schwert fallen und begann, die wenigen Äste zu erklimmen, die der Baum mir zur Verfügung stellte.
Hinter mir brach die Hölle aus. Ich hörte Faryd schreien, doch ich konnte nicht zu ihm zurück. Die Äste waren zu dünn und zu wenige. Ich konnte nicht riskieren, dass sie bei einem ungeplanten Manöver abbrachen.
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Hunters 2 - der Pfad des Jägers
Fantasy*** WICHTIG: Da der erste Teil von "Hunters" überarbeitet wurde, passen einige Dinge nicht mehr zusammen. Wenn Zeit ist, wird dieser Teil deshalb ebenfalls überarbeitet.*** Die Schwerter schlugen aufeinander - schwer und hart. Die Atmosphäre schien...