Kapitel 7

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Olivia

„Was hältst du von einem Spaziergang?"

Misstrauisch sah ich Ella über den Küchentisch hinweg an. Ich hätte den Vorschlag einfach hingenommen und nicht weiter hinterfragt, wäre ihr etwas zu scheinheiliger Gesichtsausdruck nicht gewesen.

„Einen Spaziergang?", fragte ich deshalb skeptisch, anstatt ihr zuzustimmen. „Hast du ein bestimmtes Ziel vor Augen?"

„Klar, sie möchte deinen Traumprinzen stalken", erwiderte Noah an ihrer Stelle und wich dem Pfannenwender, den Ella in seine Richtung schwenkte, gekonnt aus. Wir saßen zu dritt beim Frühstück und ich war Ella wieder einmal sehr dankbar für ihren Männergeschmack. Noah war es zu verdanken, dass vor uns nicht nur frische Bagel standen sondern auch eine Pfanne mit köstlichem Rührei, von dem Ella sich gerade eine große Portion aufgetan hatte. Nun legte sie den Pfannenwender zurück und kniff verärgert die Augen zusammen. „Ich möchte niemanden stalken", korrigierte sie Noah. „Ich möchte mir lediglich selbst einen Eindruck von dem Menschen machen, der meiner besten Freundin den Kopf verdreht hat. Ist das so verwerflich?" Als Noah kauend den Kopf schüttelte, fuhr sie an mich gewandt fort: „Du meintest doch, dass er heute Vormittag Fußballtraining hat. Wir könnten einen Spaziergang in Richtung Sportplatz machen und dann kannst du mir aus der Ferne zeigen, wer Finn ist. Und dann gehen wir wieder, ohne dass er etwas davon mitbekommt."

Ganz offensichtlich war mir anzusehen, wie wenig mich dieser Vorschlag überzeugte, weshalb Ella einen flehenden Blick aufsetzte. „Bitte Olivia. Du kannst mir doch nicht vorschwärmen, wie unfassbar gut der Kerl aussieht und ihn mir dann vorenthalten. Ich möchte auch schöne Männer angucken."

„Hey!", empörte sich Noah, doch Ella winkte ab.

„Du weißt ganz genau, dass ich nur dich will, also sei leise und mach mir meine Argumentation nicht kaputt."

Zufrieden lächelnd nickte Noah. „Okay."

Stöhnend lehnte ich mich zurück und hob ergeben die Hände. Ella würde nicht von ihrem Plan abzubringen sein, aber wenn ich ganz ehrlich war, klang es auch ein bisschen verlockend, Finn wiederzusehen. Allerdings würde ich darauf bestehen müssen, dass wir tatsächlich Abstand zu ihm hielten, denn ich wollte nicht erklären müssen, weshalb ich ihn nach nur einem Date meiner besten Freundin präsentierte. Gerade als ich klein beigeben und Ellas Vorschlag zustimmen wollte, klopfte es an der Tür und sie öffnete sich, noch bevor jemand von uns etwas sagen konnte.

„Einen wunderschönen guten Morgen zusammen", verkündete Jacob, ließ die Tür hinter sich zu fallen und schnappte sich einen Bagel. Anstatt sich zu uns an den Tisch zu setzen, ging er um diesen herum und blieb gegen den Kühlschrank gelehnt stehen.

„Deiner Stimmung nach hattest du einen schönen Abend?", fragte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Mir war ohnehin klar, dass zwischen Ruby und Jacob nichts festes entstehen würde, aber wenigstens schien ich mit ihr keine völlig falsche Wahl getroffen zu haben. Oder besser gesagt Noah. Jacob erwiderte mein Grinsen. „Schöner Abend, schöne Nacht, ich kann mich nicht beklagen."

„Schöne Nacht?", fragte Ella und klang vorwurfsvoll. „Ich dachte du suchst nach einer Beziehung."

„Und deshalb darf ich die Nacht nicht mit ihr verbringen? Wenn das deine Definition von Beziehung ist, tut mir Noah sehr leid."

Ella verdrehte die Augen. „Das gestern war euer erstes Date. Wenn du auf der Suche nach etwas langfristigem bist, könnte es nicht schaden, die Sache etwas langsamer anzugehen."

Immer noch grinsend streckte Jacob ihr die Zunge raus und sah dann mich an. „Wie war dein Abend?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, ihn möglichst wütend anzufunkeln. „Du bist also durch deine Kurse gegangen und hast irgendwelchen Leuten mein Foto gezeigt, bis jemand bereit war, mit mir auszugehen?" Jacobs Grinsen verrutschte etwas, als er abwehrend die Hände hob. „Sorry, aber wenn ein Typ nach einem Date für eine Freundin sucht, entsteht schnell der Eindruck, dass diese Freundin nicht gerade hübsch ist und deshalb verkuppelt werden muss. Dem wollte ich entgegen wirken und beweisen, dass das auf dich nicht zutrifft." Das Kompliment, das sich in dieser Erklärung versteckte, ignorierte ich gekonnt.

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