Olivia
„Woher kennst du eigentlich Jacob und wie hat er dich dazu gebracht, jetzt gerade hier zu sein?", fragte ich Finn etwa eine halbe Stunde später. Wir saßen nebeneinander auf einer niedrigen Mauer in einem ruhigen Bereich des Campus'. Auf dem Weg hierher hatten wir uns bei einem Foodtruck Hotdogs geholt und damit unseren Hunger gestillt. Finn hob eine Augenbraue. „Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass du davon ausgehst, es sei eine Art Strafe, Zeit mit dir zu verbringen?"
„Tut mir leid", murmelte ich und zuckte mit den Schultern. Obwohl ich seit Verlassen des Restaurants etwas entspannter war, fiel es mir ganz offensichtlich noch immer schwer, mich vernünftig zu artikulieren. „Keine Ahnung ob du das weißt, aber ich musste auch ein Date für Jacob suchen und ehrlich gesagt ist mir diese Suche nicht sehr leicht gefallen", versuchte ich mich zu erklären. „Als ich gehört habe, wie schnell er jemanden für mich gefunden hat, war ich etwas überrascht und misstrauisch. Mit dir habe ich definitiv nicht gerechnet."
Erst als Finn sichtbar verwundert fragte: „Mit mir?", realisierte ich, dass ich schon wieder einen Gedanken ausgesprochen hatte, den ich besser für mich hätte behalten sollen. „Wie hättest du mit mir rechnen können? Sind wir uns schon einmal begegnet?" Er runzelte die Stirn. „Wenn ja, muss ich mich wohl entschuldigen. Wobei ich mir echt nicht vorstellen kann, dass ich dich vergessen hätte."
Ich wäre gerne näher auf seinen letzten Satz eingegangen, doch es erschien mir klüger, erst einmal meine eigene Aussage zu erklären. „Nein, wir sind uns noch nie begegnet. Ich meinte damit eigentlich nur, dass ich eher mit einer etwas verzweifelten Person gerechnet habe, die an einem Freitagabend nichts besseres zutun hat, als auf ein Blinddate zu gehen."
Finn hob die Augenbrauen. „Vielleicht bin ich ja etwas verzweifelt. Und vielleicht habe ich nichts besseres zutun."
„Die Wahrscheinlichkeit halte ich für sehr gering", entgegnete ich. „Die besten Partys finden an den ersten Wochenenden des Semesters statt, das dürftest du bereits mitbekommen haben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es genug Frauen am Campus gibt, die auf ein Date mit dir gehen würden, ohne dass es durch Dritte organisiert werden muss."
Das breite Grinsen auf Finns Gesicht bestätigte meinen Verdacht, er musste gar nicht antworten. Tat er aber. „Du möchtest mir jetzt aber nicht weismachen, dass es hier keine Männer gibt, die mit dir ausgehen wollen?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Viele sind es nicht", gab ich zu. „Wenn ich das letzte Jahr als Maßstab nehme, ist es etwa einer pro Semester." Finns Augenbrauen schossen in die Höhe und verliehen seinem Gesicht einen überraschten Ausdruck. „Ist das dein Ernst?" Seine Frage klang beinahe vorwurfsvoll, weshalb ich sofort das Bedürfnis verspürte, mich zu verteidigen.
„Leute, die sich auf Partys plump an mich ranmachen, habe ich jetzt nicht zu den Personen gezählt, die mit mir ausgehen wollen. Die würden die Zahl etwas erhöhen."
„Olivia", sagte Finn und positionierte sich so auf der Mauer, dass er mir frontal zugewandt war. „Wo versteckst du dich?"
„Ich verstecke mich nicht", widersprach ich lachend. „Es gibt ganz offensichtlich einfach nicht so viele Männer, die Interesse an mir haben." Finn verdrehte die Augen, als erzählte ich absoluten Schwachsinn, weshalb ich fragte: „Hättest du mich angesprochen, wenn wir uns zufällig über den Weg gelaufen wären?" Jetzt, wo ich die Frage ausgesprochen hatte, verspürte ich eine gewisse Angst vor der Antwort. Unbegründet, wie sich sehr schnell herausstellte. „Auf jeden Fall", sagte Finn. Da ich ihn nicht kannte, fiel es mir schwer seine Mimik zu deuten, aber ich konnte in seinem Gesicht kein Anzeichen dafür finden, dass er nicht die Wahrheit sagte. „Hättest du mich angesprochen, wenn wir uns zufällig über den Weg gelaufen wären?", drehte er die Frage um und ich antwortete, ohne nachzudenken: „Auf keinen Fall."
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won't fall in love
Romance"Darf ich mal kurz kitschig werden?", fragte Olivia nach einer Weile angenehmen Schweigens. Aber kein Schweigen war so angenehm wie Olivia reden zu hören. Ihre Frage ließ mich jedoch misstrauisch werden. "Kitschig?" Ich hatte keine Ahnung worauf sie...