„also ich möchte bitte...." Den Rest ihrer Worte bekam ich nicht mehr mit. Stattdessen machte ich auf dem Absatz kehrt und zog Henry und Daniel mit mir. Die anderen folgten mir automatisch. Ich glaub die Frau schrie mir noch irgendwas hinterher, aber ich ignorierte sie vollkommen.
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Sie hatte grade gesagt das Lia alle Jungs die mit ihr auch nur reden wollten anschrie. So kenne ich Lia ganz sicher nicht, sie hatte auch immer Jungs Freunde. Aber ich hab auch schon so eine Vermutung warum das so ist und das ist ganz sicher nicht gut. Da bleibt nur noch eine Frage offen, warum Cole und Tyler nicht?
Ich kam mit den anderen zuhause, immer noch unter Schmerzen, an. Henry und Daniel brachte ich direkt zu Elena, wo auch immer noch Finn war. Julie und Noah brachte ich noch schnell zum Kindersport und dan setzte ich mich mit Lia auf dem Schoß aufs Sofa.
Jetzt kommt der unangenehme Teil. Ich weiß gar nicht wie ich mit einem vierjährigen Kind über solch ein Thema reden sollte. Wie fängt man da an? Eigentlich bräuchte sie wahrscheinlich einen Therapeuten oder so, aber dafür fehlt nun wirklich das Geld.
Ich holte noch einmal tief Luft und fing dann an zu reden ,,Du, Große." Sie blickte mich mit großen Augen an ,,Deine Erzieherin hat mir erzählt das du nicht mehr mit deinen Freunden spielen möchtest" sie guckte als hätte ich einen clown gefrühstückt ,,Aber ich spiel doch mit meinen Freunden. Emma, Jenny" WTF, wer nennt sein Kind Jenny? ,,Halea" Ich seufzte einmal ,, und was ist mit Adam und Kyle?" Sie ließ ihre Beine von meinem Schoß baumeln und würdigte mich keines Blickes. ,,Lia kann es sein, dass du gar nicht mehr mit ihnen spielst?" Eine ganze Weile herrschte stille und ich hielt es kaum aus. ,,Bitte Lia, rede mit mir." Wieder sagte sie nichts. ,,Lia, vor ein paar Wochen hast du was gesehen, mit Papa, richtig?" Sie zuckte zusammen. Also war mein Gedanke doch korrekt gewesen.
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Flashback
Ich hörte meinen Vater auf uns zu torkeln und wie er seinen Gürtel löste. Nein, bitte nicht. Bitte bitte bitte nicht. Ich kauerte mich auf dem Boden mit dem Rücken zu meinem Vater und beschützend über Finn gebeugt zusammen. Er kam immer näher und keine Sekunde später spürte ich einen brennenden schmerz auf meinem Rücken. Ich schrie kurz aber laut auf und musste mich bemühen die Tränen zurück zu halten. Ich spürte noch einen schlag mit dem Gürtel auf meinem Rücken und noch einen.
Doch dann hörte ich wie jemand die Treppe runter ging und sah in diese Richtung. Dort stand Lia mit einem verängstigtem Gesichtsausdruck.
„Geh! Geh wieder hoch!"
Schrie ich sie verzweifelt an. Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand die Treppe hoch. Mein Vater hatte zum Glück aufgehört und ich hörte ihn noch sagen
„elendes Kind"——
Ich drehte Lias Kopf zu mir und blickte in ihr Tränenüberströmtes Gesicht. Fast musste ich selbst anfangen zu heulen bei diesem Anblick, aber ich musste stark für sie sein. Es wäre nur noch angsteinflößender als es sowieso schon ist. ,,Och große" ich nahm sie ganz fest in den Arm und auch sie drückte ihr kleines Gesicht in mein T-shirt.
Eine ganze Weile saßen wir so da. Lia schluchzte in meinen Armen und ich versuchte nicht auch zu weinen anzufangen, sondern sie zu beruhigen. Mittlerweile war mein T-shirt klitschnass von den ganzen Tränen. Nun wurden Lias Schluchzer immer weniger und auch ihre Tränen versiegten allmählich. Sie schaute wieder hoch zu mir und ich strich ihr behutsam über den Kopf. ,,Lia, ich weiß nicht was genau oder wie viel du gesehen hast, aber du musst wissen das Papa was ganz schlimmes getrunken hat und deswegen so böse auf mich war." Ich blickte sie eindringlich aber auch liebevoll an ,,und die Jungs aus der Kita haben doch bestimmt nicht das böse Getränk getrunken, oder?" Sie schüttelte vorsichtig den Kopf ,,Die sind wirklich nicht Böse, Ja? Und falls doch dann sagst du mir Bescheid" Ich hielt ihr Gesicht in meinen Händen und gab ihr dann einen Kuss auf die Stirn ,,Also nur-" sie schniefte einmal ,,nur wenn Papa das böse Getränk trinkt ist er gemein zu dir?" Wie sollte Ich das jetzt beantworten, nicht jeder ist böse wenn er Alkohol trinkt, aber Vater halt schon ,,Ja, nur wenn er das trinkt und er macht das auch nicht mit Absicht. Er ist auch traurig weil Mama tot ist." Sie blickte wieder zu mir hoch ,,Ich bin auch traurig das Mama weg ist, aber sie schaut auf uns von da" sie zeigte an die Decke ,,oder Nova?" Ich lächelte sie an ,,Ja, sie schaut von da oben zu uns" Ich folgte ihrem Blick an die Decke.
Kurz danach brachte ich Lia zu Elena und machte mich auf den Weg zur U-Bahn. Es war Berits viertel vier und ich müsste mich beeilen um noch rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Ich frag mich generell warum ich überhaupt noch da arbeiten konnte. Schließlich hatte ich mich in letzter Zeit so oft krankgemeldet, dass sogar Bob mich hätte feuern können.
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,,Hi bob" rief ich in sein Büro rein. Ich wollte so schnell wie möglich anfangen zu arbeiten und dabei einfach die letzten Tage vergessen. Mein Kopf tat zwar immer noch weh, aber ich versuchte es auszublenden. ,,Novalie, bitte komm doch später nochmal zu mir. Danke" ich nickte kurz zur Bestätigung ,,und eine gute Schicht dir" rief er mir noch hinterher.
Ich zog mir schnell meine Schürze über und begrüßte Anna. Sie wurde immer hübscher, aber wirklich. Ihr blonden Haare hatte sie heute zu einem hohen Dutt zusammengebunden und ihr Make-up saß perfekt wie immer.
Ich schnappte mir den Notizblock und fing an Bestellungen aufzunehmen. Es verlief alles ziemlich ruhig, Anna war grade mit einem Kunden beschäftigt und ich gönnte mir eine kurze Pause, bis die Tür aufging und eine Gruppe von Jungs reinkamen, die sich lautstark unterhielten.
Tyler.
Nicht schon wieder. Und sie hatten auch wieder diese anderen Freunde dabei. Der dem ich die Fake Nummer gegeben hat, ich glaub er hieß Alec, lief neben Ryan und mir war es echt ziemlich unangenehm.
Nur war ja Anna grade beschäftigt, also musste ich. Hu, okay ich schaff das. Ich ging also mit der Hand fest an meinen Notizblock Richtung des Tisches. ,,Willkommen im Coffee Times, was kann ich ihnen bringen?" Tyler schaute sofort zu mir hoch. Zuerst guckte er als hätte er eigenen Geist gesehen. Er starrte auf mein Pflaster, sagte dann aber doch nichts, sondern lächelte. Alec riss Mich wieder aus der Starre ,,Na was ein Zufall, bist du nicht die die mir die falsche Nummer gegeben hat? Ganz schön schlau, nicht?" Die zwei die ich nicht kannte mussten lachen, aber die anderen hielten sich doch mehr zurück.
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Wen hat das Ende dieses Kapitels auch so an Kapitel 5 und 6 erinnert? Ich hab jedenfalls voll Flashbacks bekommen.Danke danke danke für 10000 reads. Ich meine das hätte ich nie gedacht und ich bin überglücklich. Mein Ziel wurde verzehnfacht. Ich musste so grinsen als ich es gesehen hab. Danke an alle die bis hierher mitgelesen haben.
Kuss Liv
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Irgendein BadBoy
Teen FictionIst es nicht komisch das es in allen Geschichten immer ein gutes Ende gibt? Das am ende immer alle glücklich sind und die guten gewinnen? denn ich habe das Gefühl, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen wird. Hi, ich bin Novalie, aber nennt mich d...