5: Besuch

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(Weiter: Rückblick vor 10 Jahren)

Wir trafen uns in den nächsten Wochen weiterhin fast täglich und ein kleiner Teil von mir glaubte, dass er sich tatsächlich geändert haben könnte. Er benahm sich, als wären wir ein Paar, auch wenn wir es nicht aussprachen - sogar vor seinen Freunden oder bei seinen Turnieren. Er versuchte immer, mich zum Mitkommen zu überreden, auch wenn ich ihm hin und wieder einen Korb gab, weil ich lernen musste.
"Wie soll ich denn gewinnen, wenn meine persönliche Streberin nicht da ist?" schmollte er dann meist. Natürlich gewann er trotzdem - was wir dann ausgiebig im Bett nachfeierten.

Ja, der Sex mit Lance Tucker war atemberaubend. Aber auch der Rest unserer Zeit war für mich damals ein wahrgewordener Traum.
"Lance?" fragte ich ihn an einem regnerischen Sonntagnachmittag, den wir faul auf meiner Couch verbrachten. Wir hatten uns unter einer Decke zusammengekuschelt und sahen uns irgendeine Dokumentation im Fernsehen an.
"Nein, du kannst kein Erdmännchen haben, auch wenn sie niedlich sind." Er drehte seinen Kopf zu mir und grinste frech. Ich lachte und beobachtete kurz die Erdmännchen auf dem Fernsehbildschirm.

Er küsste meine Wange und biss dann sanft in mein Ohrläppchen: "Was meintest du?"
Ich seufzte genüsslich jnd sah ihm dann in seine blauen Augen: "Was... was sind wir?"
Lance räusperte sich und mir war klar, dass er sofort wusste, was ich meinte. Dann zuckte er mit den Schultern: "Ich... gehe davon aus, dass du meine Freundin bist, was mich zu deinem Freund macht, also..."
Ich unterbrach ihn mit einem Kuss. Also hatte ich es mir nicht nur eingeredet. Wir waren ein Paar. Ein seltsames, aber verdammt schönes Gefühl.

Zwei Wochen später wollten wir auf eine Party gehen. Da es auf dem Weg lag, würde ich zur Abwechslung ihn abholen.
Don öffnete mir die Tür des Hauses, in dem er, Lance und Lloyd ihre Zimmer hatten: "Hey Emm... ach verdammt, ihr wolltet ja zu 'ner Party, stimmt's? Wir haben hier seit heute Mittag eine kleine Lloyd-Krise..."
Verwirrt sah ich ihn an, als er mich umarmte: "Hey Don... was meinst du mit Krise?" Ich betrat den Vorraum des Hauses und Don seufzte: "Er hatte Streit mit Leah... so richtig böse... sie hat Schluss gemacht... jetzt ist er traurig und betrunken und wir versuchen, Schlimmeres zu verhindern..."
"Oh nein, soll ich lieber gehen? Lance bleibt dann doch sicher lieber zuhause," hakte ich nach und er zuckte die Schultern: "Komm erstmal mit rein, dann könnt ihr das klären."

Ich folgte Don durch den Flur zum Wohnraum und hörte Lance Stimme: "Deswegen sag ich dir immer, keine verdammten Gefühle, Hansen. Die bringen dir nur Ärger. Liebe ist scheiße..."
"Das sagt der Richtige... was ist mit Emilia, he?" erwiderte Lloyd ihm.
Ich betrat gerade den Raum, als Lance ihm antwortete: "Ernsthaft? Ich war in meinem Leben noch nie verliebt, das weißt du."
Ich stoppte und starrte auf seinen Hinterkopf. Don tat es mir gleich. Hatte er das gerade wirklich gesagt? "Lance...?" flüsterte ich und schlagartig drehte er sich um.

Seine Augen wurden größer und er sah mich geschockt an: "Emm..." Doch ich schüttelte nur den Kopf und machte auf dem Absatz kehrt. Ich rannte durch den Flur und aus dem Haus. Lance kam mir sofort hinterher. "Emm... Emilia... warte... so hab ich das nicht gemeint..." hörte ich ihn. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. "Hör zu..." begann er, doch ich unterbrach ihn sofort: "Vergiss es, Tucker. Ich war so dumm, zu glauben, dass du etwas für mich empfinden könntest. Das einzige an dir, was Gefühle hat, ist dein Schwanz! Verpiss dich aus meinem Leben!!!" Damit ließ ich ihn mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen stehen und rannte davon.

Ich verkroch mich tagelang in meinem Zimmer, weinte, fluchte und weinte wieder. Don rief mich mehrmals an und bat mich, nochmal mit Tucker zu reden. Es ginge ihm schlecht und er würde wirklich unter der Trennung leiden. Sollte er doch! Ich litt doch genauso.
"Bitte rede mit ihm. Er schwänzt sogar das Training und ist nur noch besoffen und auf Partys," erzählte mir Don zwei Wochen nach der Trennung.
Doch es war mir egal und das sagte ich ihm auch. Lance Tucker hatte mir zweimal das Herz aus der Brust gerissen. Noch einmal würde er diese Chance nicht bekommen.

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