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„Wann glaubt ihr wird es soweit sein?", fragte Viserra den Maester.

„Wenn ich mich nicht verschätzt habe, dann dürften es noch fünf Monde sein, ehe euer Kind auf die Welt kommt", antwortete er gefasst.

„Behaltet es für euch!", befahl Viserra ihm dann plötzlich, als sie wie aus einem Traum erwachte. Schließlich drückte sie ihm ein bisschen Gold in die Hand.

„Ich werde es ihm sagen!", gab sie kurz danach an und sah ihm dabei zu, wie er seine Tasche zusammen packte und ihre Gemächer verließ. Dann stand sie mitten im Raum und wusste nicht so recht wohin mit sich.

Wie in Trance stellte sie sich vor einen Spiegel und fuhr ihren Bauch entlang. Es war etwas zu spüren, eine Wölbung war zu merken, aber bisher hatte sie es immer für die Menge an Essen gehalten, die ihnen hier geboten wurde.

Ihr war durchaus bewusst, dass ihre Taten mit Daemon Konsequenzen haben, denn Mond - Tee hatte sie nie danach oder vorsorglich zu sich genommen. Dennoch war sie überrascht. So schnell. So plötzlich und absolut ungeplant. Wieder kam ihr die Frage in den Sinn, ob er es überhaupt wollte. Wollte Daemon Vater werden, was würde er sagen?

Sie machte sich Sorgen um seine Reaktion, dem, was noch kommen könnte und vor der Geburt, welche durchaus ihre Tücken hatte. Mit ihrer Mutter hatte sie etliche Male miterlebt, dass ein ungeborenes Kind Probleme vor, aber auch noch nach der Geburt bereiten konnte. Viserra wusste nicht viel über die Geburt eines Kindes. Sie wusste nicht viel darüber, wie es war, ein Kind in sich zu tragen.

Mit ihrer Mutter hatte sie ein derartiges Gespräch nie geführt. Als sie ein solches Gespräch hätten führen sollen, war ihre Mutter längst verstorben und davor war sie noch zu jung. Unter anderen Umständen, hätte Viserra nun den Rat von Rhaenyra oder gar Luna eingefordert, aber keiner der beiden Frauen war hier in Pentos.

Niemand konnte ihr helfen und Viserra war nun auf sich allein gestellt und genau das war auch der Grund, warum sie vermutlich eine derartige Panik verspürte. Bei der Geburt würde sie auch allein sein.

Und trotz aller Sorgen stahl sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen und sie begann liebevoll über ihren Bauch zu streicheln, stolz darauf, bald Mutter zu sein. Viserra war sich sicher, dass sie einen Erben unter dem Herzen trug. Einen Jungen. Einen Prinzen. Einen Erben.

Dann trat sie aus ihren Gemächern und machte sich auf, nach ihrem Mann zu suchen.


Vergebens. Schließlich beschloss sie, zu Amaric zu gehen, in der Hoffnung, dass er auf Caraxes unterwegs gewesen war und ihn bei seinem Drachen vorfinden würde. Es gab sonst keinen Ort mehr, an dem sie nach Daemon suchen konnte. Überall war sie schon gewesen und mehr Orte gab es nicht, an denen er sonst sein könnte.

Sie sollte recht behalten. Caraxes war verschwunden und nur die schlafende Amaric lag auf einem großen Felsen nahe dem Meer und schlief, als sie bei ihr ankam.

Amaric ließ ein leises Schnauben von sich, ehe sie ihre Augen öffnete und direkt in die von Viserra sah. Sie gab Laute von sich und schüttelte kurz ihren Kopf. Nun verstand Viserra auch die Wesensveränderung ihres Drachen. Sie hatte einmal von den Wächtern gehört, dass Drachen besonders dann ihrem Reiter gegenüber beschützend waren, wenn sie ein Kind in sich trugen oder ihr eigenes Kind dabeihatten.

Wieso war sie nicht schon früher darauf gekommen, es hätte offensichtlich sein müssen. Doch am Ende war es zu offensichtlich, als dies als Begründung zu sehen.

Behutsam strich Viserra über die Nase ihres Drachen und begann dann irgendwann freudestrahlend zu lachen. Amaric schloss kurz die Augen, ehe sie in die von Viserra sahen.

Fire cannot kill a dragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt