10: Ruhe...?

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Als ich am Abend in meinem Wohnzimmer saß - ich hatte den Nachmittag damit verbracht, das Chaos des letzten Abends zu beseitigen - meldete sich mein Telefon.
Ich sah nach und entdeckte eine Nachricht von Jane.

Das waren nicht unbedingt die Nachrichten, die ich hatte hören wollen

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Das waren nicht unbedingt die Nachrichten, die ich hatte hören wollen. Ich musste mich wohl damit abfinden, Tucker zwangsweise wieder zu treffen.
Umso mehr graute es mir am nächsten Morgen davor, zur Arbeit zu gehen. Wenn Tucker wirklich schonwieder bei meinem Chef angerufen hatte, dann wäre Mr. Fisher sicher mittlerweile ebenso genervt von dem Hin und Her.

Als ich das Büro betrat, zeigte sich mir ein ähnliches Bild, wie gestern. Mr. Fisher sprach mit Jane.
"Es tut mir wirklich Leid, Jane. Ich weiß wirklich nicht, was mit diesem Mr. Tucker los ist," hörte ich ihn noch sagen.
"Oh, keine Sorge, Mr. Fisher. Es ist ohnehin Emilias Projekt," erwiderte Jane ihm und winkte mir dann zu, als sie mich entdeckte.
Auch Mr. Fisher wandt sich jetzt zu mir: "Emilia, kommen Sie doch gleich mit in mein Büro." Er lächelte, verdrehte dann aber die Augen, um mir zu zeigen, dass er es ebenso Leid war.

Ich betrat nach ihm das Büro und rechnete damit, dass er mir jetzt sagen würde, dass ich wieder am Gym-Projekt arbeiten müsste.
Doch als ich das Büro betrat, traf mich fast der Schlag.
"Sie kennen sich ja bereits," murmelte mein Chef und nahm auf seinem Stuhl Platz. Er deutete mir an, dass ich mich ebenfalls setzen sollte.
"Emilia." Tucker nickte mir zu, während ich mich setzte.
"...Mr. Tucker," erwiderte ich im neutralsten Ton, der mir möglich war.

Er zog die Augenbrauen hoch: "Ach so, sind wir jetzt schon so weit, ja? Bitte... Miss Winters." Er verdrehte die Augen und Mr. Fisher räusperte sich.
"Nun," begann er. "ich habe mit Mr. Tucker bereits eine Weile gesprochen. Und da er versäumt hat, mich darüber in Kenntnis zu setzen, dass Sie beide eine gemeinsame Vergangenheit haben, habe ich ihn in Kenntnis gesetzt, dass jegliche Treffen bezüglich des Projektes in Zukunft nur noch in diesem Haus stattfinden werden. Was Sie beide privat tun und lassen, geht mich freilich nichts an... aber sollte mir zu Ohren kommen, dass Sie meine Mitarbeiterin außerhalb dieses Gebäudes bezüglich des Projektes kontaktieren, werde ich von meinem Recht Gebrauch machen, meine Mitarbeiterin zu schützen. Dann dürfen Sie, Mr. Tucker, sich als nächstes der Polizei erklären. Ist das klar?"

Ich war zugleich irritiert, erstaunt und froh über diese Ansage meines Chefs.
Tucker sah ihn nur ernst an und nickte: "Mr. Fisher, ich hatte keinesfalls vor, für Unruhe zu sorgen."
"Nun, dann hätten Sie meine Mitarbeiterin nicht der Belästigung bezichtigen dürfen," gab er unbeeindruckt zurück.
Tucker verkniff sich sichtlich einen unangebrachten Kommentar. Dann rang er sich zu einem Lächeln durch: "Ein ärgerliches Missverständnis."
Ich verkniff mir ein ironisches Lachen. Mr. Fisher nickte nur: "In Ordnung, dann ist alles gesagt. Ich gehe davon aus, dass Sie beide friedlich weiter zusammen arbeiten."
"Natürlich, Mr. Fisher," sagte ich und stand auf, um das Büro zu verlassen und wieder in das Büro zu gehen, in dem Jane und ich arbeiteten.

Als ich mich an meinen Schreibtisch setzte, erkannte ich, dass Tucker mir gefolgt war. Ungefragt setzte er sich auf den Stuhl vor meinem Tisch, schlug die Hände im Schoß zusammen und sah mich mit seinem üblichen überheblichen Gesichtsausdruck an.
"Was willst du noch?" fragte ich ruhig, aber emotionslos.
Er zuckte mit den Schultern: "Wir müssen unsere Zusammenarbeit besprechen. Deine Kollegin hat Dinge an deinen Entwürfen geändert, das geht so nicht."
"Sie sollte das Projekt übernehmen und dazu gehört auch,dass sie ihre eigenen Ideen einfließen lässt," erwiderte ich ihm.

Er lachte leise: "Dein Chef steht ja nun definitiv auf deiner Seite..."
"Es gibt hier keine Seiten, Lance," unterbrach ich ihn. "Ich arbeite hier, du bist ein Kunde. Mehr nicht."
"Komm schon, Emm, was soll der Scheiß? Du weißt genau, wovon ich rede. Wieviel hast du dem Alten erzählt, he?" Er beugte sich über meinen Tisch und sah mich auffordernd an.
"Ich musste niemandem irgendetwas erzählen, Lance," sagte ich völlig ruhig. "Und zu deiner Information, ich hatte nicht vor, das Projekt zurückzunehmen. Ich will dich nach wie vor nicht mehr sehen und nach diesem Projekt werden wir uns auch niemals wieder sehen."

Er zog die Augenbrauen hoch und nickte: "Okay... vergiss dabei nur nicht, dass du diejenige bist, die an all dem Schuld ist."
"Schuld?" Ich knallte den Ordner, den ich in der Hand gehabt hatte, auf den Tisch und stand wieder auf. "Du erzählst mir was von Schuld? Nachdem du mein Vertrauen zweimal mit Füßen getreten hast, als wir jünger waren? Und nachdem du jetzt hier aufgetaucht bist und so getan hast, als wärst du bereit, dich zu ändern? Nur um dann wegen einer Kleinigkeit völlig auszurasten und noch dazu meinen Job zu gefährden???" Ich hatte nicht bemerkt, wie laut meine Stimme geworden war, bis ich endete und die Stille eintrat.

Lance sah mich ernst an, doch die Wut verschwand aus seinem Gesicht. Er setzte sich wieder richtig hin und seufzte: "Ich hab überreagiert..."
"Ja, das würde ich aber auch sagen," erwiderte ich ihm noch immer vorwurfsvoll und setzte mich wieder.
"Du hast mich da liegen lassen wie den größten Vollidioten..." murmelte er und ich sah ihn ungläubig an: "Um das zu zeigen muss ich dich nicht mit runtergelassener Hose im Gym liegen lassen, Lance." Ich wollte es nicht, aber ich musste lachen.
"Autsch," erwiderte er und lachte dann ebenfalls.

"Oh mein Gott, seid ihr fertig mit eurem Ehekrach? Ich versuche hier, zu arbeiten." Janes Stimme holte mich zurück in die Realität. Ich hatte völlig vergessen, dass sie ebenfalls im Raum war.
"Entschuldige, Jane," murmelte ich und lehnte meine Stirn in meine Handfläche.
"Entschuldigung..." murmelte auch Lance.
"Die Entwürfe..." seufzte ich und breitete alles aus, was ich zuletzt fertig gestellt hatte. Er sah durch die handschriftlichen und ausgedruckten Papiere und nickte: "Das ist genau das, was ich wollte."
"Dann werde ich alles so finalisieren und mit dem Redesign der Website anfangen," erwiderte ich ihm.

So verblieben wir fürs erste und als er endlich gegangen war, drehte Jane sich mit breitem Grinsen zu mir um.
"Was ist los?" fragte ich verwirrt und sie sah mich weiterhin so an: "Oh mein Gott. Du stehst du auf diesen Kerl."
"Was? So ein Unsinn," verteidigte ich mich sofort, doch sie ließ nicht locker: "Oh doch. Du stehst auf ihn und er steht mindestens genauso sehr auf dich."
"Jane..." murmelte ich.
"Hast du ihn echt mit heruntergelassener Hose im Gym liegen lassen?" Sie sah mich mit großen Augen und leicht geröteten Wangen an.

Nun musste ich lachen und nickte: "Oh Gott, frag bitte nicht... es ist... verdammt kompliziert."
"Klasse Aktion, Emilia," lachte sie und ich schüttelte den Kopf: "Wie man es nimmt."
Wir lachten zusammen und zum ersten Mal seit zwei Tagen fühlte ich mich wieder ein wenig leichter.
Ich setzte Elli und Jazz über die neusten Entwicklungen in Kenntnis und beide sagten mir, dass es besser war, es diesmal bei einem rein beruflichen Kontakt zu lassen.
Ich stimmte ihnen zu und hoffte, dass er es sich nicht wagen würde, nochmal bei mir zuhause aufzutauchen.

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