Kapitel 58

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Olivia

Zwei Wochen später stand bereits das Wochenende vor Thanksgiving an und damit auch Jacobs Geburtstag. Wie im letzten Jahr hatte er es sich nicht nehmen lassen, für den Abend seines Geburtstages eine Party zu planen, zu der im Prinzip jeder eingeladen war, der Wind davon bekam. Letztes Jahr war ich schon vor seinem Geburtstag nach Hause geflogen und hatte die Party verpasst, doch Ella und Hailey hatten mir sehr ausführlich davon berichtet.

Nach einiger Überlegung hatte ich doch noch Flugtickets gebucht, um meine Mutter in der nächsten Woche zu besuchen, allerdings würde ich erst am Montag, nach Jacobs Geburtstag, fliegen. Auch mein Vater plante für ein paar Tage hoch nach Kanada zu kommen. Was ich von dem offensichtlichen Plan meiner Eltern, mir zu beweisen, dass wir trotz ihrer Trennung weiterhin eine Familie waren, halten sollte, wusste ich noch nicht.

Am Samstagnachmittag trafen wir uns zu sechst in der Wohnung der Jungs. Es war Ellas Idee gewesen, eine Art Friendsgiving zu veranstalten und wir hatten alle ohne zu zögern zugestimmt. Die Möbel im Wohnzimmer wurden ein bisschen zusammengerückt, sodass genug Platz war, um den Esstisch auszuklappen. Hailey und Phil zauberten mal wieder hervorragendes Essen, doch am meisten freute ich mich darüber, den ganzen Nachmittag und Abend mit meinen fünf besten Freunden verbringen zu können.

Obwohl die Stimmung super war und wir alle viel lachten, entging mir nicht, dass Ella Noah immer mal wieder nervöse Blicke zuwarf. Spätestens als ich mitbekam, wie sie beim Abräumen des Geschirrs kurz ein paar leise, aber eindringliche Wörter wechselten, war ich mir sicher, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Ist alles okay bei euch?", fragte ich Ella deshalb, sobald Noah außer Hörweite war.

„Was?" Sie wirkte irritiert und irgendwie etwas abwesend. „Ja... ja klar, alles bestens."

Bevor ich die Chance hatte weiter nachzuhaken, flüchtete sie zurück zum Esstisch. Besorgt folgte ich ihr und diese Sorge steigerte sich eruptionsartig, als Noah sich wenig später räusperte und von seinem Stuhl erhob.

„Könnte ich einmal kurz eure Aufmerksamkeit haben?"

Wenn die beiden wirklich Probleme in ihrer Beziehung hatten, war das hier eine verdammt blöde Art, uns darüber zu informieren.

„Ellie und ich haben ein paar Neuigkeiten, die wir euch gerne mitteilen würden", fuhr Noah fort. Er lächelte Ella an und sofort wanderten meine Gedanken in eine ganz andere Richtung. Mein Blick huschte zu ihren Händen, doch sie trug nur ihre üblichen Ringe, ein neuer war definitiv nicht dazu gekommen.

„Alter, wenn du meine Schwester geschwängert hast...", murmelte Phil und schüttelte warnend den Kopf. Ella, die ihm gegenüber saß, funkelte ihren Bruder wütend an.

Noah verdrehte grinsend die Augen. „Keine Sorge, Phil, du musst keine Mordpläne schmieden. Nein, wir... ihr werdet uns im nächsten Semester etwas weniger zu Gesicht bekommen. Gar nicht, um genau zu sein."

Das Blut schien mir in den Adern zu gefrieren, so kalt war mir auf einmal. Niemand sagte etwas, wir alle warteten darauf, dass Noah weitersprach und erklärte, wovon er sprach.

„Ellie und ich werden Ende des Jahres für ein Semester nach London gehen."

In meinem Innern tobten die Gefühle. Zwei Emotionen lieferten sich einen erbitterten Kampf: Enttäuschung, weil ich zwei meiner allerbesten Freunde mehrere Monate am Stück nicht sehen würde. Und Freude. Freude für Ella und für Noah, die dieses gemeinsames Abenteuer selbstverständlich verdienten. Ich wusste, wie sehr Ella London liebte, wie sie nach ihrer kurzen Reise im Frühjahr von der Stadt geschwärmt hatte. Und nun würde sie ein ganzes Semester dort leben, zusammen mit dem Menschen, den sie so sehr liebte.

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