Kapitel 29

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Entsetzt starrte Aelia auf die Klinge. „Was soll das?!", schrie sie erschrocken. „Sei leise! Und was das soll... hm ich hab dir zuviel verraten. Wenn du ein Gehirn und eine Landkarte besitzt könntest du den Aufenthaltsort von Scipio Morgenstern finden und damit mich und Aydan verraten da wir auf dem Weg dorthin sind. Außerdem... habe ich gegen eine wichtige Regel verstoßen und muss dich deswegen mitnehmen", erklärte sie ruhig. „Du kannst mich nicht einfach mitnehmen!", fauchte Aelia sie an. „Kann ich." „Lyarra mach keine scheiße!", kam es nun besorgt von Aydan. Die rothaarige sah zu ihm. „Keine Sorge. Ich tue ihr nichts, ich will sie nur mitnehmen", erwiderte sie. „Nimm. Das. Messer. Weg.", schrie Aelia wütend. „Nein. Komm jetzt und sei still.", knurrte Lyarra genervt. Sie ging hinter Aelia und drückte ihr das Messer in den Rücken. „Los geht's." Langsam ging Aelia zur Höhle und lief hinein. Aydan folgte besorgt. „Danke das du die Sachen besorgt hast", bedankte Lyarra sich während sie sich ein Schwert umschnallte, Aydan ebenfalls eines zuwarf und sich einige Messer einsteckte. „Du bist erbärmlich!", schnaubte Aelia empört. „Ich würde sagen ich bin nicht vertrauenswürdig.", erwiderte sie grinsend „aber erbärmlich... so würde ich dich nennen, weil du mir vertraut hast."

Schnaubend stand Aelia da. „Steig aufs Pferd.", wies Lyarra sie an. Sie drückte das Messer noch etwas fester an den Rücken von Aelia, was diese dazu brachte sich aufzusteigen und missmutig auf den Boden zu blicken. Grinsend sprang Lyarra hinter ihr aufs Pferd und wies Aydan mit einem Blick an das gleiche zu tun. Der Elb war recht ruhig geworden und schien etwas besorgt. „Wohin gehts?", erkundigte er sich. „Ah stimmt ups ich muss vorreiten. Aelia, könntest du dich hinter mich setzen? Ohne etwas zu sehen kann ich nicht lenken." Schaubend sprang die Elbin vom Pferd und stieg hinter Lyarra wieder auf. Die Diebin nahm die Zügel in die Hand und manövrierte das Pferd vorsichtig aus der Höhle, Aydan tat es ihr nach und nach kurzer Zeit standen beide nebeneinander draußen. „Dahinten kommen Leute des Kommandants", merke Aydan an. Ein grinsen umspielte Lyarra's Lippen. „Wir warten hier.", bestimmte die junge Diebin. „Das ist selbstmord!", rief er erschrocken aus. „Wenn's weiter nichts ist." Unruhig sah er zu Aelia doch die Heilerin starrte bloß wütend in eine andere Richtung. „Da sind sie!", schrie einer der Männer die von der Festung kamen. Ruhig wartete Lyarra bis ungefähr zwanzig Leute nurnoch zehn Meter von ihnen entfernt waren. „Gentleman, ich wette ihr werdet viel Spaß haben eurem Kommandanten zu erklären das wir weg sind", sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, tippte sich an den Hut, riss die Zügel herum und gallopierte in den Wald.

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Gähnend stand Nummer Sieben neben Nummer Acht. Ihr Kommandant hatte sie mitten in seiner Schlafenszeit zu sich gerufen, aber noch wurde noch nichts gesagt. Der Kommandant lief vor ihnen auf und ab. ,,Was gibt's denn?", fragte Nummer Eins nach einer Weile. Der Kommandant blieb stehen. ,,Zwei unserer Gefangenen sind heute geflohen und konnten nicht eingefangen werden! Und sie haben die Heilerin anscheinend als Geisel mitgenommen!", knurrte er wütend und richtete seinen Blick auf die versammelten Männer vor ihm. ,,Wir vermuten, dass sie Hilfe von einem unserer Leute bekommen haben. Und dafür kommt nur ihr alle hier infrage!" Bei den letzten Worten schrie der Kommandant beinahe. ,,Um welche der Gefangenen geht es denn?", fragte Nummer Acht interessiert. ,,Die Diebin. Und der Mörder." Nummer Sieben horchte auf. Die beiden waren geflohen? Das Mädchen war doch schon so schwach gewesen, dass sie die nächste lange Folter nicht überlebt hätte! Und auch dieser Aydan sah beim letzten Mal nicht ganz so gesund aus. Innerlich freute sich Nummer Sieben über diese Nachricht. Aber unter den anderen Folterknechten brach nun Panik aus. Sie alle wussten: Wenn dieser Ausbruch wegen ihrer eigenen Unachtsamkeit passiert wäre, würden sie schneller ihren Kopf verlieren, als dass sie bis drei zählen könnten. Nummer Sieben ließ seinen Blick schweifen und traf auf den kalten Blick von Nummer Eins. Ein Frösteln durchzog ihn. Wenn Eins so schaute, konnte dieser nur was geplant haben.

,,Nur Nummer Sieben hatte regelmäßigen Kontakt mit den Gefangenen!", rief Nummer Eins. ,,Alle anderen waren für andere Gefangene zuständig!" Der Kommandant schaut interessiert auf. ,,Stimmt das? Hatte Nummer Sieben wirklich regelmäßig Kontakt zu den Geflohenen?" Alle nickten. Nur Nummer Sieben nicht. ,,Ich habe sie nicht freigelassen!", sagte Nummer Sieben sofort. Aber Nummer Eins mischte sich sofort wieder ein. ,,Er hat sogar mit den Gefangenen außerhalb der Folterkammer geredet! Ohne wirklichen Grund!", erzählte er weiter. Innerlich stöhnte Nummer Sieben. Sein Leben war mit diesen Worten absolut verwirkt. ,,Ach ist das so?" Der Kommandant schaute Nummer Sieben mit gedankenverlorenen Blicken an. ,,Mit dir wollte ich sowie reden!" Nun hatte Nummer Sieben wirklich Angst um sein Leben. Ein Gespräch mit dem Kommandanten alleine bedeutete entweder den Tod oder eine Beförderung. In seinem Fall wäre es eher der Tod. Als er dem Kommandanten aus dem Raum folgte, merkte er die mitleidigen Blicke seiner Kameraden. Nur der Blick von Nummer Eins war kalt und besaß eine Spur von Schadenfreude. Als Nummer Sieben an ihm vorbei ging, griff Nummer Eins nach seinem Arm und hielt ihn kurz zurück. ,,Das ist deine Strafe für deine Rebellion gegen mich!", knurrte Nummer Eins grinsend und ließ nach diesen Worten Nummer Sieben los. Er stöhnte innerlich wütend. Das war so klar gewesen. Nummer Eins sah überall Verschwörungen und dachte immer, das jemand seinen Platz als oberster Folterknecht einnehmen wollte. Dies war einfach nur lächerlich. Wer wollte diesen Platz denn schon? ,,Wo bleibst du, Verräter?!", schrie der Kommandant von weiter entfernt, da er nicht gewartet hatte. Sofort beeilte sich Sieben, denn er wollte nicht noch mehr Gründe für seinen Tod herausfordern.

In dem Arbeitszimmer des Kommandanten angekommen, ahnte Nummer Sieben schon beim Eintreten, dass etwas nicht stimmte. Denn der Schreibtisch war ordentlich aufgeräumt, bis auf ein kleines, in Leder gebundenes Buch, welches aufgeschlagen in der Mitte lag. Er erkannte es erst auf den zweiten Blick. Sein verdammtes Tagebuch lag da! Nummer Sieben bekam Panik. Wie konnte der Kommandant es finden? Was hatte der Kommandant darin gelesen?! Der Kommandant setzte sich auf einen Stuhl, nahm das Buch und las eine Stelle vor. ,,Heute war der Tag verrückt. Ich habe mit dem Mädchen und dem angeblichen Mörder gesprochen, aber irgendwie verstehe ich nicht, warum sie gefoltert werden müssen. Oder warum sie sterben sollen!" Mit deutungsschweren Blick schaute der Kommandant zu Sieben. ,,Und das ist das Harmloseste. Einiges davon grenzt an Verrat!" Nummer Sieben zappelte auf der Stelle. ,,Das ist nicht meines!", stammelte er. Der Kommandant schaute wütend. ,,Komm her!", befahl er und gab Nummer Sieben eine harte Backpfeife. ,,Lüg mich nicht an!", schrie er, wobei einiges an Spucke in Siebens Gesicht landete. Angeekelt wollte Sieben sich die Spucke aus dem Gesicht wischen, aber sein Gegenüber hielt sofort seine Hand fest. ,,Das alles genügt, um dich an den Pranger zu stellen!" ,,Und warum macht Ihr es nicht?!" ,,Weil du mir nützlicher als diese Dummköpfe da unten sein kannst!" Nummer Sieben war sprachlos. ,,Was?" ,,Es heißt wie bitte!", belehrte der Kommandant den Folterknecht. ,,Du wirst die Geflohenen verfolgen und zurückbringen. Wenn du das geschafft hast, wirst du vielleicht deinen Kopf behalten dürfen!" Nummer Sieben erstarrte. ,,Ich soll die Gefangenen einfangen. Da draußen?! Das ist Selbstmord!" ,,Das ist deine Entscheidung. Pranger, Henker oder die Geflohenen einfangen." Die Entscheidung fiel Nummer Sieben leicht. ,,Ich wähle die Selbstmordmission!"

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