Laena

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Wenn Viserys etwas richtig gut konnte, dann waren es Feste zu veranstalten. Feste, die so prunkvoll waren, dass man in allen sechs Königslanden noch Monde später davon sprach.

Die Turniere zu diesen Festen waren Anlass für die Adelshäuser, ihre besten Ritter nach Königsmund zu senden.

Viserra mochte derartige Turniere nicht, sie waren albern und ganz anders als in Meereen. Denn die Arena in der Sklavenbucht war nicht mit dem zu vergleichen, was man ihr hier bot. Unabhängig davon, dass in beiden Arenen Tiere gequält wurden, was wohl das Schlimmste daran war, war die Prinzessin noch immer berauscht von dem blutigen Ereignis aus Meereen.

Ein Ereignis wie dieses hätte sie in Königsmund nicht geboten bekommen und deshalb wusste Viserra, dass dieses Turnier in Königsmund mehr als nur langweilig werden würde. In Königsmund kämpfte niemand um den Tod. In Königsmund kämpfte man um Ruhm und Ehre.

Doch bevor sie sich auf den Turnierplatz begeben konnte, musste die Prinzessin zur Drachengrube und nach dem kleinen Drachen sehen, welcher in der Wiege ihrer Tochter geschlüpft war.

*

Der kleine Drache war geschlüpft, als Daemon und Viserra friedlich in ihrem Bett schliefen und sie von einem Klicken geweckt wurden.

Viserras Schlaf war seit der Geburt ihrer Tochter ohnehin leicht und nicht selten kurz. Jedes noch so kleine Geräusch nahm die Prinzessin wahr und so auch in der Nacht, als der kleine Drache schlüpfte.

Ohne zu zögern, sprang Viserra aus dem Bett auf, ignorierte den grummelnden Daemon neben sich und eilte zu der Wiege ihrer Tochter, welche direkt neben dem Kamin stand.

Viserra blickte in die Wiege hinein, nur um festzustellen, dass das Ei, welches Daemon zu ihrer Tochter gelegt hatte, wackelte und das Klicken, die feste Schale war, welche brach.

Aus vorsichtig, hob Viserra Alysanne aus der Wiege und sah gebannt dabei zu, wie der kleine Drache das Licht der Welt erblickte und nur wenige Augenblicke später mit seinen Augen zu Viserra sah.

Das Tier spannte seine ledernen Flügel aus und ließ einen lauten Ton von sich, welcher dazu beitrug, dass auch Daemon zu der Wiege getreten war.

„Lā nudho mēre", (Ein grauer) stellte Daemon hinter ihr fest und sah genauso gebannt auf das kleine Tier.

„Ziry looks hae se ñuqir hen iā uēpa perzys", ( Er sieht wie die Asche eines alten Feuers aus) bestätigte Viserra und sah sich das kleine Tier an. Es hatte Ähnlichkeiten mit Amaric und ebenso wie ihr eigener Drache zierte ein kleines Horn seine Nase.

Die Hörner waren ebenfalls elegant geschwungen und die Schwingen und der Bauch hatten eine schwarze Färbung. Wie die Kohle, mit der sie als Kind immer gemalt hatte.

„Kosti brōzagon zirȳla hae bona", (Wir können ihm diesen Namen geben) meinte Daemon und begann die Eierschalen aus der Wiege zu sammeln.

„Ñuqir?", fragte Viserra nach und Daemon nickte ihr entgegen.

„So soll es sein", bestimmte Viserra und sah lächelnd zu ihrem Mann, welcher ihr dabei zusah, wie sie ihre Tochter zurück in die Wiege bettete. Der kleine Drache würde ihrer Tochter nichts tun. Der kleine Drache hatte Alysanne erwählt und würde nun alles für sie sein und alles für sie tun, solange wie Alysanne lebte.

Während Daemon in das Bett ging, hockte Viserra noch eine Weile an der Wiege ihrer Tochter und sang ein Lied, welches nicht nur für ihre Tochter bestimmt war.

Ein altes valyrisches Lied, welches ihre Mutter immer gesungen hatte, als Viserra gerade einmal laufen konnte.

„Haros Bartossi", stellte Daemon dann fest, als Viserra ebenfalls ins Bett ging, nachdem ihre Tochter wieder friedlich ihre Augen geschlossen und gemeinsam mit ihrem kleinen Drachen eingeschlafen war.

Fire cannot kill a dragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt