Tage vergehen und dann werden aus Tagen Wochen und irgendwann wird ein Monat daraus. Die Zeit vergeht wie im Flug, während ich hier in Amerika bin. Selbst die Schulzeit hier sitze ich nicht wie gewöhnlich ab, ich genieße es... mehr oder weniger. Immerhin ist es trotzdem noch Schule.
Reece hat sich an meine Bitte gehalten und mich nicht mehr angesprochen in der Schule. Er schaut mich nicht einmal mehr an. Manchmal reden wir zu Hause miteinander, das sind dann aber nur kurze Wortwechsel zwischen uns. Meistens - wer hätte das gedacht - streiten wir uns, aber es ist nie etwas Ernstes.
Ich habe noch ein paar Mal Max angerufen, denn er ruft mich nie an, aber wahrscheinlich liegt es einfach nur daran, dass er nicht weiß wann er mich erreichen kann. Meine Eltern dagegen rufen fast täglich an, wobei die meisten oder vielleicht auch alle Anrufe von meiner Mutter kommen, die wissen möchte, ob es mir gut geht. Natürlich kann ich ihre Bedenken nachvollziehen, aber dennoch nervt es mich auf Dauer ihr immer wieder bestätigen zu müssen, dass ich noch am Leben bin. Sie wollte sogar noch einmal mit Maria sprechen, wegen des Missverständnisses am Flughafen.
Letztens habe ich einen Anruf von Jule erhalten. Ihre erste Frage war natürlich wie es Reece ginge, was mich zum Schmunzeln gebracht hat. Dennoch bin ich nicht auf ihre Frage eingegangen, stattdessen habe ich sie gefragt was mit Larissa sei. Jule hat nur mit den Schultern gezuckt und meinte, dass es ihr nicht so gut gehen würde. Irgendwie fühlt es sich jetzt ganz anders an mit meinen Freunden zu reden und das liegt sicherlich nicht daran, dass ich mich in einem anderen Land befinde.
Reece ist meistens gar nicht erst im Haus, natürlich weiß ich nicht was er treibt oder wo er sich herumtreibt, aber ich kann es mir denken. Entweder er trifft sich mit irgendwelchen Mädchen oder seinen Freunden, mit denen ich ihn in letzter Zeit öfter gesehen habe. Keine Ahnung was ich von ihnen halten soll. Ob sie wohl alle mit Drogen dealen? Vielleicht sogar in einer Gang sind?
Ich schüttele innerlich den Kopf und muss über mich selbst lachen. Du hast definitiv zu viele Romane gelesen, Emma!
Ava und ich verstehen uns ziemlich gut, ich habe sie sogar einmal nach Hause eingeladen. Es ist seltsam, aber in letzter Zeit verbringen ich mehr Zeit mit ihr, als mit meinen besten Freundinnen. Klar ist das wohl unvermeidlich, aber ich hätte trotzdem nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde. Nach nur etwa über einem Monat kommt mir mein Leben in Deutschland so fremd vor. Als wäre es nicht wirklich meins, sondern nur eine Illusion.
Die meiste Zeit verbringe ich mit Ava. Ich habe sie und die Baldons, sogar (obwohl ich es sehr ungern zugebe) Reece ins Herz geschlossen. Natürlich muss er es nicht wissen. Er ist im Moment sowieso nie zu Hause, also spielt es auch keine Rolle.
Doch als ich etwa zwei Wochen später ins Zimmer komme, nachdem ich bei Ava gewesen bin, um mich um mein Schulprojekt zu kümmern, sehe ich etwas, dass ich wirklich nie sehen wollte. Ich öffne die Zimmertür, die natürlich nicht abgeschlossen ist und sehe... naja, ich sehe Reece und ein Mädchen, dass ich noch nie zuvor gesehen habe, unter der Decke liegen und ich sehe zwar nicht genau, was sie tun, aber die Tatsache, dass sie sich unter einer Decke befinden, reicht mir schon.
Erschrocken reiße ich die Augen auf und stehe für eine Sekunde wie gelähmt da, meine Kinnlade auf dem Boden aufprallend. Das Nächste was ich vernehme, ist ein lauter Schrei, bis mir bewusst wird, dass ich diejenige bin, die schreit. Entsetzt drehe ich mich um und renne schnell wieder aus dem Zimmer raus, wobei ich hinter mir die Tür so fest zuknalle, dass die Wände beben.
»Du Schwein! Kannst du nicht abschließen?«, brülle ich und renne die Treppen herunter. Das ist etwas, dass ich nie, wirklich nie, in meinem Leben sehen wollte. Alleine das Wissen, was sie tun könnten, lässt mich das Gesicht angewidert verziehen.
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A Story of Broken Hearts
RomanceEmmas Traum geht in Erfüllung und sie darf endlich ein Jahr im Ausland verbringen. Neben neuen Freunden, Erfahrungen und einer Liebe lernt sie auch die Schattenseiten des Lebens kennen. Kann ein gebrochenes Herz je wieder heilen?