Family - Duty - Honor

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Am nächsten Morgen war ihr Gesicht bereits grün und blau, so wie der Maester es ihr prophezeit hatte. Oberhalb ihrer Nase, auf beiden Seiten unterhalb ihrer Augen war es geschwollen und verfärbt. Es sah beim besten Willen nicht schön aus, es war eher hässlich und eine derartige Verfärbung, hatte sie an sich selbst noch nie gesehen.

So konnte sie sich beim besten Willen nicht zeigen, ganz davon abgesehen, dass ihre Schwester gestern Nacht noch geheiratet hatte und sie dem Hof erst einmal fernbleiben konnte. Niemand verlangte nach ihrer Anwesenheit.

Rhaenyra hatte von der Nacht mit Gwayne erfahren und Viserra von der Vermählung, als sie sich am nächsten Tag trafen. Rhaenyra kam in ihre Gemächer, als sie erfuhr, dass ihre Schwester alle ihre Zofen aus ihrem Zimmer verband hatte, mit der Begründung, dass es ihr nicht gut ginge. Es ging ihr auch nicht gut, sie weinte. Sie hatte sich in den Schlaf geweint und als sie erwachte, nicht damit aufgehört. Das Laken ihres Bettes war besudelt und Spuren der Nacht waren darauf zu finden, weswegen Viserra es schluchzend vom Bett riss und in die glühende Asche ihres Kamins warf, wodurch das Feuer neu entfacht wurde. Dann hatte sie sich an das Fenster gelehnt und weinend auf die Stadt vor sich geschaut. Die Arme hatte die Prinzessin um ihren Körper geschlungen, ganz so, als wolle sie sich selbst umarmen. Dort fand Rhaenyra ihre Schwester. Anstatt ihr jedoch Vorwürfe zu machen, sie verurteilte oder belehrte, trösteten sie einander. Waren sie nun beide in ihrem Unglück gefangen.


„Ao jorrāelagon hūra sūmar",( Du brauchst einen Mond Tee) meinte Rhaenyra trocken zu ihrer kleinen Schwester und die beiden sahen sich schweigend an.

„Was ist das?", fragte Viserra schniefend nach und wischte sich die Tränen von ihrem Gesicht.

„Se sūmar keligon bona iksā lēda riña",(Der Tee verhindert, dass du ein Kind in dir trägst) erklärte Rhaenyra leise und sah unmerklich auf den Bauch von Viserra.

Die junge Prinzessin strich vorsichtig über ihren Bauch und sah dann mit großen Augen zu ihrer großen Schwester.

Sie hatte diese Möglichkeit völlig außer Acht gelassen. Sie war in einem Alter, wo sie definitiv empfänglich für ein Kind war. Sie war eine Frau und das bereits seit ihrem zehn und dritten Namenstag. Seitdem war Viserra in einem Alter, in dem ein Lord sie ehelichen und sie diesem Lord Kinder gebären konnte.

Ein uneheliches Kind allerdings konnte und wollte Viserra nicht gebrauchen. Es würde ihren Ruf noch mehr ruinieren, als nur diese eine Nacht mit Gwayne.

Frauen mit Bastarden in ihrem Bauch waren ausgestoßen. Die Nacht mit einem Mann wurde in der Regel einfach verschwiegen. Es war mehr als nur verpönt, nicht jungfräulich vermählt zu werden. In der Regel aber, wurde es aber einfach kaschiert, überspielt und unter den Tisch gekehrt. Lords taten alles dafür, um ihre Töchter jungfräulicher zu machen, als sie es in der Regel waren. Viserra wusste, dass es sogar Häuser in Westeros gab, die zukünftige Gemahlinnen von einem Maester untersuchen ließen, um eine Jungfräulichkeit zu bestätigen. Sie hatte einmal gehört, dass viele Frauen, dass ständige Reiten auf einem Pferd die Schuld gaben, warum sie nicht mehr jungfräulich waren. Also bei den meisten Frauen schien es kein Problem darzustellen, nicht mehr Jungfrau zu sein. Für eine Affäre oder auch eine Nacht wurden Ausreden erfunden.

Aber sie, als Prinzessin, durfte sich eigentlich nicht mal eine Nacht leisten. Sie als Prinzessin durfte das nicht. Sie hätte nicht einmal eine Nacht zulassen dürfen, mit mehreren Malen von Gwaynes Männlichkeit in ihr.

Nun machte sich die blanke Panik in Viserra breit und die Angst, nun doch ein Kind in sich zu tragen, stieg ins Unermessliche.

„Skoriot iksis Luna?", (Wo ist Luna?) fragte Rhaenyra und zwang ihre kleine Schwester sie anzusehen.

Fire cannot kill a dragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt