Für immer....
Für eine gefühlte Ewigkeit stierte ich die Wand mir gegenüber an, im Kopf nur diese zwei Worte.
Er konnte das doch garnicht ernst meinen. Das ging nicht !
Für immer war rational gesehen noch ca. 60-70 Jahre und die konnte ich doch unmöglich HIER verbringen.
Natürlich dachte dieser gestörte Mensch da draußen keinen Deut rational. Der redete doch von einer Ewigkeit die es überhaupt nicht gab.
Ein weiterer Schauer überkam mich und ich brach den Blickkontakt mit der cremefarbenen Wand ab um suchend durch den Raum zu wandern.
Wüsste ich nicht das dieses Zimmer eine Art Gefängnis war, hätte es ebenso ein luxuriöses Hotelzimmer sein können.
Im Mittelpunkt stand das gigantische Himmelbett auf dem ich lag. Es war aus dunklem Holz angefertigt und bildete einen starken Kontrast zu den feinen, weißen Chiffon Vorhängen die daran drapiert worden waren.
Langsam kroch ich von dem Bett und stellte mich das erste Mal seit Tagen wieder hin.
Zumindest versuchte ich es..
Schwankend, wie ein Schiff in Seenot, wanderte ich durch den majestätischen Raum, vorbei an den bodentiefen Fenstern, zu dem Ensemble bestehend aus Schrank und Kommode.
Dort vermutete ich etwas, das meine durchgefrorenen Glieder wieder lebendig werden lassen konnte.
Und ich hatte recht. Ordentlich auf der Kommode aufgestapelt lagen ein grauer Kashmirpullover, eine Schwarze Jeans und wirklich sündige Schwarze spitzenunterwäsche.
Ich schob jegliche Bedenken zur Seite und packte den Stapel Klamotten .
Im Bad, das ebenfalls aus purem Luxus bestand, duschte ich erst einmal heiß und zog mich dann schnell an.
Gerade als ich das Bad verließ, öffnete sich die Tür und ich erstarrte in meiner Bewegung.
Erst jetzt erkannte ich ihn im ganzen.
Natürlich war mir aufgefallen das er verdammt groß war, doch jetzt wirkte seine Größe bedrohlich und das obwohl ich mit meinen 1.80 nie zu den kleinen Frauen gehört hatte.
Er hatte sich umgezogen und stand nun in engen Schwarzen Jeans, die er am Saum hochgekrempelt hatte und einem weißen V-neck Tshirt vor mir.
Was zuvor verdeckt gewesen war, oder mir in meinem benommenen Zustand einfach nicht aufgefallen war, waren die unzähligen Tattoos auf den Armen in der Brust.
Er grinste, als er die Tür hinter sich Schloss und sich durch das dunkelbraune, fast schwarze, Haar fuhr. Er hatte es modisch gestylt und ich bemerkte dass er, wenn er nicht psychopathisch und gestört gewesen wäre, ein perfektes Männermodel abgegeben hätte.
"Du siehst so jung aus, wenn du kein Make-up trägst." bemerkte Rhion und strich mir sacht über die Wange, hinab zu meinem Kinn.
Jung?! Nun das konnte vielleicht daran liegen das ich auch erst 19! war. Da durfte ich ja wohl noch jung aussehen.
"Und du sprichst immer noch nicht mit mir." er seufzte und kam noch einen Schritt auf mich zu. Instinktiv wich ich zurück und spürte die kühle, glatte Wand in meinem Rücken.
Es gab kein entkommen!
"Weißt du Shae " Rhion packte mich ruckartig an den Handgelenken und umschloss diese so fest mit seinen Fingern, das ich vor Schmerzen zusammen zuckte " mir wird im allgemeinen nachgesagt, dass ich der ungeduldigste Mensch auf erden bin. Ich versuche 'geduldig'" er knurrte das Wort gegen mein Ohr "zu sein, aber wirklich einfach machst du es mir nicht. Und deshalb.." seine eine Hand griff an meine Kehle und zog mich brutal von den Füßen.
Ich keuchte und versuchte krampfhaft Luft zu bekommen. Sterne begannen vor meinen Augen zu tanzen, als er mich auf das Bett schmiss und ich mit dem Kopf gegen das Kopfstück krachte.
Benommen blieb ich liegen und versuchte dem Schmerz zu verdrängen, der durch meinen Körper schoss.
Ich wurde zurück gezogen und Rhion saß mit einem Mal auf mir.
"... Deshalb zeige ich dir nun was passiert wenn ich die Geduld verliere"
Seine Zunge fuhr über seine Lippen und ich wollte am liebsten würgen..
Der erste Schlag traf mich so heftig und unerwartet, das ein greller Schrei meiner Kehle entwich. Die Sterne vor meinen Augen wurden wieder größer und ich versuchte mit aller Macht nicht ohnmächtig zu werden. Denn ich hatte Angst vor dem, was er dann mit mir tun würde.
Ich spürte heißen Atem an meinem Hals und dann berührten mich dort seine Lippen.
"Sollen wir weitermachen, oder fängst du endlich an mit mir zu reden?"
Reden? ich wusste ja nicht mal wie ich schlucken sollte, wie sollte ich da auch nur ein Wort heraus bekommen?!
Er setzte sich ruckartig auf und schlug erneut zu. Mein Kopf flog zur anderen Seite.
Werde bloß nicht ohnmächtig, Shae!
"Als ich dich das erste Mal gesehen, schienst du garnicht mehr aufhören wollen zu reden. Du hast mit deinen Freunden den ganzen Bus unterhalten."
Der Bus! Ich hatte diesen Arsch in der Öffentlichkeit getroffen, zusammen mit meinen Freunden. Wahrscheinlich auf dem Weg zu einen Club, leicht beschwipst und richtig gut drauf.
Die Wut die plötzlich in mir explodierte, ließ mich für einen kurzen Moment vergessen wo ich war.
Meine Gedanken kreisten um ihn, um meine Freunde und um seine Frage, warum ich nicht mit ihn sprach.
Die Antwort war simple.
'Weil ich von niemanden mit brutalen Schlägen dazu gezwungen wurde. Ich frei und fröhlich war und nicht Gefangene eines Psychopathen !'
Als meine Gedanken endlich ein wenig abgekühlt waren, blickte ich unter halb offenen Liedern zu Rhion aus.
Dieser saß mit weit offenem Mund auf mir und wirkte wie erstarrt.
"Gefangene eines Psychopathen" murmelte er mit rauer Stimme und ich riss schockiert meine Augen auf..
Hatte ich das gerade wirklich laut gesagt?! .....
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In my veins
Mystery / ThrillerShae wird auf offener Straße überfallen und kann von Glück reden, als ihr ein mysteriöser Fremder zu Hilfe eilt. Das dieser jemand allerdings eine noch viel größere Gefahr darstellt, bemerkt sie erst als sie Tage später in einem Zimmer aufwacht das...