Was wäre wenn

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Wohlig seufzend drehe ich mich auf meine andere Körperseite. Die warme Luft unter der dicken Daunendecke umgibt mich. Einzelne Sonnenstrahlen fallen bereits durch die Jalousie in das Zimmer.

"Joyce", nehme ich eine kratzige Stimme neben mir war, "du musst deine Augen aufmachen." Nach einem widerwilligen Brummen meinerseits, spüre ich seine sanften Lippen auf meiner rechten Gesichtshälfte. Vorsichtig verteilt er kurze Küsse auf meinem Kieferknochen. Von meinem Ohrläppchen bis hin zu meinem Mundwinkel. Diese ziehe ich automatisch zu einem Lächeln nach oben. "Komm schon, du kannst mich nicht davon überzeugen, dass du noch schläfst", flüstert Luca ganz nah an meinem Gesicht. Um ihn etwas zu ärgern, drehe ich mich demonstrativ mit meinem Rücken zu ihm. Was du kannst, kann er schon lange.

Geschickt windet sich seine rechte Hand durch das Deckengewusel und streicht an meiner Seite auf und ab. Finger für Finger wandert langsam Richtung Bauchnabel. "Du weißt ganz genau, dass das eine Tabu-Zone ist", grummel ich gefährlich. "Weiß ich das?", fragt Luca schelmisch nach, "ich wusste jeden Falls nicht, dass du im Schlaf redest." Angestrengt nicht zu lachen, spanne ich meinen Bauch an. Doch die darauffolgende Kitzelattacke zwingt mich dazu, mich aus seinen Armen zu lösen. Genervt öffne ich meine Augen und richte mich auf.

Die kühle Luft im Zimmer streift über meine Arme. Gleichzeitig wärmen die wenigen Sonnenstrahlen, die auf meinen Körper fallen, meine Haut. Das ist das, was ich im März am meisten liebe.

"Wage es nie wieder, mich wach zu kitzeln!", lehne ich mich drohend über den Blondschopf. Als mein Blick auf seine zerzausten Haare - die teilweise platt an seiner Stirn anliegen - fallen, werden meine Gesichtszüge weich. "Du kannst mir nicht widerstehen", grinst Luca völlig überheblich, während er seinen Kopf ein Stück aus seinen Kissen hievt. "Du eingebildeter Idiot", lache ich. Der Junge unter mir kommt meinem Gesicht noch ein Stück näher, "ich habe mal gelesen, dass wenn das Mädchen einen beleidigt, es nur ein Zeichen für ihre Zuneigung ist."

"Vielleicht ist das so", beuge ich mich auch ein Stück zu ihm hinunter. Zähne putzen wird überbewertet. "Oh Gott", ruckartig ziehe ich mich auf meine Seite des Bettes zurück und halte mir meine Hand vor den Mund. "Ich habe doch voll den Morgenmund", nuschel ich. "Voll den Morgenmund?", lacht Luca amüsiert. "Ja, du weißt schon. Trockener Mund, keine Zähne geputzt, schlimmsten Falls sogar Mundgeruch", beiße ich verlegend mit meinen Schneidezähnen auf meiner Unterlippe herum. Die übrigens recht ausgetrocknet wirkt. "Ich würde dich trotzdem küssen. Sei denn, du bestehst darauf, dass ich mir vorher die Zähne putzen muss", lächelt mich der Blondhaarige sanft an. "Du hast kein Problem damit? Ich dachte, du hast vielleicht ein Problem damit", nehme ich meine Hand vom Mund. 

Energisch deckt Luca seine Bettdecke auf und setzt sich vor mich in den Schneidersitz. Kurz fährt er sich mit beiden Händen durch seine Haare und zupft sein T-Shirt zurecht. "Was wäre, wenn ich dir sage, dass ich damit kein Problem habe, weil ich alles an dir liebe - weil ich dich liebe?", pustet er innerhalb eines Atemzugs heraus. Dein Herzschlag nimmt an Geschwindigkeit zu. Pass bloß auf. "Angenommen, dass wäre der Fall. Was wäre, wenn ich dir  sage, dass ich genauso empfinde?", lasse ich meine Haare in mein Gesicht fallen, damit Luca nicht merkt, dass sich meine Wangen rot färben. "Ganz theoretisch gesprochen: Ich würde mich unheimlich glücklich schätzen und dich vor Freude wahrscheinlich halb erdrücken", lächelt er. "Gut. Und was wäre, wenn ich rein aus Neugierde nachfrage, ob du das Erdrücken auch durch einen Kuss ersetzen würdest?", grinse ich breit. "Dann würde ich wahrscheinlich einwilligen." Zwei Bekloppte auf einem Haufen.

"Okay, ehm, gut", räuspert sich der Blondschopf. "Joyce?", greift er nach meinen Händen und legt sie in Seine, "Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch", lächele ich verlegen. Vorsichtig streicht Luca meine Haare hinter das Ohr und lässt seine rechte Hand an meinem Hinterkopf ruhen. Fast wie in Zeitlupe nähern sich unsere Gesichter. Sanft legen sich seine Lippen auf Meine.

Distract me with your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt