26. Die Blüten der ersten Liebe

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Es vergehen Wochen und nichts Besonderes passiert. Naja, natürlich geschieht so einiges, aber nichts Weltbewegendes. Reece und ich haben uns nicht mehr gestritten, wenn man mal kleine Streitigkeiten außen vorlässt, aber so etwas gehört einfach in eine Beziehung, wenn ihr mich fragt.

In der Schule läuft alles wie immer. Manchmal mache ich im Unterricht mit und ein anderes Mal mache ich wieder gar nicht mit, nicht, weil ich nicht will, sondern aus dem einfachen Grund, dass meine Gedanken andauernd woanders sind, nur nicht beim Unterricht.

Letztens ist mir im Matheunterricht aufgefallen, dass ich von meinem Platz aus Reeces Sportkurs beobachten kann, da ich am Fenster sitze und direkten Blick auf den von Mr. Dawson benutzten Sportplatz draußen habe. Ich habe gehört, dass er seine Schüler nicht so gerne in Sporthallen unterrichtet. Glück für mich, dass ich Reece ganze zwei Stunden beim Sport beobachten kann, Pech für meine Noten, da ich sowieso schon ziemlich schlecht in Mathe bin.

Larissa hat mir eine Nachricht geschrieben. Naja, es war wohl eher ein Roman, in dem sie sich ausführlich für ihr Verhalten entschuldigt hat und sagt, dass sie mir nie wehtun wollte, dass Max ihr versprochen hat, dass er mit mir Schluss machen wollte und es sowieso nicht mehr so gut zwischen uns lief. Das war vor etwa einem Monat. Ich habe ihr bis jetzt noch nicht geantwortet, ich konnte nicht, ich kann nicht. Auch wenn ich weiß, wie meine Entscheidung ausfällt, brauche ich Zeit, um alles zu verarbeiten. Zu verarbeiten, dass meine beste Freundin mich mit meinem Freund - Ex-Freund - betrogen hat. Max ist mir inzwischen egal geworden, aber nicht Larissa und Jule auch nicht. Ich schätze, ich werde ihr verzeihen, und ihr das auch so sagen, denn Menschen machen Fehler und so auch Larissa, aber als Freundin kann und will ich sie einfach nicht mehr bezeichnen.

~*~

Eine Woche später verkünden Reeces Eltern uns, dass sie die Nacht von Freitag auf Samstag nicht da sind, da sie zu ihrem Jahrestag einen Wellness-Gutschein geschenkt bekommen haben, den sie gerne einlösen wollen. Madison hat so lange gebettelt, bis ihre Eltern ihr erlaubt haben, bei einer Freundin übernachten zu dürfen.

So etwas zu hören, ist natürlich schön. Reece und ich haben uns nur angegrinst und sobald alle am Abend aus dem Haus waren, haben wir uns aufs Sofa im Wohnzimmer gesetzt und Reece hat einen Film eingelegt. Ich habe das Licht ausgemacht und mich zu ihm gesetzt.

Er lacht. »Komm her, Em, ich beiße nicht.«

Ich gebe zu, ich bin etwas nervös, da wir gleich einen Horrorfilm gucken werden. Natürlich wollte ich vor Reece nicht wie ein Weichei wirken, weshalb ich nichts dagegen gesagt habe, aber Horrorfilme sind mir nicht so Geheuer. Vom anderen Ende des Sofas hätte er meine Zuckungen und Winseleien während des Filmes wenigstens nicht sehen können, aber wenn ich in seinen Armen liege, wird es ihm wohl oder übel auffallen.

Der Film ist gerade am spannendsten Punkt angelangt, als ich die Augen zusammenkneife und hoffe, dass Reece es nicht mitbekommt. Er soll bloß nicht denken, ich sei ein Angsthase.

Es vergehen Minuten, als ich seine Hand plötzlich an meinem Oberschenkel spüre. Ich sage nichts dagegen, ganz im Gegenteil, es fühlt sich toll an. Dennoch bin ich ein wenig verwirrt von der plötzlich umschlagenden Stimmung. Er legt seine Lippen an mein Ohr. Seine Berührungen jagen Stromstöße durch meinen Körper. »Weißt du eigentlich wie schön du bist?«

»Nein«, flüstere ich, als seine Hände meinen ganzen Körper zu erkunden scheinen. »Zeig es mir, Reece. Bitte.«

Oh Gott, in dem Moment, als diese Worte meinen Mund verlassen, frage ich mich, woher ich den Mut nehme, so etwas zu sagen. Ich, Emma Reichert, würde so etwas nie sagen. Oder etwa doch? Anscheinend schon, sagt die Stimme in meinem Kopf.

A Story of Broken HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt