Kapitel 9

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Dann fuhr sie los. Beide schwiegen eine Weile. Während Valentin aus dem Fenster schaute gab ihm Regina plötzlich eine schwarze Augenbinde.
"Zieh die an"!, befahl sie.
"Was? Warum?", überrascht starrte er auf die Augenbinde.
"Weil ich es sage!"
Er hasste diese Antworten. Trotzdem nahm er die Augenbinde und wollte sie schon aufziehen, doch dann hielt er inne.
"Du wolltest mir noch was erklären!"
"Was meinst du?"
"Du hast gesagt, du kanntest meinen Bruder. Stimmt das? Oder hast du dir das ausgedacht?"
"Achso. Nein, sonst hätte ich vermutlich gut geraten, aber ich kannte ihn tatsächlich", sie lachte auf.
"Erzählst du mir bitte endlich was passiert ist? Vorher werde ich die Augenbinde nicht aufsetzen!", er grinste.
Sie warf ihm einen bösen Blick zu und säufzte dann. Er war wirklich frech, aber irgendwie gefiel ihr seine Art.
"Na schön...", antwortete sie dann.
"Dein Bruder und ich haben einige Zeit zusammen gearbeitet... wenn man das so nennen kann. Eines Tages haben wir ein Jobangebot bekommen, dass wir nicht ausschlagen konnten. Es war gefährlich, das war uns aber von Anfang an klar, allerdings wussten wir damals noch nicht, was uns erwartet."
" Wie meinst du das? Was für ein Job und was ist passiert?", er platze schon fast vor Neugier.
" Nun ja... wir sollten was besorgen, das unserem Arbeitgeber gestohlen worden war, aber es lief nicht wie geplant und...", sie machte eine längere Pause.
"In dieser Nacht verloren mehr Leute als dein großer Bruder ihr Leben..."
Sie wirkte irgendwie mitgenommen oder bildete er sich das nur ein? Bis jetzt war Regina immer recht kühl gewesen, so machte es zumindest den Anschein. Aber er war sich mitterweile mit nix mehr sicher, was sie betraf.
" Gestorben bei einem gefährlichen Job? Das passt gar nicht zu ihm. Er war immer recht anständig und sehr intelligent... Mein Bruder war 3 Jahre älter als ich und studierte Jura. Warum sollte er sich auf sowas einlassen und seine Zukunft gefährden?"
"Wir haben viel Geld für den Job bekommen. Es war etwas Einmaliges mit einem Lohn von 1 Millionen Euro... für uns beide. Dein Bruder meinte, er bzw ihr würdet das Geld gut brauchen.", erwiderte sie schließlich.
"Nach seinem Tod hab ich den doppelten Lohn bekommen... wir haben uns aber versprochen, dass wenn einem von uns was passieren würde, wir dafür sorgen, dass unsere Familie unser Geld erhält.
Also hab ich deiner Familie sein Geld überwiesen."
"Warte! Du bist dieser anonyme Spender gewesen, der uns das Geld überwiesen hat? Wir haben uns ewig gefragt woher das gekommen ist!"
"Ja, aber ich konnte nicht riskieren, das ihr versucht Kontakt mit mir aufzunehmen. Das würde dich und deine Familie nur noch mehr in Gefahr bringen."
"Gefahr? Ich versteh kein Wort! Was wird hier gespielt Regina? Erst flirtest du mit mir um mich dann zu entführen, dann versklavst du mich und jetzt erzählst du mir, dass mein Bruder irgendwelche dunklen Geheimnisse vor mir hatte?"
Er war den Tränen nah, das war alles viel zu viel für ihn. Erschöpft ließ er sich in den Autositz fallen und atmete schwer ein und aus.
"Du wirst bald die Antworten auf all deine Fragen haben, Kleiner. Aber jetzt zieh die Augenbinde auf und sei still! Du weißt doch noch, was ich dir antun kann, wenn du nicht brav bist oder?"
Erschrocken schaute er sie an, "Ja, Miss."
So schnell wie sie sich emotional und fürsorglich gezeigt hatte, wurde sie auch wieder streng und kühl.
Dieser Wechsel ihrer Persönlichkeit machte ihm sichtlich Angst.
Er beobachtete sie kurz, bevor er dann langsam und mit einem leisen Säufzen die Augenbinde aufzog.
In seinem Kopf waren so viele Fragen. Regina war schon damals in der Bar eine mysteriöse junge Frau gewesen, zu der er sich irgendwie hingezogen gefühlt hat, aber so langsam fragte er sich, was hinter diesen tausend Geheimnissen steckten, die Regina umgaben.
Sie fuhren noch eine Weile, wie lange genau konnte Valentin nicht sagen. Die Augenbinde, seine aufkommenden Müdigkeit und die vielen verwirrenden Gedanken in seinem Kopf raubten ihm irgendwie das Zeitgefühl.
Er döste vor sich hin und versuchte so ein wenig Ruhe zu finden bis er plötzlich Reginas Stimme vernahm.
"Steig aus! Wir sind da!"
Langsam nahm er die Augenbinde ab und blinzelte einige Mal um sich an die Helligkeit zu gewöhnen, dann löste Regina auch schon die Leine und ein Mann zog ihn unsanft aus dem Auto und zerrte ihn mit sich. Erst jetzt bemerkte er, dass er nicht zurück auf Reginas Anwesen war, sondern vor einem großen schwarzen Haus stand. Drum herum war ein Zaun zur Absperrung errichten worden und überall standen solche Männer, wie jene, die er schon aus dem Wald kannte.
Sie liefen über den Platz und standen an verschiedenen Posten überall auf dem abgesperrten Gelände, die Meisten trugen dicke schwarze Westen und einige Waffen an ihren Gürteln.
"Wo sind wir hier?", fragte er schließlich.
Der Mann antwortete nur mit einem dreckigen Grinsen bis Regina neben den Beiden auftauchte und seine Miene sofort wieder ernst wurde.
"Das Haus gehört mir. Ich erledige hier den größten Teil meiner Arbeit."
"Das gehört auch dir? Wow! Aber was genau arbeitest du eigtl?"
Sie schwieg und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
"Das erfährst du schon noch früh genug!"
Regina gab dem Mann ein leichtes Kopfnicken und ging dann.
Dieser packte anschließend die Leine und machte sich auf den Weg zu einer Kellertür, mit Valentin im Schlepptau.
Er schloss die Tür auf und brachte ihn dann zu einer weiteren.
"Warte hier! Regina muss kurz was regeln und dann kümmert sie sich um dich!"
Mit einem Grinsen sperrte er ihn ein und ging.
Na großartig! So langsam kam er sich wie ein wildes Tier vor, das ständig eingesperrt werden musste.
Er schaute sich in dem Raum um. Es war nicht viel drin außer ein kleines Bett, ein Schreibtisch und ein Stuhl.
Er öffnete die Schublade des Tisches und schaute mit großen Augen hinein.
Darin lag nur ein kleiner Zettel und ein Foto. Ein Foto von Regina, Fabio und einem anderen Mann im gleichen Alter wie die beiden. Sie trugen ähnliche Kleidung und hatten alle das gleiche Symbol auf ihrer Jacke. Schwarze Flügel, die eine goldene Verzierung wie auch einen bunten Stein in den Farben Lila, Rot, Blau und Grün hatten.
Auf dem Zettel daneben standen nur ein einziger Satz.
- Black Angels forever -

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