Beomgyu

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Beomgyu war schon vor einiger Zeit gegangen, nun lag ich auf meinem Bett und starrte auf das Bild von Yeonjun in der Zeitschrift. 

Auf den Bildern wirkte er nicht so wie ich ihn kannte, seine Augen machten auf mich einen ziemlich fremden und kalten Eindruck, mir war es lieber, wenn seine Augen strahlten oder wenn man seine sanftheit darin sehen konnte.

Immer wieder überlegte ich ihm zu schreiben, um zu fragen, ob er einen Schuss hatte und warum er so einen Blödsinn geschrieben hatte. Was mir auch immer wieder durch den Kopf ging war was Beomgyu gesagt hatte.

Wie hatte er das gemeint?

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.

“Ja”

Die Tür wurde langsam aufgemacht und Kaiwen kam langsam hinein, setzte sich neben mich ans Bett und blickte kurz auf die Zeitschrift, die ich noch immer anstarrte.

“Pfh”, raunte sie und schüttelte den Kopf.

Sie hatte mir nun schon öfters klar gemacht, dass sie nicht viel von Yeonjun hielt, irgendwann werde ich sie vielleicht fragen, was sie gegen ihn hatte, aber im Moment wollte ich es noch nicht so dringend wissen.

Ihr Blick wurde sanft, liebevoll streichelte sie mir über meinen Kopf und fragte:

“Ich habe mir etwas zum Essen gemacht, möchtest du mit mir Abend essen?”

Freudestrahlend nickte ich und Kaiwen, die mir bis jetzt in die Augen geschaut hatte, blickte nun verlegen zu Boden und schwieg für kurze Zeit.

Als sie aufgestanden war ging sie einen Schritt in richtung Wohnzimmer, machte kehrt und streckte mir die Hand entgegen, strahlend forderte sie mich auf:

“Komm, schon.”

Als ob ich diejenige gewesen wäre, die gezögert hatte, ins Wohnzimmer zu gehen. 

Verwundert nahm ich ihre Hand und ließ mich von ihr hochziehen. 

“Unsere Liste wird immer kleiner”, schrieb ich Beomgyu in der Früh am Samstag vor dem großen K-Pop-Event.

“Guten Morgen. Warum schon wieder eine, die es nicht ist?”, antwortete er mir.

Vor meinen Augen tat sich ein Bild auf, Beomgyu wie er traurig noch in seinem Bett saß und auf sein Handy starrte.

“Du musst es positiv sehen, je kleiner die Liste wird, desto näher kommen wir ihr.”

Leider hatten erst fünf Frauen auf mein Schreiben geantwortet und von vier hatte ich überhaupt gar keine Kontaktmöglichkeit gefunden.

Hoffentlich ist es eine von dennen die ich angeschrieben habe, Beomgyu war eh so sensibe, ich will nicht wissen wie er darauf reagieren würde wenn wir sie nicht finden.

“Alles ok, mit dir, du bist in letzter Zeit wieder so viel am Handy?”, fragte Kaiwen skeptisch.

“Sie hat recht, mit wem schreibst du? Etwa mit Yeonjun?”, mischte sich Soo Ae noch ein, Kaiwen sah sie mit weit aufgerissenen Augen an.

“Das glaube ich nicht”, stellte Hee-Jin fest.

Wir saßen gerade am Frühstückstisch, alle von uns aßen nur eine Kleinigkeit, ich hatte uns Obst aufgeschnitten. 

Heute war unser Auftritt als “Pineapple” besonders wichtig, weil es unser erster nach dem Skandal war. Ich hatte es doch geschafft, unsere Choreografen zu überzeugen, dass sie die Choreo für mich doch noch etwas anspruchsvoller machten.

Körperlich fühlte ich mich schon ziemlich gut, nur Schlaf bekam ich in letzter Zeit wenig, immer wieder träumte ich von Yoojin. Dann wachte ich schweißgebadet auf und bekam kein Auge mehr zu. Jeden Tag musste ich auch noch eine Psychotherapie machen, meistens schwieg ich die Therapeutin an, weil ich keine Lust hatte darüber zu sprechen, irgendwie rausgeschmissenes Geld von unseren Entertainment.

Vielleicht sollte ich einmal mit Binna reden, sie hatte sich wirklich zu einer sehr netten Person entpuppt und ich war froh darüber, sie jetzt zu haben.

“Warum?”, fragte Kaiwen Hee-Jin.

“Weil sie dann viel mehr grinsen würde”, während sie das sagte, stieß sie mir in meine Rippen und schmunzelte.

“Hey”, entgegnete ich und stieß ihr auch in die Rippen, wir beide fingen zu lachen an.

Kaiwen hatte sich zurückgelehnt und verschränkte ihre Arme, Soo Ae stimmte in unser Lachen ein.

Alle waren aufgestanden, um sich fertig zu machen, es war sechs Uhr in der Früh, um 6:30 Uhr mussten wir los.

Als ich den Tisch abräumte, stellte ich fest, dass Kaiwen nichts mehr gegessen hatte.

Die Früchte, die sie sich auf ihren Teller gelegt hatte, waren liegen geblieben, ich packte sie in eine Box und gab sie in meinen Rucksack, vielleicht würde sie sie später essen wollen.

Wir saßen in unserer Umkleide, ich wurde gerade geschminkt, da kam Kazuha Nakamura von Le Sserafim herein, Hee-Jin sprang auf und lief auf sie zu.

Ach ja, die waren ja gute Freundinnen, sie kannten sich aus ihrer Traineezeit.

Ich glaube, ich hatte auch mit Kazuha trainiert, aber ich war mir nicht mehr sicher, ich wusste nicht einmal, ob ich mit meinen Mitgliedern damals viel zu tun hatte. Eigentlich war ich meistens auf der Seite gestanden und hatte alleine trainiert. 

Wenn ich darüber nachdachte, fiel mir kein einziges Gesicht aus dieser Zeit ein und die Namen sind doch viel zu unnötig, um sie zu lernen. Bis du sie dir merkst sind die Menschen auch schon aus deinen Lebern verschwunden.

Kazuha winkte mir freundlich rüber und ich winkte zurück.

“Bist du nervös?”, fragte Hee-Jin Kazuha.

“Und wie weißt du, wie mein Herz klopft”, antwortet Kazuha.

“Viel Glück”, sagte Hee-Jin und drückte Kazuha kurz.

“Ich muss leider schon los, wollte nur meiner Freundin hallo sagen.”

Bevor Kazuha ging sah sie mich noch traurig an:

"Entschuldige, es tut mir leid.”

Verwundert blickte ich sie an und wollte gerade fragen, was genau ihr Leid tat, da kam Kaiwen hinein gestürmt.

“Wir müssen schnell los, wir sind beim “Roten Teppich” vorgezogen worden!”

Jeder von uns sprang sofort auf, wir wussten, wenn Kaiwen so zu uns kam, dann hatten wir wirklich keine Zeit mehr.

Kazuha war schon am Weg zur Tür hinaus, ich blickte ihr noch nach und wollte sie eigentlich zurückrufen, aber dafür war keine Zeit mehr.

Während wir am Roten Teppich waren, kam ich zu dem Entschluss, dass sie sicher das mit Yoojin, Jihyun und Min Jin gemeint hatte.

Kaiwen beantwortete wie immer die Fragen des Moderators sehr professionell. Mir wurde eine Frage gestellt und ich antwortete das, was ich im Protokoll vor einigen Minuten gelesen hatte und erntete dafür sogar einige aufgeregte Schreie in der Menge, aber um ehrlich zu sein, hatte ich den Satz, nachdem ich ihn ausgesprochen hatte, wieder vergessen.

Als wir abgegangen waren, setzten wir uns auf unsere Plätze, es war nicht “MAMA” und nichts wo wir einen Preis gewinnen würden, aber das ganze wurde live übertragen.

Wir konnten den “Roten Teppich” beobachten und als TXT auf den Teppich ging, wurde mein Herz schwer, als ich Yeonjun sah und ich fing an, mich mit Soo Ae zu unterhalten.

Als die fünf hinein kamen um auf ihren Platz zu gehen, nahmen sie direkt vor uns Platz, na super, wie kann es anders sein.

Yeonjun hatte kurz inne gehalten, als sich unsere Blicke trafen, verlegen den Kopf gesenkt und mich daraufhin ignoriert. In 20 MInuten würde der “Rote Teppich” vorbei sein, Yeonjuns Hinterkopf war direkt vor mir, Soo Ae sah mich besorgt von der Seite an und flüsterte:

“Alles gut.”

Mit leichten nicken antwortete ich ihr, Beomgyu drehte sich zu mir um und sagte:

“Hey, alles ok bei dir?”

Vielleicht Doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt