Kapitel 52

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Olivia

„Wenn mir jemand irgendwann während der letzten beiden Semester gesagt hätte, dass ich jetzt hier mit dir liegen würde, hätte ich diese Person vermutlich ausgelacht", murmelte ich, als wir eine halbe Stunde später ohne Handtuch, aber immer noch eng aneinander geschmiegt, im Bett lagen.

„Wieso?", fragte Jacob. Ich drehte mich auf den Bauch und legte mein Kinn auf seinem Oberkörper ab. „Dachtest du echt, du könntest meinem Charme ewig widerstehen?" Er schenkte mir ein wirklich unwiderstehliches Lächeln und wackelte mit den Augenbrauen.

„Von deinem Charme habe ich nicht so viel abbekommen", erinnerte ich ihn. „Eher blöde Sprüche."

Jacob verdrehte die Augen. „Ja und das ist auch besser so. Sonst hättest du dir Hoffnungen gemacht, dass ich Interesse an dir haben könnte."

„Was du offensichtlich nicht hast."

Er kniff mir sanft in die Nase. „Damals nicht, aber Dinge ändern sich."

Ich konnte ein Gähnen nicht unterdrücken und Jacob folgte meinem Beispiel. „Das waren gefühlt die längsten 24 Stunden meines Lebens", sagte er dann. Ich wollte ihm zustimmen, doch in meinen Hals hatte sich ein Kloß gebildet, der jede Wortmeldung unmöglich machte. So glücklich ich auch gerade war, konnte ich die Sorge dennoch nicht ausblenden. Jacob runzelte die Stirn. „Was ist los?", fragte er. „Du siehst irgendwie ängstlich aus."

Ich wollte mein Sorge nicht mit ihm teilen, da es nicht meine Absicht war, ihn unter Druck zu setzen. Auf der anderen Seite konnte das zwischen uns nur funktionieren, wenn wir absolut ehrlich zueinander waren. Mit einem Seufzen drehte ich mich wieder auf den Rücken und starrte an die Zimmerdecke.

„Ich möchte nicht schlafen", gestand ich ihm.

„Möchtest du lieber andere Dinge machen?", fragte Jacob und begann, meinen Bauch zu streicheln. Obwohl die Berührung mich augenblicklich elektrisierte und ich nichts lieber getan hätte, als abzuwarten bis seine Hand tiefer wanderte, waren meine Gedanken so laut, dass sie meine körperlichen Bedürfnisse in den Hintergrund stellten. Jacob schien zu merken, dass ich unter seiner Berührung versteinerte, denn er zog seine Hand schnell wieder zurück. „Was ist los, Watson?" Nun klang er deutlich besorgt.

„Sei mir nicht böse, okay?", bat ich ihn kleinlaut.

„Warum sollte ich dir böse sein?"

„Ich möchte nicht schlafen, weil ich Angst davor habe, dass du mich morgen früh wieder von dir stößt."

Jacob schwieg und dann hörte ich ihn leise seufzen. „Und deshalb soll ich dir böse sein?"

Ich zuckte mit den Schultern, was im Liegen gar nicht mal so einfach war. „Ja, weil ich dir damit möglicherweise Unrecht tue."

Die Matratze bewegte sich. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Jacob sich auf die Seite gedreht hatte. Kurz darauf fühlte ich seine Hand an meiner Wange. Sanft, aber bestimmt, drehte er meinen Kopf, bis wir uns ansahen. Seine Hand nahm er nicht wieder weg. „Ich weiß nicht, ob ich dir deine Angst nehmen kann, aber vielleicht hilft es, wenn ich dir etwas erzähle. Als wir vor ein paar Wochen angefangen haben, mehr Zeit miteinander zu verbringen, habe ich ziemlich schnell realisiert, dass ich dich mag. Ich wusste, dass ich dir niemals das geben könnte, was du dir wünscht und deshalb war es wichtig, dass ich mich nicht in irgendetwas reinsteigere. Ich war froh, dass es Finn gab - auch wenn ich ihn echt nicht mag - weil es für mich einfacher war, mit dir befreundet zu sein, solange ich wusste, dass du kein Interesse an mir hast sondern an ihm. Aber dann hat Finn letzte Woche bewiesen was für ein Idiot er ist und ich hatte auf einmal keinen logischen Grund mehr, die Anziehung zu dir zu unterdrücken. Aber ich wusste, dass ich dich niemals küssen oder dir körperlich näher kommen durfte, weil ich dann keinen Weg mehr zurück finden würde. Du weißt mittlerweile, weshalb mir die Aussicht auf eine langfristige Beziehung und starke Gefühle Angst macht. Trotzdem bin ich diesen Schritt jetzt mit dir gegangen ist und das ganz bewusst. Meine Angst ist nicht weg, ganz und gar nicht, aber alternativ hätte ich uns beide unglücklich gemacht. Ich werde dich morgen früh nicht von mir stoßen, Olivia. Ich glaube, das könnte ich gar nicht. Das wäre pure Selbstzerstörung."

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