10. Freunde-Freunde

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Ich bin nicht in Reece verliebt und das wird auch nie so sein. Das ist unmöglich. Ich kann ihn nicht mal besonders gut leiden. Nie im Leben würde ich mich in einen Herzensbrecher verlieben. Das ist doch reiner Selbstmord. Emma, du bist doch nicht dumm! Wer sich in Reece verliebt, kann sich das Herz gleich selbst herausreißen oder warten bis er es tut.

»Emma? Bist du hier?«

Nein. Was soll ich nur tun? Du liebst ihn nicht, wiederhole ich die Worte in meinem Kopf. Er ist nichts für dich und du bist nichts für ihn. Ich reiße mir beinahe die Haare aus vor Verzweiflung. Sich in einen Player zu verlieben, ist wohl das Dümmste, dass einem passieren kann.

»Emma, ich weiß, dass du hier bist. Reece sucht nach dir.«

Was? Oh mein Gott. Nein, nein, nein. Warum sucht er nach mir? Was will er von mir? Ich kann ihn jetzt nicht sehen. Es würde ihm auffallen. Ihm würde auffallen, dass etwas nicht mit mir stimmt. Ihm würde auffallen, dass ich mich seltsam verhalte. Ich will sterben, will im Erdboden versinken, will-

»Buh.«

Ich zucke schreiend zusammen. Avas Gesicht taucht unten im Schlitz der Kabinentür auf, hinter der ich mich verkrochen habe. Ich sitze zusammengekauert auf dem Boden und dabei ist mir scheißegal wie unhygienisch das wahrscheinlich sein mag. Ava grinst zufrieden, als hätte sie erreicht, was sie wollte. Mich zu Tode zu erschrecken. »Komm, mach auf.«

Mit zusammengepressten Lippen schüttele ich den Kopf. Ich ziehe die Beine an und lege mein Kinn auf die Knie. Ava verdreht die Augen und steht stöhnend auf, bis ich nur noch ihre Chucks sehen kann.

Erleichtert seufze ich und hoffe, dass sie mich alleine lässt. Aber Fehlanzeige. Eine Sekunde später tritt sie fest gegen die Kabinentür und faucht: »Mach die Tür auf oder ich rufe Reece, damit er dich da rausholen kann.«

Hastig springe ich auf die Beine und reiße die Tür auf. Ich packe Ava an ihrem Ärmel, ziehe sie rein und knalle die Tür hinterher wieder zu. Sie starrt mich entsetzt an, was ich nur zu gut verstehen kann. Ich weiß ja selbst, dass ich mich lächerlich benehme. Aber was soll ich tun? Ich kann Max nie wieder in die Augen sehen. Vielleicht täusche ich mich ja auch und ich bin gar nicht dabei, mich in Reece zu verlieben. Vielleicht ist es eine andere Art der Zuneigung, die ich für ihn empfinde. Ja genau. Das muss es sein.

»Was ist los, Emma?«, fragt Ava irritiert, als wir beide uns in der engen Toilettenkabine gegenüberstehen. Ich seufze und schüttele den Kopf. »Es ist nichts.«

»Hör auf zu lügen«, sagt sie mit zusammengekniffenen Augen und zwickt mich in den Arm. Ich schrecke erschrocken zurück und sehe sie zornig an. »Au! Das tat weh.«

»Gut so. Das sollte es auch«, faucht sie wütend. »Hör auf, dich wie ein kleines Mädchen zu benehmen und sag Tante Ava jetzt was Sache ist.«

»Ich benehme mich nicht wie-« Ich zucke zusammen. »Au!«

»Rede!«

»Ich weiß nicht, was du- Au!«

Sie funkelt mich böse an. Okay, ich hätte nicht erwartet, dass die süße kleine Ava auch mal die Krallen ausfahren kann. Umso mehr macht mir der Blick, den sie mir zuwirft, Angst. Ich hebe ergebend die Hände und seufze. »Okay, okay. Du darfst mich aber nicht auslachen. Also... ich glaube, ich bin dabei, mich in Reece zu verlieben.«

Plötzlich erhellt sich ihre Miene. Mit dieser Reaktion hätte ich im Leben nicht gerechnet. »Ist doch schön. Ich glaube ihr beide würdet ein echt süßes Paar abgeben. Wir müssen nur Reece noch irgendwie-«

»Ava«, unterbreche ich ihren absurden Gedankengang. »Mal davon abgesehen, dass Reece sowieso keine festen Beziehungen eingeht und ich nicht interessiert daran bin, für ihn ein Spielzeug zu sein, habe ich einen Freund. Weißt du noch? Sein Name war Max«, erinnere ich sie, wobei ich mir sicher bin, dass sie keine Erinnerung nötig hatte.

A Story of Broken HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt