38. Broken Hearts

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Ich klopfe heftig an die Tür von Zimmer 307. Das Zimmer, in dem Reece liegen müsste. Ohne überhaupt eine Antwort abzuwarten, reiße ich sie auf. Zu lange habe ich schon gewartet. Zu lange, um jetzt noch länger warten zu müssen. Um noch mehr Zeit zu vergeuden. Zeit, die wir stattdessen gemeinsam vergeuden könnten.

Meine Gedanken kreisen sich einzig und alleine nur um ihn. Ich muss zu ihm. Muss ihn sehen und in den Arm nehmen, ihn küssen und nie wieder loslassen.

Solange ich ihn nicht mit eigenen Augen sehe, glaube ich es einfach nicht. Es kommt mir zu schön vor, um wahr zu sein.

Im nächsten Moment stehe ich vor Maria, die mich mit feuchten Augen in ihre Arme reißt.

Zuerst überkommt mich ein schlechtes Gefühl. Ein Gefühl, als wäre seit dem Anruf etwas passiert, doch dann fällt mein Blick auf Reece, der in dem Bett liegt, das hinter Maria steht, und mir, anders als sonst, direkt in die Augen schaut. Augen, die ich so vermisst habe.

Ich gebe einen spitzen Schrei, einen fast schon unmenschlichen Laut von mir, als ich mich sanft von Maria löse und mir die Hände vor den Mund halte, um nicht das ganze Krankenhaus vor Freude zusammenzubrüllen. Gegen die Tränen, die mir über das Gesicht laufen, kann ich nichts machen, aber das ist schon in Ordnung so. Alles ist in Ordnung. Denn Reece steht - oder liegt - vor mir. Lebendiger als je zuvor.

»Ich lasse euch beide mal alleine«, flüstert Maria mir zu. »Ich bin draußen. Ruf einfach, wenn was ist. Und Reece vergiss nicht, was der Arzt gesagt hat. Keine ruckartigen Bewegungen. Deine Wunde ist noch frisch.«

»Hey Küken«, flüstert er und lehnt sich erschöpft zurück in sein Bett, als seine Mutter schließlich den Raum verlassen hat. »Du bist noch viel schöner, als ich dich in Erinnerung hatte. Warum liebst du überhaupt so einen abgefuckten Kerl wie mich, wenn du wahrscheinlich jeden anderen haben könntest?«

»Hör auf so einen Müll zu reden, Reece«, sage ich lachend. Ich hätte nicht gedacht, dass dies die ersten Worte sein werden, die ich ihm nach seiner Operation sagen würde. Reece grinst mich breit an und winkt mich zu sich, seine Augen an mich geheftet. Er mustert mich von oben bis unten. »Komm mal her.«

Ich gehe langsam auf ihn zu und starre ihn an, immer noch die Hände vor meinen offenstehenden Mund gelegt. Während ich auf ihn zugehe, starre ich ihn an, als wäre er ein Geist, als könnte er sich jeden Moment in Luft auflösen. Ich kann es einfach nicht fassen. Immer noch nicht. »Reece... Oh Gott. Du lebst.«

»Ja, scheiße, ne?«, murmelt er und lacht, doch dann verwandelt sich sein Lachen in ein Keuchen und er fängt an zu husten, bevor er sich stöhnend zurücklegt. Auch wenn das eben nur ein Witz sein sollte, kann ich nicht mitlachen. Das ist nicht einmal annähernd lustig. Dieser Witz war einfach dermaßen unpassend und wenn es nicht Reece wäre, würde ich ihn für diesen Witz vermutlich schlagen. Immerhin ist er tatsächlich kurz davor gewesen zu sterben.

Ich sehe ihn leicht gekränkt an. »Das ist nicht witzig, Reece. Weißt du wie viel wir alle geweint haben? Was ist eigentlich mit Madison?«

Er lächelt. »Mit ihr habe ich schon geredet. Sie war die Erste, die mich besucht hat. Wir hatten ein langes und intensives Gespräch.«

»Worüber?«, frage ich und kann nicht verhindern, dass mich die Neugierde mit einem mal packt. Ich setze mich wieder auf den Stuhl neben Reece, auf dem ich so viele male schon gesessen und geredet habe, aber niemals konnte er mir antworten. Jetzt schon.

Reece zwinkert mir zu. »Das ist ein Geheimnis.«

»Okay«, schmolle ich, werde dann aber direkt wieder ernst. »Wie geht es dir? Hast du schlimme Schmerzen? Erinnerst du dich noch an alles? An das, was wir erlebt haben?« Ich halte inne, versuche nach Luft zu schnappen. »Es tut mir leid. Es ist taktlos von mir, dir so viele Fragen zu stellen und das obwohl du wahrscheinlich total erschöpft bist. Es ist nur... Ich hatte Angst, dass du nicht aufwachsen würdest und dass du, selbst wenn du aufwachen würdest, dich nicht mehr an mich erinnern wirst. Ich-«

A Story of Broken HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt