Die dunkelgrünen Felder und zerklüfteten Felsvorsprünge die die kurvige Küstenstraße säumten zogen so schnell an mir vorbei, dass ich manchmal sogar Probleme hatte überhaupt noch etwas zu erkennen. Es waren Eindrücke die ich aufnehmen wollte aber aus irgendeinem Grund nicht konnte.
Während Bleeding out von den Imagine Dragons aus dem Radio dröhnte, starrte Rhion einfach nur starr gerade aus.
Ich hatte ihn einige Male gefragt wohin wir eigentlich fuhren, doch nachdem er mir einen beinah tödlichen Blick zugeworfen und geknurrt hatte, das ich zur Hölle noch mal den Mund halten sollte, hatte ich das Fragen freiwillig gelassen.
Seit dem Vorfall mit R hatte sich eine merkwürdige Spannung über uns gelegt. Naja... vielleicht war es auch der Kuss der Grund für sein Schweigen und mein flaues Gefühl im Magen. Ich hatte nie gedacht das ich einen Kuss von ihm jemals geschehen lassen würde und das auch noch ohne mich in irgendeiner Weise zur Wehr zur setzen. Mein schlechtes Gewissen nagte an mir, da ich ihm durch meine Schwäche mehr Freiraum gegeben hatte. Ich konnte in Rhion nicht hinein sehen. Himmel! Niemand konnte das! Aber ich wurde das Gefühl nicht los das er mir in all das interpretierte als er sollte. Ich ertappte mich sogar dabei wie ich gedankenverloren über meinem Lippen fuhr. Die Lippen die Rhion vor gar nicht allzu langer Zeit innig geküsst hatte.
MEIN GOTT SHAE! scholt ich mich selbst. Du darfst so gar nicht denken. Das ist absolut krank.
"Du weißt ich würde es für dich tun." durchbrach Rhion plötzlich die schwere Stille. Verwirrte blickte ich ihn von der Seite an. Sein perfekt dämonisches Gesicht und hoffte darauf das er seine Worte erklären würde.
Tat er jedoch nicht und so fragte ich vorsichtig nach "Was würdest du tun?"
"Ich würde für die verbluten."
Rhion Pov.
Ich hörte wie Shae nach Luft schnappte als ich die Worte ausgesprochen hatte, die mir seit Minuten durch den Kopf gegeistert waren.
Und es war die kalte und brutale Wahrheit.
Ich würde für sie bluten. Und wenn es sogar dazu kommen würde, verbluten.
Immer noch verstand Shae nicht wie sehr ich sie brauchte.
Immer noch versuchte sie das Unvermeidliche zu ändern.
Immer noch verweigerte sie sich mich.
Der Kuss, der so unglaublich viel für mich bedeutete, schien ihr im Nachhinein eher unangenehm und ich konnte ihr förmlich ansehen, das sie sich dafür verachtete nachgegeben zu haben.
Und doch hatte sie ihn bekämpft und sogar besiegt, wenn auch nur für eine kleine Weile.
Ich liebte sie dafür nur noch mehr und es ließ die Verzweiflung in mir ansteigen weil ich immer weniger wusste wie ich sie halten konnte.
Sie machte mich menschlich und verwundbar. Sie konnte mir helfen all das hinter mir zu lassen oder es noch viel schlimmer werden lassen. Ich war müde von all dem Kampf in mir selbst und fühlte geradezu das ich an meine Grenzen kam. Er hasste sie so abgrundtief und brach immer dann in blinder, tödlicher Wut aus wenn ich am verletzlichsten war. Immer dann wenn sie mich abwerte und verweigerte. Wenn der Schmerz in meiner Brust so groß wurde das ich am liebsten schreien würde. Schreien weil es unfair war. Schreien weil es weh tat. Schreien weil nichts anderes mehr helfen konnte.
Und doch hielt ich mich zurück und hielt mit eiserner Entschlossenheit an meinem perfiden Plan fest, sie nie wieder gehen zu lassen.
Doch so oft ich auf meine Frage wiederholte ob sie mir gehörte und warum sie mir immer widersprechen musste, sie antwortete darauf mit kaltem, erstickendem Schweigen.
![](https://img.wattpad.com/cover/23572701-288-k928186.jpg)
DU LIEST GERADE
In my veins
Mystery / ThrillerShae wird auf offener Straße überfallen und kann von Glück reden, als ihr ein mysteriöser Fremder zu Hilfe eilt. Das dieser jemand allerdings eine noch viel größere Gefahr darstellt, bemerkt sie erst als sie Tage später in einem Zimmer aufwacht das...