Kapitel 36

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Olivia

„Okay, wow. Damit hätte ich echt nicht gerechnet."

„Willkommen im Club..." Erst jetzt, fast 24 Stunden später, war ich dazu gekommen, Hailey und Ella von meinem gestrigen Abend zu erzählen. In meinen Kursen heute Vormittag war ich nur physisch anwesend, mit den Gedanken ganz woanders. Finn hatte die Nacht nicht bei mir verbracht, stattdessen hatte er mich mit einem angebrochenen Herzen und unzähligen Fragezeichen zurück gelassen. Von Anfang an hatte ich Zweifel gehabt, ob eine Beziehung zwischen uns funktionieren konnte und vielleicht hatte ich mich deshalb nie komplett fallen gelassen, was mir jetzt zugute kam. Nichtsdestotrotz traf mich Finns Entscheidung sehr. Möglicherweise deshalb, weil ich nie in Betracht gezogen hatte, dass die Sache zwischen uns an einem anderen Mann scheitern würde. An anderen Frauen, die besser aussahen und selbstbewusster waren - klar, das hätte ich verstanden. Aber doch nicht wegen Jacob.

„Also hat er die Sache beendet, weil du Jacob nicht die Freundschaft kündigen wolltest?", fragte Hailey, vermutlich um sicher zu gehen, dass sie mich auch wirklich richtig verstanden hatte. Ich nickte. „Ich sollte mich zwischen einer Beziehung mit ihm und meiner Freundschaft mit Jacob entscheiden. Aber wie soll ich das denn machen? Jacob die Freundschaft zu kündigen würde bedeuten, dass ich sie indirekt euch allen kündige."

„Soweit würde ich nicht gehen", meinte Hailey, „aber es wäre schon kompliziert geworden. Trotzdem... ich hätte Finn für selbstbewusster gehalten. Ich verstehe nicht, weshalb Jacob ihn so sehr einschüchtert."

Ella hüstelte leise, woraufhin Hailey und ich synchron die Köpfe in ihre Richtung drehten. In den letzten Minuten war Ella ungewohnt still gewesen. Jetzt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, als bereute sie ihr Hüsteln bereits. „Was ist?", fragte ich neugierig und irritiert zugleich.

„Bitte sei mir nicht böse, Olivia", begann sie mit flehender Miene, was meine Irritation nur noch steigerte. „Bist du dir sicher, dass du dich nur aus logistischen Gründen nicht zwischen den beiden entscheiden konntest?"

Ich fühlte mich ertappt, ohne dieses Gefühl begründen zu können. Denn noch immer verstand ich die Panik nicht, die bei dem Gedanken an ein Leben ohne Jacob in mir entstanden war. „Wie meinst du das?", hakte ich vorsichtig nach.

„Naja, ihr habt in den letzten Wochen schon mehr Zeit miteinander verbracht als vor dem Sommer. Vielleicht... vielleicht ist er dir ans Herz gewachsen?"

„Klar", bestätigte ich. „Wir haben uns besser kennengelernt und verstehen uns gut. Wir sind befreundet. Mag sein, dass das auch eine Rolle gespielt hat, aber in erster Linie war es die Gesamtsituation. Die Jungs wohnen zusammen! Wie hätte das funktionieren sollen?"

„Ella hat Recht", murmelte Hailey. Ich warf ihr einen fassungslosen Blick zu, doch sie hob beschwichtigend die Hände. „Finn hat überreagiert. Dass er dir nicht vertraut, sondern verlangt, dass du dich zwischen ihm und deinen Freunden entscheidest, ist großer Mist. Aber die Beziehung zwischen Jacob und dir hat sich in den letzten Wochen wirklich stark verändert."

Mir fehlten die Worte, also schaute ich nur zwischen meinen besten Freundinnen hin und her. Ja, Jacob und ich hatten eine Zweckgemeinschaft in eine Freundschaft verwandelt. Wollten die beiden mir jetzt unterstellen, dass Jacob mir wichtiger war als Finn? Dass ich die Aussicht auf eine glückliche Beziehung wegen Jacob boykottiert hatte? Das war Irrsinn.

„Magst du Jacob?"

Ich starrte Hailey an. War das ihr Ernst? „Ja, verdammt. Als Freund. So wie ich auch Phil und Noah mag."

Sie zuckte mit den Schultern. „Okay."

Ellas Handy vibrierte und sie las die eingetroffen Nachricht. Dann sagte sie zu mir: „Hailey und ich sind eigentlich unten mit den Jungs verabredet. Irgendwer feiert mal wieder. Sollen wir stattdessen hier bei dir bleiben, dich alleine lassen oder möchtest du mitkommen?" Ich wusste, dass sie ihren Freunden mir zuliebe sofort absagen würden. Aber ich schüttelte den Kopf. „Ein bisschen Ablenkung ist glaube ich genau das richtige."

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