In der Nacht

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Ich hörte Yeonjun etwas sagen, aber im Vergleich zu sonst sprach er ziemlich leise und ich konnte kein Wort verstehen. Was ich verstehen konnte, war aber, dass ihn Kaiwen ziemlich eingeschüchtert hatte.

Schneller als ich überhaupt denken konnte, stand ich neben dem Bett und schob die Infusionen vor mir her, um möglichst schnell auf den Gang zu kommen.

In diesem Moment spürte ich keinen Schmerz, sondern versuchte einfach nur möglichst schnell zur Tür zu kommen, als ich vor ihr stand, riss ich sie ziemlich energisch auf.

Sowohl Kaiwen als auch Yeonjun starrten mich erschrocken an.

"Was...", versuchte ich einige Worte aus mir herauszubekommen.

Mein Blut war mir in den Kopf geschossen und ich wollte eigentlich am liebsten losschreien, aber ich konnte nicht.

Meine Beine waren auf einmal ganz schwach und es drehte sich alles um mich.

Ich fing an zu schwanken, bevor ich allerdings hinfiel, war Yeonjun rechts neben mir und stützte mich.

Fast gleichzeitig war Kaiwen da und stützte mich von der anderen Seite, während beide mich zurück in mein Bett brachten, warf Kaiwen Yeonjun Böse Blicke zu.

Yeonjun blickte einfach nur auf den Boden und versuchte, ihren Blicken auszuweichen.

Vorsichtig halfen die beiden mir wieder auf mein Bett zu kommen, ich war so erschöpft als hätte ich gerade Hardcore Tanzstunden hinter mir.

Mein Herz raste und wollte sich nicht wirklich beruhigen, keuchend saß ich da und spürte wie sich kalter Schweiß auf meiner Haut bildete.

Da erschauerte ich und Yeonjun nahm vorsichtig meine Hand und fragte unsicher:

"Stimmt das?"

Eigentlich wollte ich, dass er das nie erfahren würde, aber nun war es schwierig, ich blickte ihn an und schüttelte den Kopf.

Mein Blick sagte aber genau das Gegenteil, als meine Geste und Yeonjun schien ziemlich schockiert.

Daraufhin ließ er meine Hand los und ging zwei Schritte vom Bett weg Richtung Tür.

Geh jetzt bitte nicht weg!

Kaiwen stand auf der anderen Seite des Bettes und blickte Yeonjun mit so viel Hass in ihren Augen an, das kannte ich so gar nicht von ihr.

Yeonjuns Blick wanderte zu ihr und irgendetwas sagte mir, dass wenn ich jetzt nicht bald meinen Mund aufmache, dass er einfach gehen wird.

"Stop...", sagte ich so leise, dass mich keiner der Beiden verstehen konnte.

Kaiwen riss ihren Blick von Yeonjun und sah mich besorgt an:

"Was denn?"

Aber ich sah weiter nur Yeonjun an, er beobachtete Kaiwen noch immer sehr genau und seine Augenbrauen legten sich in Falten und seine Unterlippe war wieder eingezogen.

In seinem Kopf schien gerade ziemlich viel los zu sein.

"Stop", sagte ich nun etwas lauter und endlich sah mich auch Yeonjun an.

Sein Blick wanderte aber immer wieder von mir zu Kaiwen.

"Hört mir bitte zu."

Yeonjun kam wieder näher an das Bett heran und als er direkt daneben stand, ging er etwas in die Knie, um auf Augenhöhe mit mir zu sein.

"Ja", sagte er vorsichtig.

Kaiwen schien ihn wieder etwas böser anzusehen, weil sein Blick immer wieder zu ihr wanderte, als würde er davon ausgehen, gleich wieder von ihr angeschrien zu werden.

Aus dem Augenwinkel nahm ich war, wie Kaiwen nickte und darauf wartete, was ich zu sagen hatte.

"Yeonjun, kann nichts dafür", sagte ich und wandte mich erst ihr zu.

Kaiwen wollte dagegen protestieren, aber ich schüttelte so energisch, wie ich es in diesem Moment konnte, meinen Kopf.

Dann wandte ich mich wieder Yeonjun zu, ich konnte ein leichtes Siegerlächeln sehen, dass er Kaiwen zuwarf, aber als sich unsere Augen trafen, versuchte er es zu verstecken und sein Blick wurde wieder sehr besorgt.

"Ja, die drei haben das gemacht, weil sie meinen, ich soll mich nicht mehr mit dir treffen und weil sie eifersüchtig sind."

"Aber dann bin ich doch schuld", platzte es aus ihm heraus.

Wieder schüttelte ich energisch den Kopf.

"Nein, wenn du für jeden verrückten Fan etwas dafür könntest, das wäre doch absolut nicht in Ordnung."

"Aber", sagte er und sein Blick wanderte wieder zu Boden.

"Yeonjun", flüsterte ich leise.

Erwartungsvoll hob er den Kopf und ich streichelte ihm durch die Haare und sagte:

"Du kannst nichts dafür. Bitte, rede dir das nicht ein."

"Ich werde es versuchen", antwortete er nicht allzu überzeugend.

Jetzt wuschelte ich ihm etwas kräftiger durch die Haare und raunte wie er es manchmal machte:

"Yeonjun"

Er sah mir nun wieder direkt in die Augen und da wanderte wieder dieses leicht schiefe Lächeln über seine Lippen.

Mein Herz setzte wieder für einen Moment aus und meine Wangen wurden leicht rot.

"Eh, Hallo!", sagte Kaiwen neben uns und legte einen Arm auf meine Schulter.

"Ich bin auch noch da!", fügte sie sehr beleidigt hinzu.

Yeonjun stand auf und sagte zu Kaiwen:

"Ich werde jetzt eh schon gehen."

Als er bei der Tür war drehte er sich zu mir um und versuchte seine Besorgtheit zu überspielen und sagte gekünstelt fröhlich zu mir:

"Ich melde mich bei dir."

Kaiwen starrte noch immer die Tür an, obwohl Yeonjun schon seit mehreren Minuten weg war.

"Kaiwen, alles gut mit dir?"

Sie zuckte zusammen als ich sie das fragte und blickte zu mir hinunter:

"Ja, alles in Ordnung."

Schockiert stellte ich fest, dass es schon 16 Uhr war und ich wusste, dass Kaiwen zu ihrem Fotoshooting musste und nicht mehr viel Zeit hatte.

"Ähm, Kaiwen, hast du nicht etwas vergessen?", fragte ich sie mit einem erneuten Blick auf die Uhr.

Sie sah nun auch auf die Uhr und ihre Augen weiteten sich,

"Oh, Nein, ich muss los!"

Da war sie auch schon zur Tür hinaus.

Ein Lächeln wanderte über meine Lippen, so hatte ich Kaiwen noch nie erlebt, sie hatte noch nie einen Termin vergessen oder verpasst.

Es machte mich sehr glücklich, dass sie sich so sehr um mich sorgte, vielleicht bin ich den Menschen um mich herum doch nicht so egal.

Mitten in der Nacht bekam ich eine Nachricht und obwohl ich normalerweise nicht in der Nacht an mein Handy ging, machte ich es trotzdem, weil ich neugierig war und hoffte, dass die Nachricht von Yeonjun war.

Sie war von Yeonjun aber als ich sie geöffnet hatte wünschte ich, ich hätte meine Angewohnheit mein Handy in der Nacht zu ignorieren beibehalten.

Mein Herz schien auf einmal von 100 Nadeln zerstochen zu werden, die Nachricht lautete:

"Ich finde es ziemlich anstrengend, mit dir befreundet zu sein, können wir unsere Beziehung auf das Tanzen beschränken?"

Vielleicht Doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt