A Story of Broken Hearts

39. There's no Good in Goodbye

Reeces größte Angst ist der Tod gewesen. Und am Ende hat er sich nicht nur der Angst stellen müssen, sondern auch verloren. Aber was genau ist der Tod? Das ist etwas, was wir Lebenden uns schon lange fragen. Bis jetzt hat kein Toter es geschafft zurück zu kommen, um uns über sein Wissen aufzuklären. Wäre es nach dieser Vermutung nicht falsch zu behaupten, dass Reece Angst vor dem Tod hatte? Hatte er nicht viel mehr Angst vor der Ungewissheit? Vor der Ungewissheit, die kommt, nachdem sein Herz aufgehört hat zu schlagen? Etwas, von dem wir nicht wissen was es ist. Etwas, dem wir einen Namen gegeben haben, um uns einzureden zu wissen was es ist. Tod ist ein schwaches Wort. Ein Wort, das wir nie erklären und definieren können. Tod ist Ungewissheit. Und ist nicht viel mehr das seine Angst gewesen? Ist das nicht die Angst eines jeden von uns?

Es sind ein paar Tage vergangen seit dem Vorfall im Krankenhaus. An dem Tag an dem ich zusammengebrochen bin und so lange geweint und geschrien habe, bis ich schließlich ohnmächtig geworden bin.

Der Tag an dem ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren habe. Der Tag an dem der wahrscheinlich netteste, liebevollste und gleichzeitig traurigste Mensch, dem ich je begegnet bin, gestorben ist.

Er hat nicht nur mich sprachlos zurückgelassen. Niemand von uns hat es glauben können. Jeder einzelne von uns hat bis zum Ende gehofft und gebetet, aber als der Arzt schließlich kopfschüttelnd auf uns zukam und gesagt hat: »Es tut uns leid. Er ist tot.«, war jedes noch so kleine Fünkchen Hoffnung in sich zusammengebrochen. Dieser eine Satz hat mein Leben zerstört. Hat mich zerstört.

Maria und Madison haben fürchterlich angefangen zu weinen und auch Jack hat geweint wie ein kleines Kind. In diesem Moment konnte ich einfach nicht weinen. Es war, als wären all meine Tränen schon verbraucht. Ich war leer. Ich saß einfach nur da und habe die Wand angestarrt. Es hat gefühlte Stunden gedauert bis das Gesagte des Arztes in meinen Kopf durchgedrungen ist und Sinn ergeben hat. Und immer wieder habe ich mir ein und dieselbe Frage gestellt: Warum musste es gerade Reece treffen?

Reece wird für immer neunzehn bleiben. Er wird nie wieder älter werden, keine Geburtstage mehr feiern, nie wieder Geschenke auspacken können. Er wird nie wieder überlegen können was er morgen machen oder anziehen möchte.

Wisst ihr, es gibt schöne und es gibt traurige Momente im Leben. Und manchmal überwiegen die traurigen Momente, deshalb sollte man die schönen Momente festhalten und wie einen Schatz hüten, denn man weiß nie wie lange sie anhalten.

Ich fasse es immer noch nicht. Auch heute nicht. Auch jetzt und hier nicht. Egal wie oft Leute um mich herum ihre Trauerreden halten und mir bemitleidende Blicke zuwerfen - ich glaube es einfach nicht. Ich habe andauernd das Gefühl, dass er gleich aus irgendeinem Busch springt und uns alle auslacht, während er erklärt, dass das alles ein blöder Witz gewesen ist. Vermutlich wäre ich nicht einmal sauer, wenn er das jetzt tun würde. Ich wäre einfach nur erleichtert, ihn lebend zu sehen.

Aber es passiert nichts dergleichen. Natürlich passiert es nicht. Das Leben ist kein schöner Liebesroman, sondern die eiskalte Realität.

Es ist immer noch ruhig und leer. Ohne ihn. Er hat mich angelogen. Einfach so. Direkt ins Gesicht. Er hat sein verdammtes Versprechen gebrochen. Er hat mir doch versprochen, nicht zu sterben. Verdammt, er hat es versprochen! Ein Versprechen darf man nicht einfach so brechen.

Oder?

Ich habe an das Gute, an Gerechtigkeit geglaubt. Ich habe mich an dem Gedanken festgehalten, dass alles gut wird, dass Reece und ich eine Zukunft haben werden. Eine gemeinsame Zukunft, die so viel Schönes beinhalten wird. Die uns Beide zeigt, wie wir alt und runzlig, aber immer noch total verliebt ineinander auf einer Parkbank sitzen und Tauben füttern. Ich dachte, Reece hätte noch Zeit. Er hätte mehr Zeit verdient. So viel mehr.