Die Party kann kommen

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Den ganzen Vormittag steht mein Dad schon in der Küche und ist am kochen und backen. Heute ist sein großer Tag. Endlich füllt sich sein Alter mit einer weiteren runden Zahl. Normalerweise hätte man als gute Tochter seinen Vater mit einem schönen Ständchen und selbstgemachten Frühstück am Bett überrascht, aber das ist gar nicht so einfach, wenn dieser bereits um sechs Uhr morgens aufsteht und man selber lieber ausschläft. Wohlgemerkt an einem Freitag, an dem man in der Schule sitzen sollte. Ich bin noch krankgeschrieben. Hauptsache heute Abend feiern. Schon gut. Am Montag gehe ich wieder in den Unterricht.

Nachdem ich aus meinem Bett und in meine Kuschelsocken und eine Strickjacke geschlüpft bin, tapse ich hinunter in die Küche. "Happy Birthday, Dad!", rufe ich und umarme ihn von hinten. Leicht lacht mein Dad und dreht sich in der Umarmung zu mir um. "Danke, my Princess." Ich drücke ihm einen kurzen Kuss auf seine Wange und umarme ihn noch einmal etwas fester. "Deine Tochter hat überhaupt kein Geschenk für dich", beichte ich ihm, als ich mich von ihm löse. "Aber ich gehe die Tage einkaufen und dann koche ich dir ein ganzes Festessen", schlage ich etwas übertrieben vor. "Mach das. Ich bin gespannt was du schönes kreierst." Mit diesen Worten wendet sich der alte Herr seinem Braten im Ofen zu.

Ein wenig helfe ich meinem Dad, indem ich Sachen erledige wie den Blattsalat zu waschen und Gemüse zu schneiden. Bis es an der Haustür klingelt. "Das werden Chrissy und Alex sein", merke ich an, während ich zur Tür eile. Wie bereits vermutet stehen die zwei Besagten im Türrahmen und umarmen mich nacheinander, nachdem wir in den Flur getreten sind. "Die Jacken könnt ihr einfach auf die Kommode schmeißen und die Schuhe am besten hier hin", sage ich, während ich hinter die Tür deute. Christine nehme ich die zahlreichen Tüten ab, die sie mit sich schleppt. Beide Mädchen waren so nett einige Dekoartikel für die Feier zu besorgen. "Okay, Joy. Wo fangen wir an?", erkundigt sich Alexandra. "Ich würde mal sagen im Wohnzimmer." Damit führe ich sie in das genannte Zimmer. Wir schieben einige Zeit die Möbel hin und her, nachdem ich die Trennwand zwischen Wohn- und Esszimmer geöffnet habe, bis eine geeignete Tanzfläche, eine niedliche, aber doch ziemlich große, Sitzecke und noch genügend Platz für die Stehtische, die in der Garage warten, zustande kommt. Ein Tisch nach dem Anderen tragen wir in das Haus und stellen sie richtig auf. Auf Jeden kommt ein buntes Glas, in dem ein Teelicht steckt, und einige Herbstblätter aus Kunstfasern. Über die Sitzecke hängen wir Lampions in einigen Rottönen. Die Tanzfläche versuchen wir so gut wie möglich zu beleuchten und stellen schon einmal die Stereoanlage ein. Die Möbel am Rand decken wir mit weißen Tischdecken ab, auf die wiederum orangene oder rote Tülltücher und weitere Teelichter in Gläsern drapiert werden. In den Flur hängen wir ein paar Lichterketten, die einen den Weg weisen sollen. Mehr oder weniger aus Spaß hängen wir von außen an die Haustür viele bunte Luftballons und eine 'Happy Birthday' - Girlande. "Mädels, ich würde sagen die Party kann kommen", stellt Chrissy nach einigen Stunden Arbeit zufrieden fest. Ebenfalls zufrieden klatschen Alex und ich uns ab. "Dann muss ich mir nur noch etwas ordentliches anziehen", lache ich. Wissentlich schauen sich Christine und Alexandra an. "Oh und ob", lassen sie wie aus einem Mund verlauten. Etwas irritiert gehe ich hoch in mein Zimmer, in das die Zwei mir folgen. "Gut. Duschen gehen, Haare föhnen und dann wirst du fertig gemacht. Auf, auf", klatscht Alex begeistert in ihre Hände. Abgesehen davon, dass ich es sowieso getan hätte, gehe ich wie mir befohlen ins Bad.

Vierzig Minuten später trete ich in einem Rosé farbenden Kleid in mein Zimmer. An der Brust ist es mit Rosen besetzt und um meine Oberschenkel schmiegen sich einige Lagen Tüllstoff. Die zwei Mädchen auf meinem Bett sehen so aus als würden ihnen gleich die Augen aus dem Kopf fallen. Auf diesen Anblick hin fange ich an zulachen und suche in meinem Schmuckkästchen nach meiner 'Princess'-Kette. "Ich habe extra meinen Lockenstab mitgenommen und schon vorgeheizt", teilt mir Chrissy mit. Das riecht hier also so komisch. "Setz dich. Ich mach dir die Haare." Ohne mir überhaupt Zeit zu lassen Proteste zu äußern, drückt sie mich auf meinen Schreibtischstuhl und fängt an meine braunen Haare zu locken. Am Ende sieht es echt schön aus. "Danke", grinse ich meine Freundin an. In Windeseile schminke ich meine Augen. Gerade als ich den Pinsel weglege, klingelt es mal wieder an der Haustür. Perfektes Timing.

Auf dem Weg nach unten höre ich schon meinen Dad reden. Allerdings auf englisch. Das muss bedeuten, dass... "Joyce!", kommt mir meine Cousine quietschend entgegen gerannt. Voller Überraschung, aber auch Freude, schließe ich sie in meine Arme. "Liam hat mich zu seinem Geburtstag eingeladen. Mom und Dad sind auch da", erklärt Amber mir grinsend. Nachdem wir uns noch einmal umarmt haben, begrüße ich auch meine Tante und meinen Onkel.

In der nächsten halben Stunde kommen zahlreiche Freunde und Arbeitskollegen von meinem Dad. Neben Chrissy und Alex sind noch Blake, Tameo, Connie, Phil und Jonas gekommen. Mein Dad hatte mir erlaubt diese einzuladen, "damit nicht nur alte Leute in unserem Haus anwesend sind", wie er mir erklärte. Gemütlich sitzen wir alle in der Sitzecke. Ab und zu muss ich einige Fragen beantworten, die Amber mir stellt, damit sie auf dem neusten Stand ist. Gerade nehme ich einen Schluck Cola zu mir, als mich mein Dad anspricht. "Anscheinend ein Gast von dir, Princess, wartet an der Tür und möchte nicht reinkommen ehe du es ihm erlaubst. Vielleicht gehst du dich mal um diesen billy-goat kümmern." Verwirrt erhebe ich mich. "Der Anzug steht dir übrigens echt gut, Dad", schleime ich noch etwas, bevor ich in den Flur laufe. Jedoch bleibe ich auf halben Weg wie angewurzelt stehen, als ich meinen Blick erhebe.


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dümdümdümmm keiner weiß, wer vor der Tür steht...

Kein so gutes Kapitel, aber oh wunder es geht um einen Geburtstag.

Mein Geschenk an dich, Geburtstagskind ;D

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