Yeonjun

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Die Dose fiel mir aus der Hand und rollte unter den Fernsehtisch.

Nein, das konnte doch nicht sein, schnell lief ich zu Kaiwen, ich brauchte einen Beweis dafür, sonst könnte ich es nicht glauben.

Ohne zu Klopfen riss ich die Türe von Kaiwen auf, sie schreckte von ihrem Handy auf und sah mich erschrocken an.

Für meine Verhältnisse ziemlich aufgeregt fragte ich sie:

"Wann haben wir morgen unsere Aufnahmen für das neue Musikvideo?"

Etwas verwundert sah sie mich an und antwortete:

"Um 11 Uhr."

"Ok, ich komme direkt dort hin, ich übernachte heute bei meinen Eltern:"

Da meine Eltern in Seoul lebten, war es kein Problem heute noch in ihre Wohnung zu fahren und morgen rechtzeitig zum Videodreh da zu sein.

Ich schloss schnell die Türe und wollte mit Hausschuhen zur Tür hinaus, merkte es aber noch rechtzeitig und machte wieder kehrt, um meine Schuhe zu holen. Die Dose lugte unter dem Tisch hervor.

Schnell lief ich hin und fischte die Dose darunter hervor, betrachtete sie ziemlich lange und ging dann in mein Zimmer. Dort stellte ich sie neben meinen Computer auf den Schreibtisch.

Nun aber schnell zu meinen Eltern.

Auf dem Weg aus meinem Zimmer schnappte ich mir noch schnell meinen gelben Liebling Hoodie.

Als ich die Eingangstüre öffnete, stieß ich mit Jihyun zusammen, die deshalb zu Boden fiel.

Im Vorbeigehen entschuldigte ich mich nur so nebenbei, weil es mir ehrlich gesagt egal war, dass ich sie umgerannt hatte.

"Hey!", schrie sie mir nach.

Ich ignorierte sie und lief Richtung Busstation, währenddessen setzte ich mir meine Brille auf und zog den Hoodie an, den ich noch in meiner Hand hatte.

Die Kapuze zog ich mir tief in mein Gesicht, um nicht erkannt zu werden,

Als ich in den Bus einstieg, setzte ich mich ganz hinten auf einen der letzten Sessel und starrte nach draußen.

Mit Enttäuschung musste ich feststellen, dass ich in der Aufregung meine Kopfhörer vergessen hatte.

"Unnie", schrie jemand, der gerade noch in den Bus gesprungen war, bevor er davongefahren war.

Soo Ae kam auf mich zu und setzte sich neben mich, mit vielen Fragezeichen im Gesicht blickte ich sie an.

"Ich glaube, ich muss mit dir mitfahren. Irgendwie habe ich das Gefühl, als bräuchtest du ein wenig Unterstützung."

Normalerweise hätte ich sie jetzt hinausgeschickt, aber ich schwieg und starrte zum Fenster hinaus.

"Passt, wenn es dir recht ist."

In meinen Kopf herschte ein Caos wie schon lange nicht mehr. Immer wieder ging ich den Gedanken durch, dass Yeonjun nicht der Junge aus meiner Kindheit sein könnte.

Als ich ausstieg, nahm ich gar nicht so wirklich wahr wie So Ae mir folgte, sie war ziemlich ruhig und folgte mir einfach nur.

Als ich bei der Wohnung meiner Eltern angekommen war, kramte ich meinen Schlüssel aus meiner Tasche. Bitte lass sie nicht zu hause sein, mit anhaltenden Atem sperrte ich auf und als ich in die Wohnung ging sagte ich vorsichtig:

"Jemand da?"

Zum Glück antwortete niemand, schnell zog ich meine Schuhe aus und lief in mein altes Kinderzimmer, dort blieb ich vor einer ziemlich kitschig rosa Kommode stehen und zog das erste Fach auf.

Ich sah einen alten Game Boy darin und einige Zettel, auf denen ich Notizen zu Choreographien gemacht hatte, in meiner Traineezeit hatte ich mir immer gerne Chores ausgedacht.

Vielleicht sollte ich einmal vorschlagen, eine Choreo für Pineapple zu machen, kam mir kurz in den Sinn, dieser Gedanke verlief sich aber schnell.

Ich wühlte weiter und musste feststellen, dass das, was ich suchte, nicht in dieser Lade war. Ziemlich fest drückte ich sie zu und man konnte einen Knall hören, vor Schreck zuckte ich zusammen und öffnete die zweite Lade nun etwas vorsichtiger, um mich nicht wieder selbst zu erschrecken.

In dieser Lade war auch nichts, wo war es doch nur?

Als ich die dritte Lade öffnete, fiel mein Blick auf mehrere Noten zu Liedern, die ich als Kind gerne gesungen hatte. Das "Farbenspiel des Windes" von dem Film Pocahontas war auch dabei, ich habe es jeden Tag mindestens einmal gesungen.

Es war in dieser Zeit mein Lieblingslied gewesen.

Als ich die Noten auf die Seite schob, konnte ich endlich eines meiner Tagebücher sehen, ich nahm das erste in die Hand und stellte schnell fest, dass ich weiter zurückgehen muss.

Als ich schon das vierte Tagebuch in der Hand hatte, hatte ich endlich das richtige Buch in der Hand.

Ich hatte einfach irgendeine Seite aufgeschlagen und auf ihr war nur der Name Yeonjun geschrieben.

Geschockt blätterte ich einige Seiten weiter und musste feststellen, dass es nicht besser wurde. Überall konnte man seinen Namen lesen.

"Und ich dachte, Min Jin wäre von Yeonjun besessen", sagte Soo Ae plötzlich hinter mir.

Die hatte ich ja ganz vergessen, ich schlug das Buch zu und drehte mich zu ihr, fuchtelte mit den Buch hin und her und stotterte:

"Nein, nein, nein, es ist ganz anders. Ich wusste das doch nicht."

Soo Ae lachte kurz und nickte wie wenn sie mich verstehen würde, aber ich verstand doch selbst nicht ganz, was hier gerade los war.

Erschöpft, weil ich diese ganzen Emotionen, die mich in den letzten Stunden überrannt hatten, nicht gewohnt war, ließ ich mich auf dem Schreibtisch Sessel nieder und seufzte einmal tief.

Soo Ae nahm mir das Tagebuch aus der Hand und blätterte es durch.

Sie fand eine Seite, die für sie besonders interessant schien, und hielt sie mir vor die Nase.

"Schau, er war scheinbar der Grund, warum du dann doch ein Idol geworden bist", sie war dabei ziemlich aufgeregt.

Ich laß den letzten Satz auf der Seite:

"Um Yeonjun wieder zu sehen, muss ich scheinbar ein Idol werden! Ich weiß ich schaffe das!"

Das war das Letzte, was ich scheinbar in dieses Tagebuch geschrieben habe, weil der Rest leer war.

Dunkel konnte ich mich erinnern, dass ich mich sobald ich mich entschieden hatte ein Idol zu werden noch mehr dafür gemacht hatte als meine Eltern so und so von mir verlangt hatten,

Zeit und Kraft hatte ich lange Zeit nicht für mein Tagebuch danach gehabt, erst als Trainee hatte ich einige andere angefangen zu schreiben.

"Das ist doch einfach nur süß", sagte Soo Ae.

Mit vielen Fragezeichen über meinem Kopf blickte ich sie an.

"Naja, jetzt muss nur noch er sich erinnern und dann seid ihr vielleicht bald ein Paar, das ist doch eine Geschichte wie in einem Liebesroman."

Mein Gesicht wurde auf einmal ganz heiß, schnell schüttelte ich den Kopf.

Nein, nein, nein!

Vielleicht Doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt