"When we are struck at without reason, we should strike back again very hard; I am sure we should - so hard as to teach the person who struck us never to do it again."
― Charlotte Brontë
Der Regen hatte, mal wieder, eingesetzt als wir nach einer stundenlanger Fahrt auf einem Rasthof außerhalb einer kleinen Stadt hielten, deren Namen ich vergessen hatte sobald das Schild außer Sicht gewesen war. 13 Dörfer und Städte hatten wir durchfahren und nach einer Weile hatte die Eine wie die Andere ausgesehen. Ich hatte mich zwischendurch wirklich gefragt ob Rhion vielleicht die längst mögliche Route fuhr um uns davon abzuhalten, London in den nächsten Stunden zu erreichen. Was genau der Sinn dahinter war, war mir zwar noch nicht ganz klar, aber das er seit unserer Abreise auffällig oft telefonierte war mir nach dem kleinen, wütenden Ausraster, dann doch aufgefallen.
Und das er die Gespräche in einer anderen Sprache führte, die sich für mich wie sinnlose Lautaneinanderreihungen anhörten, war ebenfalls sehr verdächtigt gewesen. Ich hatte zwar versucht irgendetwas zu verstehen, aber das war ebenso erfolgreich gewesen wie etwas aus dem Heulen eines Wolfes heraus zu lesen. Nur Baileys Name war einige Male gefallen, was mich zu dem Schluss kommen ließ das es er sein musste mit dem Rhion telefonierte. Warum er allerdings "verschlüsselt" sprach war mir auch jetzt noch ein Rätsel, als ich auf meinen derangierten Burger blickte, der wie ein Lebensmittelunfall auf dem billigen Plastikteller klebte. "Grande tasty chicken burger" wurde er auf der Tageskarte angepriesen, wobei ich mich jedoch fragte ob überhaupt eines der Worte auf das Ding zutraf. Wenigstens die Cola war eiskalt und in einer verschlossenen Dose erhältlich, was schon mal die Verseuchungsgefahr etwas ein eindämmte. Rhion telefonierte, mal wieder, während die Kellnerin, die aussah wie eine bessere Stripperin, betont lasziv und immer wieder in Rhions Richtung linsend, den Tresen abwischte.
War es meine Pflicht sie darüber zu informieren das ihr Objekt der Begierde, psychisch gestört war? Auch wenn er nicht wirklich den Eindruck machte, als würde er sich in irgendeiner Weise für das Weib interessieren, wusste ich ja nicht ob er sie nicht doch einpacken würde. Für mich. Als Spielkameradin. Ich würde mich eher in Sibirien bei -30 Grad in den nächsten Wildbach werfen, als auch nur eine Minute mit der Frau zu verbringen, die mir gerade wieder einen sehr unmissverständlichen Blick zuwarf. Du hässliches Ding kannst so einen Mann nicht verdienen und bestimmt auch nicht richtig "bedienen".
Seufzend schob ich den Teller so weit weg von mir wie ich nur konnte und starrte aus dem Fenster. Es war stockdunkel und das einziges das ich sah war mein ausgezehrtes Spiegelbild das mich mit großen Augen anstarrte und selbst nicht so recht zu wissen schien was sie hier tat. Ich wollte weg. Und wenn es hieß nach London zurück zu kehren um in meinem goldenen Käfig zu sitzen und Rhion ungestört anzugiften, dann war mir das gerade lieber als in der Pampa zu versauern. Und dieses ständig warten und spekulieren machte es nicht wirklich besser. Was hatte Rhion nur vor, dass er stundenlang telefonieren musste?
Als hätte er meine stumme Frage verstanden, setzte sich Rhion mir gegenüber und blickte mich scharf an. "Ich habe mit Bailey gesprochen." soweit war ich auch schon gewesen. Wie wäre es wenn er nicht das offensichtliche ansprechen , sondern seinen Masterplan weitergeben würde. Ich mein das hier war kein melodramatischer Roman in den er ständig Cliffhanger und und bedeutungsschwangere Pausen einbauen musste um die Spannung zu steigern.
"Aus einem mir unerklärlichen Grund stattete das Yard meinem Haus einen Besuch ab, als wir nicht da waren." ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und mein ganzer Körper verkrampfte sich, während mein Herz plötzlich doppelt so schnell schlug. "Sie haben Fragen gestellt. Zu dir und deinem mysteriösen Verschwinden." das rauschen in meinen Ohren war nun fast so laut das ich mir schwer tat noch zu verstehen was Rhion sagte. Sie hatten mich gefunden?! Sie suchten nach mir?! Es kostete mich all meine Willenskraft um nicht aufzuspringen und hysterisch zu lachen. Stattdessen saß ich stumm wie ein Fisch da und starrte vor mich hin. "Die Frage die ich mir die ganze Zeit stelle ist, wie sie uns gefunden haben?" er griff nach meinem Handgelenk und drückte einmal fest zu. Das ich zusammenzuckte und ihn entgeistert anstarrte, war allem Anschein nach das gewesen was er damit bezwecken wollte. "Und ich frage mich ebenfalls ob du nicht etwas damit zu tun hast"
Sein Griff verstärkte sich und seine Nägel gruben sich in meine Haut bist ich scharf Luft holte und ihm meine Hand entriss. "Wie zur Hölle hätte ich das tun sollen?" fauchte ich leise und sah ihn so erbost an wie es mir möglich war. Kritiker sagten zwar immer Talent machte einen einfachen Menschen zu einem herausragenden Schauspieler, doch Todesangst und der Drang zu überleben waren ein noch viel größerer Ansporn die Performance deines Lebens zu geben. "Ich habe seit gefühlten Jahrzehnten keinen Kontakt mehr zu zivilisierten Menschen gehabt." ich ließ meine Stimme anschwellen und Rhion blickte mich warnend an während er seinen Zeigefinger auf seine Lippen legte. "Sei Still!" ich verdrehte die Augen und schoss förmlich von der Bank "Du kannst mich mal." wütend zu spielen war im übrigen gar nicht so schwer, wenn man Frust für eine ganze Armee mit sich herum trug. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie Rhion kurz die Augen zusammen kniff, seine Hände zu Fäusten ballte und mir dann mit versteinerter Miene nach stapfte.
Ich überquerte die Straße vor dem Rasthof ohne auf den Verkehr zu achten, was Rhion dazu veranlasste meinen Namen lauter zu brüllen als es nötig war. Ich ignorierte ihn, denn schließlich war ich wütend darauf, dass er mich verdächtigte Kontakt mit der Außenwelt gehabt zu haben, obwohl ich genau das getan hatte. Kurz innehaltend, wurde mir bewusst das mein eigenes Vehalten langsam ebenfalls psychotische Nuancen aufwies. Aber da dies eine Ausnahmesituation war konnte ich das als mehr als gerechtfertigt ansehen.
"Ist das jetzt unser Ding, oder was?" Rhion folgte mir immer noch und schien dabei nicht einmal sehr wütend zu sein. "Wir haben kein Ding und wir werden nie ein Ding haben!" meine Ohren klingelten von meinem eigenen schrillen Gekeife und Rhion blieb verdutzt stehen. "Was ist nur los mit dir Shae? Ich hab das Gefühl das du es darauf anlegst dich ständig mit mir zu streiten. Willst du das unsere Zukunft so aussieht?" Zukunft. Das Wort klang so hohl und nichtssagend für mich, weil die Zukunft die Rhion sah nicht das war was ich für mich sah. Ich wollte mein Studium beenden, arbeiten, reisen, meine Zeit mit Menschen verbringen die ich tatsächlich um mich haben wollte und nicht mit jemanden der die Illusion hatte das ich sein Perfect Match war. "Ich hab keine Zunkft." murmelte ich leise und starrte benommen auf den Asphalt. Ich würde immer von Tag zu Tag leben. Ich würde Dinge für Rhion tun müssen, die mich zerstören würden und eines Tages würde ich sterben und mein Leben als eine Verschwendung sehen, wenn ich das nicht bald ändern würde.
"Können wir fahren?" Rhion runzelte bei meiner Frage die Stirn und nickte langsam "Wohin möchtest du Shae?"
"Heim" und er lächelte, weil er dachte das ich sein Haus meinte und ich lächelte weil ich das absolut nicht meinte...
I used to bite my tongue and hold my breath
Scared to rock the boat and make a mess
So I sat quietly, agreed politely
I guess that I forgot I had a choice
I let you push me past the breaking point
I stood for nothing, so I fell for everything
You held me down, but I got up (HEY!)
Already brushing off the dust
You hear my voice, you hear that sound
Like thunder gonna shake the ground
You held me down, but I got up (HEY!)
Get ready 'cause I've had enough
I see it all, I see it now
I got the eye of the tiger, a fighter, dancing through the fire
'Cause I am a champion and you're gonna hear me roar
Louder, louder than a lion
'Cause I am a champion and you're gonna hear me roar
Katy Perry- ROAR ( alias die Hymne für jede Frau!)
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In my veins
Misterio / SuspensoShae wird auf offener Straße überfallen und kann von Glück reden, als ihr ein mysteriöser Fremder zu Hilfe eilt. Das dieser jemand allerdings eine noch viel größere Gefahr darstellt, bemerkt sie erst als sie Tage später in einem Zimmer aufwacht das...