Lust shoppen zugehen

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Die Sonnenstrahlen kitzeln mich an meiner Nase. In dem Bildschirm meines Computers spiegelt sich mein Gesicht wieder. An meiner rechten Wange ist ein riesen großer Abdruck. Du Nuss. War es bequem so zu schlafen? Das Handy auf meinem Kopfkissen bestätigt meine Vermutung, dass ich noch während des Telefonats eingeschlafen bin. Wenigstens hast du so lange ausgehalten bis ihr alles geklärt hattet. Da mit Phil wieder alles im reinen ist, stehe ich mit einem breiten Grinsen auf.

Mein Dad ist bereits arbeiten. Auf dem Küchentisch liegt lediglich ein Zettel und Geld. Mach dir einen schönen freien Tag, my princess. Vielleicht willst du ein bisschen shoppen gehen. Komme heute Abend etwas später nach Hause. Den grünen Schein lasse ich schnell hinter meiner Handyhülle verschwinden. Mit zwei Stück Torte, die mein Vater gestern mitgebracht hat, auf meinem Lieblingsteller lasse ich mich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Gelangweilt schalte ich durch das Fernsehprogramm. Am Vormittag läuft überhaupt nichts anständiges. In Windeseile verschlinge ich mein sogenanntes Frühstück und schreibe dann Con an. Lust shoppen zugehen? ~Joy Wenige Sekunden später erhalte ich bereits eine Antwort. Super gerne. Mache mich auf den Weg ins Center. ~Con Das bedeutet ich muss mich jetzt in Lichtgeschwindigkeit fertig machen und mich auf mein Motorrad schwingen.

Überaus fröhlich und mit weit ausgebreiteten Armen läuft Connie mir vor dem Eingangsbereich des Centers entgegen. "Hey, du verrücktes Huhn", begrüße ich sie liebenswürdig mit einer kurzen Umarmung. "Ich und ein Huhn? Dann bist du mein Küken", lacht sie. Immerhin hat sie nicht das 'verrückt' reklamiert. Mit einem Schmunzeln wende ich mich von ihr ab und lasse mein Blick durch das Zentrum schweifen. "Wohin geht es als erstes?", erkundige ich mich. "In das Café da und dann erzählst du mir von gestern Abend." Sie deutet mit ihrem Zeigefinger auf ein gemütlich aussehendes Eckcafé. "Sind unsere 'Twins' jetzt getrennt oder habt ihr euch wieder eingekriegt?" Alle aus unserer kleine Gruppe vergleichen Phil und mich mit einem unzertrennlichen Geschwisterpaar. Wie Zwillinge halt. "Das zweite", gebe ich von mir. Zum Glück!

Nach kurzer Zeit bringt uns die Bedienung unsere zwei Caramel-Frappuccinos. Ich würde töten für dieses Getränk! Das würde ich mir jedoch zweimal überlegen. Gierig stürzen wir uns darauf. Beinahe spucke ich alles wieder aus, als ich sehe wer durch die Tür kommt. Wahrscheinlich laufe ich gerade total rot an. Nebenbei bekomme ich eine heftige Schnappatmung. Aus einem Reflex heraus greife ich nach der Getränkekarte und halte sie mir überaus unauffällig vor mein Gesicht. Hinter meiner Schutzmauer nehme ich das laute Lachen meiner professionellen Begleitung wahr. "Sei still! Ansonsten stopfe ich dir die Klappe mit meiner Faust", zische ich ihr aufgebracht zu. "Kein Bedarf", lacht sie ein weiteres Mal laut auf, bevor sie sich auf ihre eigene Faust beißt. Du hättest dich eh nicht getraut deine Faust in ihren Mund zu stecken. Wenn du dich da mal nicht täuschst. "Danke, Babe", nehme ich aus der Richtung des Tresens wahr. Der hält sich echt für den größten. Manche fliegen halt auf seine Masche. Aber keiner von denen die hier gerade am Tisch sitzen. Da wäre ich mir nicht so sicher. Das Glöckchen über der Eingangstür klingelt und ich nehme erleichtert die Karte von meinem Gesicht. Mit einem Pappbecher in der Hand, auf dem ich tatsächlich eine Telefonnummer, wahrscheinlich die der Bedienung, erkennen kann, verlässt Daniel das Café. "Du würdest nicht auf so eine Anmache anspringen, oder?", versichere ich mich bei Connie, um meine innere Stimme zu überzeugen. "Hmmm", kommt es nur abwägend von ihr zurück. Dann brechen wir gleichzeitig in Gelächter aus.

"Auf geht es! Die neuen Ausstellungsstücke warten darauf von uns anprobiert zu werden", ruft mir meine Freundin zu, nachdem ich von der Toilette zurückkehre.

Für Stunden wandern wir von Geschäft zu Geschäft und probieren alle möglichen Sachen an. Von goldenen Ohrringen bis hin zu schwarzen Stiefeln. Am Ende der Shoppingtour habe wir jeder einige Tüten und Taschen in unseren Händen und mächtigen Kohldampf.

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