12. Sieben Minuten im Himmel

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Inzwischen sind wieder Wochen vergangen und ich habe das Gefühl mein Leben hat sich komplett verändert. Ich habe Ava erzählt, was Reece mir erzählt hat, nachdem ich ihn mit der Drogensache konfrontiert habe und sie musste bloß lachen und hat ungläubig gefragt: »Du hast es vor seinen Eltern besprochen?«

»Er... naja, er hat einen auf dumm getan und dann ist es einfach so aus mir herausgesprudelt. Ich war eben ziemlich sauer«, gestehe ich schulterzuckend. Danach habe ich mich auch noch einmal bei Reece und seinen Eltern entschuldigt. Wir können nur von Glück reden, dass Madison bereits geschlafen hat um diese Uhrzeit.

Wir haben nicht mehr über die Sache mit Lucian und ihr geredet, aber ich weiß auch nicht, was ich sagen soll. Ich glaube, dass sie ihn wirklich liebt. Sie wirft ihm in der Schule immer verstohlene Blicke zu und einfach die Art wie sie ihn anguckt... in ihrem Blick liegt so viel Liebe. Dabei beachtet er sie kaum. Ich würde es ihr gerne sagen, aber wie soll ich das ansprechen? Sie wird mir den Kopf abreißen. Ich möchte nicht, dass sie verletzt wird, aber um ehrlich zu sein, glaube ich, dass es sowieso schon längst zu spät dafür ist. Ava liebt Lucian bereits mit Haut und Haaren.

Ab und zu schaue ich zu ihm rüber, aber nachdem Reece mich einmal dabei erwischt hat, da er neben Lucian sitzt, und wahrscheinlich gedacht hat, ich würde ihn abchecken, lasse ich es lieber sein. Reece soll bloß nicht glauben ich würde auf ihn stehen. Soll er lieber mit seinen verschiedenen Verehrerinnen Spaß haben. Mir ist das sowas von egal.

~*~

Heute ist Freitagabend und ich sitze telefonierend auf meinem Bett, nachdem ich kurz mit meinen Eltern geskyped habe. Meine Mutter fragt mich jedes Mal aufs neue, ob die Familie Baldon auch gut zu mir ist und jedes Mal versichere ich ihr, dass alle hier mehr als nur gut zu mir sind. Am Ende muss mein Vater sie vom Bildschirm reißen. Es ist schade, dass ich so lange von meiner Familie getrennt bin, aber gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es die einzig richtige Entscheidung gewesen ist, denn nur so lerne ich was es heißt Verantwortung zu tragen und auf sich alleine gestellt zu sein.

Max klingt abweisend, während ich ihm von dem neuen Schulprojekt in Chemie erzähle. Schon klar, dass ihn das Thema vielleicht nicht unbedingt interessiert, aber er wirkt schon die ganze Zeit so uninteressiert.

»Max?«, frage ich irgendwann ohne meinen Satz überhaupt beendet zu haben. Ich spüre einen heftigen Druck hinter meinen Augen, als ich all meinen Mut zusammenkratze, um die nächste Frage zu stellen. »Hörst du mir überhaupt zu?«

»Mmmh ja«, meint er nur. Ich starre auf einen Punkt am Ende meines Bettes und merke wie sehr meine Hand zu zittern beginnt. Langsam aber sicher werden meine Augen immer wässriger und Tränen fließen meine Wange hinab, während ich versuche zu begreifen, wann Max angefangen hat sich so stark von mir zu distanzieren.

Die Tür geht auf, woraufhin ich mich hastig umdrehe, sodass mein Gesicht zur Wand gedreht ist und Reece, der natürlich wieder halbnackt aus der Dusche kommt, mich nicht weinen sieht.

»Max?«, frage ich noch einmal, diesmal leiser. Ich hoffe, dass Reece mich nicht hört, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es doch tut. Wahrscheinlich hört er heimlich zu, während er sich anzieht. Immerhin kann er deutsch verstehen, was die ganze Situation nicht gerade angenehmer macht.

Ich höre Max an der anderen Leitung mit irgendetwas klimpern. Warum kann er sich nicht einmal zehn Minuten für mich und unsere Telefonate nehmen? Er murmelt bloß ein: »Mmh?«

»Liebst du mich überhaupt noch, Max?«, frage ich und obwohl ich mir alle Mühe gebe, meine Stimme fest klingen zu lassen, hört sie sich dennoch noch schwach und kraftlos an. Reece muss wissen, dass ich weine. Ganz bestimmt. Aber warum bemerkt Max es denn nicht? Was ist so wichtig, dass es keine fünf Minuten warten kann? Ich brauche jemanden. Ich brauche ihn.

A Story of Broken HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt