Sammele deine Sportsachen zusammen

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Schwerfällig hieve ich mich aus meinem Bett. Gestern Abend war es recht spät geworden. Mein Magen fühlt sich immer noch total vollgestopft an. Hättest nicht den halben Kuchen essen müssen. Meine innere Stimme ignorierend, sammele ich meine Anziehsachen für den heutigen Tag zusammen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich gerade noch Zeit habe zu duschen. Für ein Frühstück hast du eh kein Platz mehr in deinem Bauch. Schnell husche ich in das Bad und drehe den Temperaturregler der Dusche auf eiskalt. Nachdem ich mich einigermaßen wach und fit für den kommenden Schultag fühle, schlüpfe ich in meine schwarze Jeans und in ein einfaches weißes T-Shirt. Beides besitze ich schon seit Ewigkeit, weswegen mein Outfit ein wenig abgewetzt aussieht. Und so willst du Luca gegenüber treten? Durch den Gedanken an ihn schleicht sich automatisch ein Lächeln auf meine Lippen. Mit meiner Zahnbürste in meinem Mund laufe ich noch einmal zurück in mein Zimmer und ziehe ein übergroßes rotes Flanellhemd, das mir Amber vor einigen Tagen aus Amerika zugeschickt hat, aus meinem Schrank und mir über. Schon besser.

Gerade als ich meinen Mund ausspüle, ertönt die Stimme meines Dads von unten, "Princess, du hast die Zeit auch im Blick?" Er kann es einfach nicht über sich bringen, das Zeit-Management mir selber zu überlassen. "Ja, Dad. Bin schon auf dem Weg", antworte ich ihm laut rufend. Jedoch nehme ich mir noch die Zeit meine Haare in einen Bauernzopf zusammen zu flechten. Früher hat mir Connie immer die Haare geflochten, aber irgendwann habe ich mich hingesetzt und so lange geübt bis ich die ganzen Frisuren auch selber hinbekommen habe. Ohne Fleiß kein Preis, würde ich da mal sagen. Das sowieso...

Den Rucksack über meine rechte Schulter gehangen laufe ich die Treppe hinunter und, ohne ein Zwischenstopp in der Küche bei meinem Dad zu machen, setze ich mich im Flur auf die Kommode, um meine schwarzen Boots anzuziehen. Du hast eindeutig zu viele Schuhe. Was eine Frau halt so braucht. Du und Frau - Ein guter Witz. Man spürt förmlich die Nettigkeit, die heute Morgen durch meinen Kopf sprüht.

"Okay, Dad ich bin dann weg. Bis heute Abend", verabschiede ich mich und steige wie jedes Mal auf mein Motorrad und schlage den Weg Richtung Schule ein.


An meinem Spind steht schon Zoey und wartet anscheinend auf mich. "Morgen", begrüße ich sie ein wenig lahm. Doch sie lässt sich davon nicht abbringen mich weiterhin so anzustrahlen als hätte sie im Lotto gewonnen. "Guten Morgen", zwitschert sie und wippt aufgeregt auf ihren Zehenspitzen auf und ab. Dabei fliegen ihre schwarzen Locken wieder so süß umher. Zum Knuddeln dieses Mädchen. Irritiert mustere ich sie. Dann wende ich mich meinem Spind zu und drehe am Schloss herum bis es mit einem leisen Klack aufspringt. Als ich meine Sportschuhe im unteren Fach liegen sehe, schnelle ich mit meinem Kopf wieder zurück zu Zoey. "Sag mir bitte, dass heute nicht Woche B ist und wir jetzt kein Sport haben", flehe ich sie verzweifelt an. Erstaunt zieht sie eine ihrer Augenbrauen hoch, "Ich muss dich leider enttäuschen. Wir haben jetzt Sport", antwortet die Schwarzhaarige mir, bevor sie in ein leises Gelächter ausbricht, "und du hast es schon wieder verpeilt!" Aus einer Intuition heraus schlinge ich mein Arme um ihre Schulter und schlage spielerisch meine Stirn gegen ihre Schulter. "Warum bekomme ich nie mit, wann Woche A zuende ist und Woche B anfängt?", jammere ich. "Vielleicht solltest du dir mal einen Terminkalender zulegen und alle Daten eintragen", lacht Zoey und tätschelt freundschaftlich meinen Rücken. Ein guter Ratschlag. Ich kann diese abwechselnden Stundenpläne je nach Woche auch nicht auseinanderhalten. Gekünstelt schniefe ich und schaue das Mädchen vor mir schief an. "Fragst du mich gerade, ob ich Sportklamotten für dich habe?", fragt Zoey nach. "Ja", klimpere ich mit meinen Augen. Aus ihrer Schultasche holt sie ihre Anziehsachen für den Sportunterricht und ich erkenne ein einfaches T-Shirt und zwei Sportleggins. "Die schwarze Hose kannst du haben, aber ein zweites T-Shirt habe ich leider nicht für dich." Dankbar nehme ich die Hose entgegen. Immerhin schon ein Anfang in der Mission 'Sammele deine Sportsachen zusammen'. Nachdem ich meine Sportschuhe aus dem Spind heraus genommen habe, machen wir uns auf den Weg zu den Umkleiden neben der Sporthalle.

Würdest du deine Pausen nicht immer in der Bibliothek verbringen, wäre es wahrscheinlich gar kein Problem ein T-Shirt von irgendwem geliehen zu bekommen. Tat ich aber eben nicht und wer will der 15-Punkte-Joyce schon ein Kleidungsstück leihen. "Zoey, was mache ich denn jetzt?", jammere ich immer noch, während ich meinen Blick über die Schülergruppen, die vor den Umkleiden stehen, gleiten lasse. Sie zuckt lediglich mit ihren Schultern. Vor der Jungenumkleide entdecke ich Jonas. Jedoch steht Luca neben ihm. Dürfte schwierig werden ihn nach einem T-Shirt zu fragen ohne, dass Luca es mitbekommt. So unauffällig wie möglich versuche ich von meinem Platz aus die Aufmerksamkeit von Jonas zu erlangen. Aber anstatt, dass Jonas mir seine Beachtung schenkt, zeigt einer seiner Freunde in meine Richtung und betrachtet mich mit einem abfälligen Blick. Mission 'Unauffällig' ist durch deine komischen Handbewegungen gescheitert. Diesem schwarzhaarigen Strunk werfe ich einen genauso abfälligen Blick zu und stöhne frustriert auf. Nach ein paar Wortwechsel zwischen den Jungs, dreht sich Jonas in meine Richtung und schaut mich fragend an. "Komm her", forme ich mit meinen Lippen. Tatsächlich bewegt er sich auf mich zu. Allerdings dreht sich in diesem Augenblick auch Luca zu uns. Na toll! "Was gibt es?", erkundigt sich Jonas. Erst druckse ich herum, aber als er mich mit einem fordernden Blick anschaut, rücke ich mit der Sprach heraus. "Ich habe vergessen, dass wir heute Sport haben und brauche jetzt dringend ein T-Shirt. Du kannst mir doch sicherlich eins leihen, oder?", grinse ich den Braunhaarigen schief an. "Ne, sorry. Ich bringe selten meinen halben Kleiderschrankinhalt zum Unterricht mit", schüttelt er den Kopf. Ernüchtert schnaube ich auf, "HA HA, sehr lustig!" Verärgert haue ich Jonas gegen seinen Oberarm, was ihn zum Lachen bringt. Blödmann! "Und jetzt?", frage ich nach.

"Und jetzt nimmst du meins", nehme ich eine Stimme war und im nächsten Moment fliegt mir ein T-Shirt ins Gesicht. Aus Reflex fange ich es auf. Sofort steigt mir der Geruch von Weichspüler in die Nase. Als ich auf meine Hand hinunterschaue, halte ich das Handballtrikot von Jonas' Mannschaft in der Hand. Vor mir steht kein Anderer als Luca, der sein verdammtes verschmitztes Lächeln aufgesetzt hat. Ich merke wie sich meine Wangen rosa färben. "D-Das kann ich n-nicht", stottere ich. "Doch", zwinkert mir der Blondschopf zu. Dann wendet er sich zum Gehen, da unser Sportlehrer bereits die Umkleiden aufgeschlossen hat. Erneut stöhne ich frustriert auf und bewege mich erst, als Zoey mich mit sich zerrt.

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Ok, endlich bin ich dann auch mal fertig. Hat jetzt doch länger gedauert als gedacht. Hoffe dir gefällt das Kapitel, Leo ;) So viel zu meinem Vorsatz ein Referat zu erarbeiten...

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