Olivia
„So plötzlich?", fragte Finn mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich wünschte, er würde meine Entscheidung einfach akzeptieren, doch danach sah es nicht aus. „Liegt es wirklich nur an meinem fehlenden Vertrauen, oder hattest du schon vorher Zweifel?"
Ich musste meine Worte vorsichtig wählen, denn ich wollte Finn nicht anlügen. „Bis zum letzten Donnerstag hatte ich keine Zweifel, nein", sagte ich. „Erst als du mich vor die Wahl gestellt hast, habe ich realisiert, dass wir in der Angelegenheit niemals auf einen Nenner gekommen wären und dass es besser war, das ganze zu beenden."
Finn rührte in seinem Kaffeebecher herum. „Hast du das realisiert oder wurde dir das eingeredet?"
Fassungslos starrte ich ihn an. Ich hätte diesem Treffen niemals zustimmen sollen, doch nun war es für diese Erkenntnis zu spät. „Ich bin sehr gut dazu in der Lage, eigenständig zu denken", presste ich hervor. „Außerdem muss ich mich für nichts rechtfertigen." Ja, meine Gefühle für Jacob waren entstanden und gewachsen, während ich Finn gedatet hatte. Aber bewusst war mir das erst danach geworden. Aus welchem Grund hätte ich Finn sonst weiter daten sollen?
Finn stieß ein Seufzen aus und lehnte sich im Stuhl zurück. „Der Campus ist groß, aber nicht groß genug um ausschließen zu können, dass man sich ab und an über den Weg läuft. Also sag mir bitte, ob ich damit rechnen muss, dich bald mit Jacob zusammen zu sehen."
War es Finn die ganze Zeit darum gegangen? Wollte er mich nur treffen, um herauszufinden ob doch etwas zwischen Jacob und mir lief? Oder hatte er wirklich nach wie vor Interesse an mir? Ich konnte ihn nicht einschätzen.
„Natürlich musst du damit rechnen. Jacob und ich sind befreundet und werden auch weiterhin Zeit miteinander verbringen. Ich kann gerne versuchen, dir aus dem Weg zu gehen, aber garantieren kann ich für nichts." Gelogen war das nicht - ganz egal was in den letzten Tagen zwischen Jacob und mir passiert war, im Kern waren wir befreundet. Das war unser Fundament.
„Möchtest du mir wirklich weismachen, dass Jacob seine Chance noch nicht genutzt hat, jetzt wo du wieder zu haben bist?" Mir gefiel Finns Tonfall überhaupt nicht. Ich wollte dieses Gespräch schnellstmöglich beenden, wusste nur nicht wie ich das anstellen sollte.
„Ich möchte nicht mit dir über Jacob reden", stellte ich klar. „Wenn es also sonst nichts mehr dringendes gibt, würde ich jetzt nach Hause gehen."
Wenn mich nicht alles täuschte, sackte Finn ein Stück in sich zusammen. „Tut mir leid, Olivia. Ich bin einfach..." Er schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid."
Ich wusste nicht was genau er meinte, aber ich wollte auch nicht nachfragen. Also zuckte ich nur mit den Schultern und stand auf. „Ist es in Ordnung wenn ich dich nach Hause bringe?"
„Um zu überprüfen, ob Jacob dort auf mich wartet?", fragte ich, bissiger als nötig.
„Nein", entgegnete Finn. „Weil es schon dunkel wird und ich wenigstens eine Sache richtig machen möchte."
Tatsächlich dämmerte es draußen bereits und ich war nicht sonderlich erpicht darauf, im Dunkeln alleine quer über den Campus zu laufen. „Okay", stimmte ich mit leichtem Widerstreben zu. „Aber ich möchte kein weiteres Wort über Jacob hören."
Finn respektierte meinen Wunsch und begleitete mich schweigend nach Hause. Ich konnte ihm sein Verhalten nicht einmal vorwerfen, ich konnte ihn nur bemitleiden. Finn war attraktiv, nett und intelligent. Mit seiner Eifersucht und der Schwierigkeit, anderen zu vertrauen, stand er sich selber im Weg.
Unter vor dem Wohnheim blieb ich stehen. Nach oben musste Finn mich nun wirklich nicht begleiten. Er blickte die Fassade entlang nach oben zu den erleuchteten Fenstern. „Er wartet nicht auf mich", sagte ich, weil ich ahnte, was in ihm vorging. Seufzend lehnte Finn sich gegen die Hauswand, die Hände tief in den Taschen seiner Hose vergraben. „Du hast dich für ihn entschieden, gegen mich", murmelte er. Ich erwiderte nichts, denn ich konnte ihm nicht widersprechen. „Wieso? Was hat er, was ich nicht habe?"
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won't fall in love
Romance"Darf ich mal kurz kitschig werden?", fragte Olivia nach einer Weile angenehmen Schweigens. Aber kein Schweigen war so angenehm wie Olivia reden zu hören. Ihre Frage ließ mich jedoch misstrauisch werden. "Kitschig?" Ich hatte keine Ahnung worauf sie...