34. Versprochen

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Ich sitze seit ein paar Stunden schon hier in der Krankenhaus-Cafeteria. Inzwischen habe ich mir einen Schal um den Hals gewickelt um zu verstecken, woraufhin Ava mich vorhin aufmerksam gemacht hat.

»Was ist denn das da?«, hat sie plötzlich gefragt und auf mich gezeigt. Zuerst habe ich mich umgedreht, denn ich dachte, dass sie vielleicht etwas hinter mir meint, doch dann hat sie leise gekichert und gerufen: »Nein! Das an deinem Hals, meinte ich.«

Etwas verdutzt habe ich nach einem Spiegel oder reflektierendem Stück Glas gesucht, bis ich mich vor den Infokasten gestellt habe. Mein Spiegelbild ist aufgetaucht und irgendwann konnte ich meinen von Knutschflecken bedeckten Hals sehen. Doch die Knutschflecken sehen eher aus, als wäre ich misshandelt worden und dies seien die Wunden.

Ava war hinter mir aufgetaucht und hatte bloß gekichert. »Da ging aber die Post ab bei euch beiden, oder?«

»Da muss Reece ja heftig über dich hergefallen sein. Tut das nicht weh?« Sie beugt sich vor und berührt eins der Flecken, doch ich zucke vor Schmerz zusammen, woraufhin sie ihre Hand hastig zurückzieht. »Sorry.«

»Alles Okay, Ava«, murmele ich und sehe mich suchend um. »Hast du vielleicht einen Schal, den du mir leihen könntest?«

Mein Handy klingelt, als ich in meinem Zimmer sitze und versuche Hausaufgaben zu machen. Der Ton von Carry On My Wayward Son dröhnt durch den eigentlich so stillen Raum. Zuerst versuche ich es zu ignorieren, gehe nicht ran und arbeite weiter an meinen Matheaufgaben. Der Anrufer legt kurz darauf wieder auf, doch keine Minute später klingelt mein Handy schon wieder.

Ohne auf die Nummer zu achten, gehe ich ran, dabei den Blick auf die Zahlen und Tabellen in meinem Buch geheftet. Ich melde mich mit einem genervten: »Ja?«

»Hey Küken«, haucht eine tiefe Stimme in den Hörer. Eine Stimme, die mir nur allzu bekannt ist. Eine Stimme, die mir nach Monaten noch immer Gänsehaut bereitet. Von dem klopfenden Herzen ganz zu Schweigen.

»Reece?« Ich kichere. »Du bist gleich gegenüber von mir in deinem Zimmer, warum rufst du mich an?«

»Ich will, dass du zu mir kommst«, antwortet er, als wäre es das natürlichste der Welt mich deshalb anzurufen. Vermutlich hätte er mich auch rufen können.

Ich schüttele den Kopf, bis ich merke, dass er mich ja gar nicht sehen kann. Seufzend sage ich: »Aber ich muss meine Hausaufgabe machen. Deshalb bin ich doch in meinem Zimmer.«

Vor etwa einer Stunde erst bin ich von seinem Zimmer zu meinem gewechselt, weil ich bei ihm nicht lernen konnte. Entweder hat er mich abgelenkt, indem er mich geküsst oder dumme Sprüche gerissen hat, manchmal ist seine Hand auch unter mein Oberteil gerutscht - oder meine Gedanken sind von Mathe zu ihm gesprungen, während mein Blick zu ihm gewandert ist. Ihr könnt euch denken, dass man sich so nicht auf Mathe konzentrieren kann. Vor allem nicht wenn Reece so viel interessanter ist als diese dummen Zahlen und Formeln in meinem Buch.

»Dann mach sie bei mir.«

Ich lache auf. »Reece, ich war vorhin erst bei dir. Weißt du noch wie das ganze ausgegangen ist?«

Wir sind auf seinem Bett gelandet und haben alles andere getan, als Mathe gelernt.

»Ich helfe dir. Hast du zufällig Bio auf?« fragt er und ich kann das anzügliche Grinsen in seinem Gesicht förmlich vor mir sehen. Ich muss leise in mich hinein kichern. »Nein und selbst wenn, dann bestimmt nicht das Thema an das du gerade denkst.«

Reeces Lachen ist an der anderen Seite der Leitung zu hören, aber ich höre es auch so durch die Wände. Es klingt einfach so schön. Ich grinse breit.

A Story of Broken HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt