3. Ein Zimmer für Zwei

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»Das ist deine Hälfte des Zimmers«, erklärt Reece und wirft meine Reisetasche, die er bis eben noch getragen hat, aufs Bett neben meinen Koffer. Ich starre ihn mit offenem Mund an, was er sofort bemerkt. Er runzelt die Stirn. »Was ist?«

»Das ist gerade nicht dein Ernst, oder?« Ich stehe da mit aufgerissenen, entsetzten Augen, total fertig von meinem stundenlangen Flug und was bekomme ich? Ein verdammt kleines Zimmer, das ich mir mit einem arroganten Typen teilen darf, der anscheinend schon vor meiner Ankunft entschieden hat, mich zu hassen. Ich wusste zwar schon, dass Reece und ich uns ein Zimmer teilen werden, doch irgendwie habe ich mir mehr Platz und Privatsphäre vorgestellt.

Vielleicht mag ich mich gerade wie die letzte Diva aufführen und vielleicht sollte ich mich glücklich schätzen, dass ich ein Bett bekomme und ein Dach über dem Kopf habe, ich sollte froh sein, hier bleiben zu dürfen und so freundliche Gasteltern zu haben, aber das hier ist nicht das, wovon ich all die Jahre geträumt habe.

Klar, Reece ist offensichtlich auch nicht gerade scharf darauf, mich als neue Mitbewohnerin gutheißen zu dürfen, aber das ist mir egal. Er ist mir egal. Mir ist alles egal, was mit diesem Idioten zusammenhängt. Und verdammt ja, ich habe ihn schon als Idioten abgestempelt. Genauso wie er mich wahrscheinlich schon bei unserer ersten Begegnung als nervige Zicke abgestempelt hat. Eigentlich ziehe ich keine voreiligen Schlüsse, aber dieser Junge hat nichts anderes verdient. Seitdem ich angekommen bin, ist er ununterbrochen unfreundlich zu mir. Vielleicht sollte man ihn mal darüber aufklären, was Gastfreundschaft bedeutet, da er scheinbar noch nie etwas von diesem Wort gehört hat. Immerhin habe ich versucht nett zu sein, habe auf der Fahrt hierhin ein Gespräch aufbauen wollen, doch er hat mich mit nur einer Handbewegung zum Schweigen gebracht und seine Kopfhörer aufgesetzt. Und irgendwann treffe selbst ich auf meine Grenzen.

Laut schnaubend, wende ich mich von ihm ab, ohne eine Antwort abzuwarten. Sind wir mal ehrlich, so gesprächig wie Reece mir gegenüber ist, kann ich wohl warten bis ich alt und grau bin.

Ich werfe meine Handtasche direkt neben meine Reisetasche auf das Bett und schaue mich in dem kleinen Zimmer um, in dem ich nun das gesamte nächste Jahr verbringen werde. Es ist nicht nur klein, sondern mindestens genauso langweilig eingerichtet. Von den weißen Wänden, bis hin zu den schlichten und tristen Möbeln. Doch die wenigen Möbel können nichts retten, denn das Zimmer wirkt trostlos. Es sind keine Bilder, keine Poster und auch sonst keine persönlichen Gegenstände zu sehen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, es sei unbewohnt. Im Gegensatz zu diesem Zimmer sieht selbst ein Hotelzimmer persönlicher aus. Nichts, wirklich nichts, deutet darauf hin, dass es bewohnt ist. Dieses Zimmer könnte genauso gut das Ausstellungszimmer eines Möbelhauses sein.

Gähnend lasse ich den Blick über meinen Koffer wandern und schließlich über mein Bett. Wo soll ich mich denn ab jetzt umziehen?

Diese Frage ist mehr als berechtigt. Es ist schon spät und ich würde mich am liebsten direkt aufs Bett fallen lassen und schlafen. Ich schlucke. Mein Bett ist gerade mal einen

Meter von seinem entfernt. Sie liegen jeweils an der gegenüberliegenden Wand, dazwischen ist etwa ein Meter. Ich müsste nur hüpfen, um von meinem Bett auf seines zu kommen.

Mein Blick fällt wieder auf Reece, der sich inzwischen auf seine Seite des Zimmers zurückgezogen hat. Meine Kinnlade klatscht beinahe auf dem Boden auf, als mir bewusst wird, was er da macht. Er zieht sich sein T-Shirt über den Kopf, als wäre nichts dabei. Als sei er alleine in seinem Zimmer, was er offensichtlich nicht ist. Und ganz plötzlich steht er halbnackt vor mir.

Ich schaue auf seine leicht gebräunte Haut. Nicht, weil ich es will oder sie mir besonders gefällt - es liegt einzig und alleine an der Tatsache, dass er sich mir so präsentiert, obwohl wir uns noch nicht einmal kennen.

A Story of Broken HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt