Fahrverbot

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Es ist bereits Sonntag und Connie hat sich immer noch nicht über den Preis der Wette geäußert. Mit meinem Skateboard unter den Arm geklemmt mache ich mich auf zu dem nahegelegenen Skatepark. Auf unserer Straße wohnen viele wichtige Leute, die immer wieder ihr Geltungsbedürfnis befriedigen müssen. Daher ist es 'verboten' mit Reifen jeglicher Art über den Bürgersteig zu fahren. Bis vor ein paar Monaten bin ich immer auf der Straße gefahren. Aber seit mein Vater in einer wichtigen Geschäftsverhandlung mit einem unserer lieblichen Nachbarn ist, reiße ich mich am Riemen nicht jedem zu erklären, dass lediglich auf dem Bürgersteig Fahrverbot herrscht. An der nächsten Kurve lasse ich mein Skateboard auf den Boden gleiten und rolle los.

Durch den Zaun, der den Skatepark eingrenzt, sehe ich bereits Tameo und Blake, die oben auf der Miniramp sitzen und ihre Beine durch das Geländer baumeln lassen. Auf dem Weg zu ihnen grinde ich über die nächstgelegene Rail. Mein Deck des Skateboards ist schon ganz abgenutzt, da ich es liebe über alle möglichen Gegenstände zu sliden. Als die Beiden mich entdecken, schnappen sie sich ihre Boards und rutschen synchron auf ihrem Hintern und ihrem rechten Fuß die Rampe runter. "Da bist du endlich, du lahme Ente", nimmt mich Tameo in den Empfang. "Ich bin doch erst vor fünf Minuten aus dem Haus gegangen", beschwere ich mich, "außerdem bist du hier die lahme Ente!" Gespielt erbost kneift er seine Augen zusammen. "Das werden wir noch sehen. Vergiss nicht, auf dem Nachhauseweg fordere ich dich heraus."

"Leute, ihr fordert euch jedes Mal heraus", schaltet sich Blake lachend ein. "Halt dich daraus!", rufen wir Beide gleichzeitig. Dann müssen wir alle Drei loslachen.

Ich übe an meinem Heelflip, während die Jungs zwischen den Rampen hin und her fahren. Gerade bekomme ich einen Doppelten hin, als ich aus meiner Konzentration gerissen werde. "So Entchen jetzt geht es auf in den Kampf", schallt Tameos Stimme zu mir hinüber. "Gut. Blake du gibst das Startzeichen." Auf sein Zeichen hin schießen wir los. Quer durch den Park. Fahr nach links. In einer kleinen Linkskurve springe ich auf eine niedrige Ledge und nehme mit der Hilfe eines Bluntslides an Fahrt auf. Somit geht Joyce Danzante in Führung. Alle Umstehenden sind völlig aus dem Häuschen. Auf der Straße zieht Tameo ordentlich an. Tritt schneller. Knapp vor einem abbiegenden Auto überquere ich schnell die Straße. Willst du dich umbringen? Nein, aber gewinnen. Bis zu Tameos Haus sind es nur noch etwa 700 Meter. Der Schatten von seinem Skateboard verfolgt mich ununterbrochen. Komm nur noch das letzte Stück. Als ich meinen Blick heben, sehe ich Blake lässig am Gartenzaun lehnen. Wie kann das sein? Vor Schreck bremse ich einfach abrupt ab. Da schlittert auch schon Tameo in mein Rücken rein. So gut es geht versuchen wir uns gegenseitig abzufangen und taumeln über den Bürgersteig. "Ihr solltet Tanzunterricht nehmen bei so viel Talent", lacht Blake uns aus, als wir endlich wieder einen festen Stand haben. "Total lustig", gibt Tameo von sich. Ich bin immer noch überrascht wieso Blake vor uns da ist. "Wie hast du das geschafft?"

"Ich habe es einfach drauf, Joyci." Dabei wuschelt er mir, wie bei seiner kleinen Cousine, durch meine Haare. "Wer hat Lust zu zocken?", rettet mich Tameos Frage.

So breit wie es geht setze ich mich auf das Sofa und warte darauf, dass die nächste Runde von NBA startet. Ein echtes Zockermädchen. Zuerst mache ich den Hausherren fertig und dann folgt eine haushohe Niederlage des King of Wettrennen Manipulators. "Ha, wer hat noch nicht? Wer will nochmal? Ich mach euch beide fertig!", gröle ich völlig ausgelassen durch Tameos Wohnung. "Spiel dich nicht so auf", brummt Blake. Freudig strecke ich meine Arme in die Luft. "Ach macht es Spaß die großen starken Jungs zu besiegen." Vom Lacheln bekomme ich mich kaum wieder ein.

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