Maria hat mich gebeten, wieder mit Reece in die Schule zu fahren, ob ich nun möchte oder nicht, da sie sich Sorgen um ihn macht. Egal wie oft ich nachgehakt habe, sie wollte mir einfach nicht verraten weshalb sie sich Sorgen macht.
Auf Marias Wunsch hin sitze ich heute mal wieder in Reeces Auto. Wir reden nicht miteinander, sehen uns nicht einmal an, alles verläuft so wie immer. Der einzige Unterschied zu den Tagen zuvor ist, dass ich heute hinten sitze und auf meinem eigentlichen Platz vorne ein Mädchen mit schwarz gefärbten Haaren und hohen Plateauschuhen sitzt. Den Rest ihrer Aufmachung muss ich gar nicht erst erwähnen, denn es wäre eine Beleidigung so etwas überhaupt Kleidung zu nennen. Ich tendiere eher zu Stofffetzen.
Und obwohl wir uns nicht kennen, hat sie mir, bevor sie eingestiegen ist, bloß einen abfälligen Blick zugeworfen und Reece gefragt, ob ich seine kleine Schwester sei. In diesem Moment bin ich kurz davor gewesen, ihr ihre billigen Haar Extensions herauszureißen, stattdessen aber habe ich das saure Gefühl, das sich in mir breit gemacht hat, heruntergeschluckt.
Warum sich Reece überhaupt mit solchen hohlen Weibern abgibt, wird mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Wut steigt erneut in mir auf und wenn Reece nicht schon fahren würde, dann würde ich ihm wahrscheinlich von hinten an die Gurgel springen.
»Ich muss noch kurz Maddy abholen«, meint Reece und schaut mich durch den Rückspiegel an. Ich sehe ihm in die grünen Augen, die mich durch den Spiegel mustern und nicke bloß. Er soll gar nicht erst so tun, als sei ihm meine Meinung wichtig. Ich ignoriere seinen Blick die restliche Fahrt über und fummele an meinem MP3-Player herum, spiele die verschiedenste Musik und schließe irgendwann auch die Augen. Die letzten Tage und Wochen habe ich ziemlich schlecht geschlafen. Nicht einmal nachts habe ich Ruhe vor dem schlechten Gewissen, das mich seit der Nacht in der Kammer mit Reece plagt. Ich werde, wenn ich denn mal in den Genuss komme die Augen zu schließen und ins Traumland abzudriften, von Alpträumen geplagt. Andauernd tauchen Max und Reece in meinen Träumen auf. Meistens sind es anfänglich schöne Träume, die sich erst langsam in einen Albtraum verwandeln. Max, der mich beschimpft und mir Dinge an den Kopf wirft, die ich nicht getan habe. Manchmal sieht er nicht einmal aus wie er selbst, manchmal wirkt sein Gesicht verzerrt und grotesk, wie eine Figur aus einem Horrorfilm, die mich durch einen dichten, gottverlassenen Wald jagt.
Dann sind da noch die Träume mit Reece. Bei dem Gedanken an ihn kann ich nicht anders, als zu lächeln. Reece. Diese Träume fangen immer so schön an. Wir küssen uns, er flüstert mir liebe Sachen ins Ohr, Komplimente und Versprechungen. Du bist wunderschön, Emma oder ich weiß, dass wir das schaffen werden. Ich stehe immer hinter dir. Ich liebe dich. Werde meine Freundin. Dann verwandeln sich die Versprechungen in Beleidigungen und Drohungen. Du Schlampe! Betrügst einfach so deinen Freund! Schämst du dich denn gar nicht? Man sollte dich verbrennen, wie man es mit Hexen im Mittelalter getan hat. Du bist ein Flittchen.
Zitternd wache ich jede Nacht an derselben Stelle im Traum auf. Dann, wenn Reece die Hand hebt, um mich zu schlagen. Im Schlaf zucke ich immer wieder zusammen, wenn ich glaube, die Ohrfeige zu spüren.
Nach etwa zehn Minuten parkt Reece auf dem Lehrer Parkplatz von Madisons Schule. Ich sehe ihn geschockt an. »Du kannst nicht einfach so hier parken! Wenn die Lehrer das sehen, dann-«
»Spars dir, Emma«, unterbricht er mich lachend und öffnet seine Tür. »Als ob mich das interessieren würde.«
Das Mädchen, das anscheinend kein Geld hat, um sich anständige Kleidung zu kaufen, kichert vorne. Ich verdrehe genervt die Augen und setze zu einem zweiten Anlauf an: »Aber-«
»Ihr wartet hier. Ich gehe nur eben Maddy holen«, unterbricht er mich erneut. Das Mädchen kichert wieder. Vermutlich denkt sie, ihr nervtötendes Kichern würde sich süß anhören. »Okay Babe.«
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A Story of Broken Hearts
RomanceEmmas Traum geht in Erfüllung und sie darf endlich ein Jahr im Ausland verbringen. Neben neuen Freunden, Erfahrungen und einer Liebe lernt sie auch die Schattenseiten des Lebens kennen. Kann ein gebrochenes Herz je wieder heilen?