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🩷

•Nathaniel•

»Ah, fuck! Spritz mir doch nicht ins Auge!«, flucht Hope und presst ihre Augen zusammen, während ich mich sofort entschuldige und über ihr Gesicht fahre. Das Wasser schalte ich aus und greife nach dem Handtuch, um den Schaum so gut wie möglich zu entfernen.

»Sorry, ich habe noch nie jemandem die Haare gewaschen, der so krumm vor mir steht. Nicht, dass du krumm...« Ich verstumme, als Hope mich mit einem Auge anschaut und sich über das andere reibt.

»Ich habe es mir auch nicht ausgesucht, nicht duschen zu können.« Verständnisvoll nicke ich und wasche ihr den restlichen Schaum aus den Haaren, ohne weitere Male ihre Augen zu treffen.

»Wenn die Haare trocken sind, waschen wir dich. Tut die Narbe weh?«

Vor sieben Tagen wurde Hope operiert und kann heute endlich wieder nach Hause. Die letzten Tage habe ich sie so oft wie möglich besucht, saß trotzdem die meiste Zeit über bei meinen Eltern zu Hause und habe nur aufs Beste gehofft. Die Operation verlief gut, dem Baby geht es gut und Hope ebenfalls. Das ist alles, was zählt.
»Ich habe Luft im Bauch, die bis zu meinen Schlüsselbeinen zieht. Ich bin aufgegangen, wie ein Luftballon. Wie Hefe.« Ich schüttle den Kopf und stelle das Wasser aus. »Du bist immer noch wunderschön. Du wirst immer mehr schwanger, das steht dir«, lächle ich und trockne ihre Haare ab.

Gleich müssen wir nur noch das rote Etwas von ihrer Haut waschen, dann kann sie sich endlich wieder richtig anziehen.

»Ich werde immer dicker, gibs ruhig zu«, entgegnet Hope schmunzelnd und kommt aus der Krankenhaus-Dusche raus, sodass ich ihr die Haare besser abtrocknen kann. Einen Föhn gibt es hier nicht, weshalb es so reichen muss.
»Wirst du nicht, Süße. Dein Auge ist ein wenig rot«, stelle ich entschuldigend fest und beiße mir auf die Unterlippe. Man müsste mich Pfleger Nate nennen. Immerhin dusche ich Hope gerade in dem Badezimmer eines Krankenhauses, damit wir schneller nach Hause können. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich es, neben ihr zu schlafen. Wenn wir wieder in der WG sind, weiß ich, dass wir in getrennten Zimmern schlafen werden. Sie in ihrem, ich in meinem. Dort werden wir nicht mehr vorgeben, zusammen zu sein. In der WG sind wir nur beste Freunde, wir werden nicht mehr miteinander schlafen, nicht mehr nackt im selben Bett liegen und auch nicht gemeinsam duschen. Es wird alles wieder so sein, wie es vorher war.

»Ich habe mir meine Klamotten aufs Bett gelegt, die ich gleich anziehen möchte. Kannst du mir die holen?« Ich nicke und hauche Hope einen Kuss auf die Schläfe, bevor ich die Badezimmertür öffne, um aus dem Zimmer ihre Klamotten zu holen.

Als ich vor einer halben Stunde hier angekommen bin, hat Hope gerade ihren Koffer zugezogen. Ein Stapel Klamotten lag daneben. Nachdem sie vor einer Woche ins Krankenhaus gekommen ist, habe ich alle ihre Klamotten gepackt und in ihren Koffer geworfen. In meinem Zimmer liegt nichts mehr von ihr, was es verdammt leer gemacht hat. Mit Hope ist in meinem Zimmer Leben eingezogen, jetzt ist es wieder so wie früher. Fast ungemütlich.

»Hier, die...« Ich unterbreche mich selbst, als ich ins Badezimmer trete und Hope nackt dort stehen sehe. Dass mich dieser Anblick so umhaut, wusste ich nicht. Ich habe sie schon nackt gesehen. Ich habe mit ihr geschlafen, mit ihr geduscht, nackt neben ihr im Bett geschlafen, und gerade haut sie mich um. Mit einem Schlag in die Magengrube, der tausende Schmetterlinge freilässt.

»Wow«, hauche ich und muss schlucken. Auch, wenn ihr Bauch noch ein wenig von den Gasen gebläht ist, sieht sie vollkommen anders aus als noch vor sieben Tagen. Ihre Brüste, ihr Babybauch, einfach Hope.

»Jetzt tu nicht so, du kennst mich nackt«, lacht sie und legt eine Hand auf ihren Bauch, nur ein Stück unter dem Pflaster am Bauchnabel. Drei Pflaster zieren ihren Unterbauch, trotzdem ist sie wunderschön. Auch mit der rot, orangenen Farbe, die teilweise bis zu ihren Oberschenkeln geht.

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