Bereit wenn du es bist

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Frustriert schmeiße ich den Controller vor mich auf das Bett. "Warum ist es unmöglich gegen dich zu gewinnen?", jammere ich. "Hat da jemand etwa gedacht, dass ich extra verliere?", lacht Luca, "tut mir leid, so nett bin ich leider nicht." Schmollend blicke ich ihn an. "Mich muss man nicht gewinnen lassen, damit mein Selbstwertgefühl steigt. Ich schaffe es noch dich zu besiegen. Wie wäre es mit einer Revanche?" Entschlossen lehne ich mich nach vorne, um den Controller wieder in die Hand zu nehmen. "Du willst echt zum siebten Mal verlieren?", fordert mich der Blondhaarige heraus. Meine Augen zu Schlitzen geformt, schaue ich ihn spielerisch böse an. "Nimm dir nicht immer heraus so frech zu sein", drohe ich mit erhobenen Zeigefinger. "Okay, okay", fängt Luca meine Hände ab und zieht mich zu sich. Da ich darauf überhaupt nicht vorbereitet bin, habe ich zu viel Schwung. Platt lande ich auf seinem Oberkörper und haue ihm nicht gerade sanft meinen Ellenbogen in die rechte Rippe. Während er stöhnend sein Gesicht verzieht, fange ich gnadenlos an zu lachen. "Danke auch", grinst Luca gequält. "Du bist selbst schuld", lache ich einfach weiter. Die Tatsache, dass der Blondschopf anfängt mich zu kitzeln, trägt nicht dazu bei, dass meine Euphorie abklingt.

"Luca! Das Essen ist fertig. Kommt doch bitte runter", ruft Noreli herauf. Deine Rettung. Tief einatmend setze ich mich auf und richte den Pullover. "Bereit?", erkundigt sich Luca. "Bereit, wenn du es bist", äffe ich Gwendolyn Shepherd nach. Belustigt schaut er mich an, nachdem ich ihm meine Zunge heraus gestreckt habe. "So gut wie du gerade aufgelegt bist, überlebst du das Essen locker", zwinkert er mir zu. Mit einer Handbewegung fordert er mich auf, die Treppe runter zugehen.

Im Esszimmer erwartet uns ein gedeckter Tisch. "Guten Abend", begrüße ich freundlich einen Mann im Anzug. Von den Gesichtszügen her ähnelt er dem Jungen neben mir sehr. "Abend", nickt er mir zu, "freut mich dich kennen zu lernen." Schüchtern lächele ich in die Runde. "Hey Pa", seufzt Luca. "Wie war der Schultag, mein Sohn?", startet der Mann eine Konversation, die sofort darauf von seiner Frau unterbrochen wird. "Setzt euch doch, setzt euch", fordert sie uns auf, als sie mit einer dampfenden Auflaufform den Raum betritt. Lucas Vater zieht seine Anzugjacke aus und lockert seine Krawatte ein wenig. Dann nimmt er gegenüber von uns Platz. "Bedient euch ruhig schon einmal. Wir wollen doch nicht, dass alles kalt wird. Ich hole nur schnell noch etwas zu trinken", verschwindet Noreli wieder in die Küche.

Als jeder etwas auf seinem Teller hat, fangen wir an zu essen. Bis auf das Geklapper des Besteckes und einzelne Essgeräusche herrscht Stille. Das Schweigen ist fast unangenehmer als irgendwelche verzwickten Fragen. "Wie ich meine Frau kenne, hat sie sich sicherlich schon bei dir mit Vornamen vorgestellt. Deshalb ziehe ich mal nach. Ich bin Georg. Schön, dass du zum Essen geblieben bist", setzt der braunhaarige Mann sein Glas nach einem Schluck Wasser ab. Lächelnd nicke ich. "Und seit wann seid ihr Zwei schon zusammen?", fragt er, während er sich einige Nudeln auf die Gabel lädt. Prompt verschlucke ich mich an Meinen und muss einige Male husten. Entsetzt starrt Luca seine Mutter an. "Schatz, ich hatte versprochen, dass keine peinlichen Fragen gestellt werden", schreitet diese, ihren Mann anlächelnd, ein. "Ich verstehe", grinst Georg uns Zwei vielsagend an. Wie war das? Das Schweigen ist unangenehmer als irgendwelche Fragen. Ich nehme es zurück.

Kurz darauf haben alle aufgegessen. Ein Blick auf die Wanduhr verrät mir, dass es schon 20 Uhr ist. "Ich denke, ich sollte mich langsam auf den Weg nach Hause machen", merke ich vorsichtig an. "Natürlich, natürlich. Wir wollen dich nicht davon abhalten, Zeit mit deiner eigenen Familie zu verbringen", pflichtet mir Noreli bei. "Soll Georg dich nach Hause fahren?", fragt sie kurz darauf. "Nein, danke. Das ist sehr nett Frau Hofmaerz, aber ich muss eh noch an der Schule vorbei, mein Motorrad holen."

"Noreli", verbessert sie mich, woraufhin ich wieder schüchtern lächele. "Komm, wir holen deine Sachen", erhebt sich Luca von seinem Stuhl. Ich tue es ihm gleich. "Vielen Dank für das Essen", sage ich zu der Blondhaarigen. Dann wende ich mich an Lucas Vater. "Auf Wiedersehen, Herr Hofmaerz."

Bevor noch einer etwas sagen kann, verschwinde ich mit Luca in den Flur. Nachdem ich meine klammen Anziehsachen einfach in eine Tüte gestopft habe, ziehe ich mir an der Haustür meine Schuhe an. "Tut mir leid. Meine Eltern sind immer ein wenig aufdringlich", entschuldigt sich der Blondschopf. "Schon okay", grinse ich, "sie sind nett."    

"Wenn du meinst", lacht er, "ich wäre wahrscheinlich schreiend aus dem Haus gerannt." Schnell springe ich auf meine Füße und richte mich auf, sodass ich direkt vor Luca stehe. "Schimpft man seine eigenen Eltern nicht immer als die peinlichsten Personen im Universum?", frage ich lächelnd. "Da hast du nicht ganz Unrecht."

Zögernd drehe ich mich zur Tür und wieder zurück zu Luca. "Gut, ich werde dann mal gehen." Während er sich seine Haare rauft, nickt der Junge langsam. "Wir sehen uns dann morgen in der Schule", stellt er fest. "Hm, genau", öffne ich die Tür. Mach es einfach. Ohne weiter darüber nachzudenken, stelle ich mich auf meine Zehenspitzen und drücke Luca für nicht einmal eine Sekunde meine Lippen auf seine Wange. Mit einem 'Ciao' schlüpfe ich durch den Türspalt. Ein angenehmes leises raue Lachen begleitet mich, als ich die Stufen der Veranda hinunter gehe. "Tschüss Joy", ruft mir Luca hinterher.

Zügig breche ich auf in Richtung Schule. Du hattest schon einmal bessere Ideen als in einer kurzen Hose aus dem Haus zu gehen, wenn es Herbst ist. Was will man machen... Auf jeden Fall hoffen, dass du nicht wieder krank wirst. Das würde ich als äußerst dumm gelaufen abstempeln.


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Goal!

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