Es gibt also doch noch Gentlemen

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Gehetzt schlüpfe ich in meinen rechten Sportschuh, während ich versuche in mein linkes Hosenbein zukommen. Nachdem ich auch meinen zweiten Schuh anhabe, werfe ich mir schnell meine Jacke über. Wie eine Irre krame ich in meinem Nachttisch nach meinen Kopfhörer. Wenn man es eilig hat findet man nie etwas. Gleich kommt Amber und vorher will ich weg sein. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, springe ich die Treppe herunter und ziehe die Haustür hinter mir zu.

Außer Atem komme ich im Park an. Lässig sitzt Alexandra mit angewinkelten Beinen auf einer Parkbank. "Wie? Du hast dich schon ohne mich warm gemacht?", lacht sie mir entgegen. "Haha, sehr witzig", schnaufe ich nach einem tiefen Atemzug. Ich lasse mich neben Alex auf die Bank fallen und fange an mich zu dehnen. In diesen statischen Posen habe ich endlich Zeit den heutigen Tag auf mich wirken zu lassen. Ich denke über die Situation mit Luca nach. Das war schon komisch in der Schule. Du solltest dich einfach darüber freuen. "...meinte meine Schwester dann jedenfalls. Aber ich bin eher der Meinung, dass.. Hey, hörst du mir überhaupt zu, Joy?" Sofort schrecke ich aus meinen Gedanken. "Ja natürlich. Ehm deine Schwester...und sie hat dir...ja...ah was ist mit deiner Meinung?", versuche ich mein Glück. Beleidigt, aber auch belustigt, schüttelt Alex ihren Kopf. Du bist eine schlechte Freundin. Mach mir kein schlechtes Gewissen. "Möchtest du mir vielleicht erzählen was dich beschäftigt?", fragt sie mich. Während wir durch den riesigen Park joggen, schildere ich ihr alles. "Aber das ist doch gut, wenn er jetzt mit dir redet", schlussfolgert meine Freundin am Ende. Wir sind an der anderen Seite des Parks angekommen und ich muss unbedingt etwas trinken. "Weiß nicht. Hast du auch Durst?" Mit einem Nicken ihrerseits betreten wir den Supermarkt.

Wie eine Bekloppte streckt sich Alex nach der Wasserflasche im obersten Regal. "Ich gebe es auf. Kannst du?", fragt sie mich frustriert. Aber selbst ich mit meinen 1, 72 Metern komme nicht an die Wasserflasche dran. Musst wohl noch ein bisschen wachsen. Ich gebe ein Schnauben von mir. Wer kommt auf die Idee so ein hohes Regal in den Supermarkt zu stellen? "Ich mach das." Ein Junge um die 1, 80 Meter groß mit dunkelblonden Haaren holt ohne Mühe zwei Wasserflaschen aus dem Regal. Die acht Zentimeter scheinen es anscheinend auszumachen. Als er sie an uns weiterreicht, erkenne ich wer es ist. Peinlich berührt lächle ich Luca dankbar an. Jetzt hat er mich bei meinem peinlichen Rumgehüpfe beobachtet. "Danke. Es gibt also doch noch Gentlemen", bricht es aus Alexandra heraus. Diese Aussage quittiert er nur mit einem leisen Lachen. Es klingt richtig schön.

"Joy!", ruft er auf einmal aus und umarmt mich ohne jegliche Vorwarnung. Oh mein Gott! Luca Hofmaerz umarmt mich! Vorsichtig erwidere ich die Umarmung. Mit einem Lächeln auf den Lippen lässt er mich wieder los. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal treffe." Hast du zwar heute Mittag erst du Vollpfosten, aber okay. "Wie das Leben eben so spielt", antworte ich. Was besseres ist dir nicht eingefallen? Hättest ruhig etwas vorschlagen können. "Bist du am Wochenende wieder im Desert?" Ein kleiner hoffnungsvoller Ausdruck bildet sich auf Lucas Gesicht. "Ich denke schon", posaune ich spontan heraus. "Cool! Dann sehen wir uns da."

"Ich glaube nicht, dass die Jungs noch einmal ins Desert wollen", bemerkt Alex, als wir an der Kasse stehen. "Und wenn ich alleine gehe? Seid ihr mir dann böse?" So unschuldig wie möglich schaue ich sie an. "Ich nicht. Aber Phil bestimmt." Da ist was dran. "Ich kläre das mit ihm."

Gemütlich laufen wir durch den Park wieder zurück. Phil zu überzeugen, dass ich ein Wochenende nicht mit ihnen zusammen ausgehe, wird eine schwierige Sache werden.



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Wuhu. Mein 15. Kapitel schon.

Ich danke allen Lesern, die es bis hier hin ausgehalten haben. Ich hoffe es gefällt euch wenigstens ein bisschen. Freue mich auf Kommentare, Anmerkungen, Tipps und Verbesserungsvorschläge.

Ein ganz besonders großer Dank an hundehaus und -Thebookwasbetter-

Fände es schön, wenn ihr alle meine Geschichte weiter verfolgt. 

Distract me with your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt