»Jetzt steig schon ein«, stöhnt Reece, als ich aus dem Haus komme. Er lehnt lässig an seinem Auto.
Es sind inzwischen zwei Wochen vergangen, seit dem Vorfall auf dem Dach. Viel ist seither nicht passiert und darüber gesprochen, haben wir auch nicht mehr.
Ich laufe an seinem Auto vorbei und schüttele den Kopf. »Ich fahre mit Ava, sorry.«
Er starrt mich an. Wundert es ihn überhaupt noch, dass ich bei seinen Fahrkünsten die nächstbeste Chance nutze und mir eine andere Mitfahrgelegenheit suche?
»Ich bin enttäuscht«, sagt er mit gespielt gekränkter Stimme und schüttelt den Kopf, um seine Enttäuschung zu unterstreichen. »Ich dachte wir wären ein Team. Mein Baby, du und ich.«
Ich fange an zu lachen, als er sein Auto liebevoll zu streicheln beginnt.
Bevor ich jedoch etwas erwidern kann, fährt Ava mit ihrem kleinen, roten Opel Corsa unsere Einfahrt ein. Ich schaue ein letztes Mal zu Reece und forme mit den Lippen lautlos das Wort sorry, bevor ich mich umdrehe und zu Ava ins Auto steige. Er scheint ernsthaft gekränkt zu sein, dann aber wendet er sich ab und steigt in sein eigenes Auto.
Ava sieht zu mir rüber und grinst. Dann wirft sie einen kurzen Blick rüber zu Reece. Ich drehe mich zu ihr und kneife die Augen misstrauisch zusammen. »Was ist?«
»Nichts«, lacht sie, scheinbar amüsiert über etwas, dass ich nicht mitbekommen habe. »Kann ich losfahren?«
Ich nicke und sie fährt im Rückwärtsgang aus der Einfahrt raus, während ich mit dem Radio beschäftigt bin. Für mich gehört gute Musik einfach zum Autofahren. Als Ava aufs Gas drückt, dröhnt Throne von Bring Me The Horizon aus den Lautsprechern. Ich lehne mich zurück in den Sitz und genieße die Autofahrt, denn im Gegensatz zu Reece behält Ava den Verkehr im Blick.
»Du und Reece, ihr versteht euch ziemlich gut, was?«, fragt sie plötzlich, wie aus dem Nichts. Ich reiße entsetzt die Augen auf. Okay, ich mag Ava ziemlich gerne, aber ist sie blind? Dass wir uns nicht ausstehen können, ist doch nicht zu übersehen.
Sie kichert. »Naja, auf so eine abgedrehte Art und Weise meine ich. Ich kenne ihn seit einigen Jahren. Naja, nur vom Sehen und von Gerüchten her, aber seit ich mit dir befreundet bin... ich weiß auch nicht. Er wirkt ganz anders, als das was man sich so über ihn erzählt.«
»Was erzählt man sich denn so über ihn?«, frage ich neugierig.
Sie zuckt mit den Schultern. »Was man sich über Typen wie ihn nun mal erzählt. Gutaussehend, aber der totale Aufreißer. Er soll ziemlich gewalttätig sein. Ist schon paar mal im Krankenhaus gewesen wegen angeblichen Prügeleien. Ich habe es nicht mit eigenen Augen gesehen, aber es passt zu dem Bild, was ich von ihm habe. Er soll rauchen und kiffen und auch mit Drogen dealen, in einer Gang sein. So Zeugs halt.«
Ich lache amüsiert auf. »Ava, ich kann ja verstehen, dass er den Anschein erweckt, aber Reece kann vermutlich keiner Fliege was zu Leide tun. Er mag vielleicht ein großes Ego haben, aber er ist doch kein Schläger.«
Ava scheint mir nicht zu glauben. »Er hat eine Zeit lang ziemlich oft und lange gefehlt. Es hieß, dass er suspendiert worden sei, weil er sich eine üble Prügelei geleistet hat. Sogar der Krankenwagen soll vorbeigekommen sein.«
»Das ist absolut lächerlich«, sage ich. So etwas idiotisches habe ich im Leben noch nicht gehört. Haben die Leute denn nichts Besseres zu tun, als sich das Maul um einen zu reißen?
Im ersten Moment mag er vielleicht bedrohlich oder einschüchternd wirken, aber nach dem Vorfall auf dem Dach, habe ich eine andere Seite an Reece kennengelernt. Ich bin mir sicher, dass hinter seinem Ego und seinen Geheimnissen ein netter Mensch steckt.
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A Story of Broken Hearts
RomanceEmmas Traum geht in Erfüllung und sie darf endlich ein Jahr im Ausland verbringen. Neben neuen Freunden, Erfahrungen und einer Liebe lernt sie auch die Schattenseiten des Lebens kennen. Kann ein gebrochenes Herz je wieder heilen?