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Heute knapp 4000 Wörter für euch. Genießt es und lasst doch gerne ein wenig Liebe da.

🩷

•Ashley•

»Soll ich den Raum verlassen?«, fragt Nate nervös und will aufstehen. Wir sind gerade bei meiner Frauenärztin, die mich untersuchen möchte. Nur ein Ultraschall, trotzdem ist Nate irgendwie anders, seitdem er vorletzte Woche mitten in der Nacht nach Hause gekommen ist. Irgendwie abwesend, nicht bei der Sache. Wenn ich ihn etwas frage, braucht er einen Moment, um mir zu antworten. Blickkontakt bricht er nach Millisekunden ab.

»Willst du das Kind nicht sehen?«, entgegne ich und halte ihn am Handgelenk bei mir. Mir gefällt seine komische Art nicht. Ich weiß nicht, was in dieser Nacht vorgefallen ist, aber Nate verheimlicht mir etwas. War es eine Lüge, dass er eine alte Bekannte wiedergesehen hat? Vielleicht hat er eine junge Frau abgeschleppt und war die halbe Nacht bei ihr? Aber er hat mir versprochen, dass keine andere mit ihm schläft. Dass ich mit niemand anderem schlafe.
»Doch, schon. Aber...« Er bricht ab, schüttelt den Kopf und setzt sich wieder hin.
»Ist es, weil ich mich ausziehen muss? Das tut nicht weh. Sie hat gleich nur einen anderen Winkel vom Ultraschall«, erkläre ich und fahre über seine Wange.

Aufgrund meiner Operation scheint es sicherer zu sein, meine Bauchdecke und die langsam verheilenden Narben noch zu schonen.
»Aber sie kann da doch nicht einfach etwas reinstecken. Du bist nicht...« Ich kichere auf und beiße mir auf die Lippe. Das sind Männer. Wollen alles besser wissen und scheitern dann an etwas so selbstverständlichem.

»Gleitgel, Nathaniel, Gleitgel«, flüstere ich, ehe ich in der kleinen Umkleide verschwinde und meinen Slip ausziehe. Aufgrund des Kleides fühle ich mich untenrum nicht ganz so nackt, wenn ich gleich die Beine vor meiner Ärztin spreizen muss. Sie sieht jeden Tag dutzende Vaginas und Vulven, das ist Alltag. Trotzdem ist es für mich immer wieder aufs Neue unangenehm.

»Sie sind das erste Mal mit beim Frauenarzt, nicht?«, höre ich meine Ärztin Nate fragen, der wahrscheinlich schnell nickt. Ich kann mir seinen Gesichtsausdruck gerade richtig vorstellen. Die Lippen fest aufeinander gepresst, die Augen leicht zusammengekniffen. Im besten Fall zieren rote Flecke seine Wangen.

»Setzen Sie sich hier hin.« Meine Ärztin deutet auf den Untersuchungsstuhl, während ich Nate bedeute, sich neben mich zu stellen. So, dass er nichts sieht und meine Hand halten kann, wenn er möchte.
»Ein wenig weiter nach vorne. Noch ein Stück.« Ich will gar nicht wissen, wie oft sie diesen Satz sagen muss.

In der richtigen Position, greife ich nach Nates Hand und verschränke unsere Finger miteinander.
»Bereit, dein Kind zu sehen?«, frage ich und lege den Kopf so, damit ich Nate anschauen kann.
»Ich bin nervös. In der wievielten Woche bist du nochmal?« Ich grinse und spanne mich für einen Moment an. Ich hasse es, in dieser Position meine Beine breit machen zu müssen. Ich werde noch nicht einmal flachgelegt. Vielen Dank für nichts. Aber vielleicht will Nate mir diesen Wunsch nachher erfüllen. Es ist schon viel zu lange her. Drei Wochen bestimmt.

»In der neunzehnten, am Montag in der zwanzigsten Woche. Das sieht man doch«, seufze ich und lege eine Hand auf meinen Bauch.
»Hier, oh wow, das ist ein schönes Bild.« Nates und mein Blick fliegen keinen Augenblick später auf den Monitor, auf dem man unser Baby sieht. Es sieht aus wie ein Mensch. So ein schönes Bild habe ich noch nie bekommen.

»Hier die Ärmchen, die Füße sind da.« Ich halte mich fester an Nates Hand fest und beiße mir auf die Lippe. Es ist wunderschön.
»Hier die Nase, der Mund, die Augen.« Mit verschwommenem Blick drehe ich den Kopf zu Nate und kann es nicht verhindern, dass eine Träne über meine Wange läuft. Ich bin verdammt glücklich. Dem Baby geht es gut, es ist wunderschön und es ist von Nate.
»Gott, es tut mir leid«, schluchze ich und lache auf, als Nate sich zu mir runterbeugt und mich vorsichtig umarmt.
»Es ist wunderschön«, krächzt Nate und haucht ein paar Küsse auf meine Schläfe, bevor er meine Wangen trocken wischt und mir eine Strähne hinters Ohr streicht.

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