"Meine geschätzte Regina,
ich schreibe dir diesen Brief, da ich noch nie besonders viel von all dieser neumodischen Technik gehalten habe, aber das weißt du ja bereits. Vor ab möchte ich mich jedoch für das grobe Verhalten meiner Männer entschuldigen.
Ich habe lange über unser nettes Gespräch von neulich nachgedacht und bin dadurch zu dem Entschluss gekommen, dass ich dich bei diesem Kampf unterstützen werde, in der Hoffung, die richtige Seite gewählt zu haben.
Manuel wird vor Nichts halt machen um zu bekommen, was er will und wenn ich ihm im Weg stehe, wird er nicht zögern, auch mich zu vernichten.
Als Zeichen meiner Loyalität habe ich ein kleines, ganz besonderes Geschenk für dich, das dich zeitgleich oder in den nächsten Tage erreichen wird. Ich bin mir sicher, dass du sie dir viel Spaß und Freude bereit wird und eventuell nicht nur allein dir. Ach und grüße mir Philipp.
In Loyalität
Alexandro"Treue? Geschenk? Sie? Was hatte dieser Typ nur jetzt schon wieder vor? Regina kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er eigentlich immer zu stolz war, um sich unterzuordnen und jemand anderem, besonders einer Frau, nun freiwillig die Führung in diesem Kampf zu überlassen. Irgendwie traute sie diesem Brief und seinem Wort nicht.Was er wohl ausheckte? Ihr Bauchgefühl hatte sie bisher noch nie enttäuscht und genau jetzt spürte sie, dass deutlich mehr als ein Schwur zur Loyalität ihr gegenüber in diesem Brief versteckt war, nur wusste sie noch nicht was.
Und von was für einem Geschenk hatte er wohl geredet?
Auch wenn sie weder ihm noch seinem Wort vertrauen konnte oder wollte, war sie sichtlich erleichtert wenigstens vorübergehend keinen zweiten Feind befürchten zu müssen.
Für einen kurzen Moment ließ sie sich in ihrer Stuhl fallen.
Philipp wird versorgt. Alexandro steht erstmal auf ihrer Seite. Manuel plante etwas und sie hatte keine Ahnung, was genau es war.
Fabio hatte sich schon lange an seine neue Position gewöhnt und dann war doch nur Valentin.
Valentin... ihr kleines Hautier, dass sich, obwohl sie soviel versucht hat, trotzdem irgendwie in sie verliebt hat.
Und was fühlte sie? Ihr war bewusst, dass sie diese Gefühle auf keinen Fall zulassen durfte. Vorallem nicht jetzt, wo Manuel sie jeder Zeit angreifen könnte.
War es richtig, ihn immernoch hier zu behalten? Ein Krieg zwischen den Clans konnte für alle ziemlich gefährlich werden, noch dazu wo Valentin vermutlich keine Ahnung vom Kämpfen hat.
Doch wenn er es könnte, würde er dann versuchen zu fliehen? Oder würde er freiwillig bei ihr bleiben wollen?
Sie hasste es, sich mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigen zu müssen und genauso wusste sie nicht, wie sie mit denen von anderen umgehen sollte.
Mit einem genervten Säufzer schnappte sie sich einen der drei Stapel auf ihrem Schreibtisch und begann mit der lästigen Büroarbeit.
Sie hasste den Mist, aber genauso wenig wollte sie einer anderen an ihre Unterlagen lassen, also musste sie da wohl durch.
Neue Lieferungen, neue Informationen über die kleineren kriminelle Gruppen. Nachdem sie bereits im Alter von 16 Jahren ihr Können unter Beweis gestellt hat, traute sich keiner mehr, an ihrer Macht zu Zweifeln.
Ja, damals als sie einer dieser arroganten Idioten meinte, ein Mädchen könnte niemals an der Spitze sein, da kein Mann dem schwächeren Geschlecht folgen würde.
Selbst nach 7 Jahren machte sie der Gedanken daran unglaublich wütend.
Sie hat sich schon als kleines Kind für Kämpfe wie Kung Fu und Karate wie auch sämtliche Arten von Klingen interessiert, ganz gleich, ob Wurfmesser, Degen oder Schwerter und sich diese ständig im Fernsehen angeschaut.
Wenn ihre Eltern nicht daheim waren hatte sie sogar selbst stundenlang im Keller trainiert.
Mit 16 durfte sie dann endlich zu ihrem ersten Live Messerwurf gehen.
Das Duell war wirklich unglaublich bis zum letzten Kampf.
Sie erinnerte sich noch genau an diesen Typen. Orange-blondfarbige Haare, groß und der Inbegriff eines Klugscheißers, der keinen Respekt vor Frauen hatte und nur sich selbst liebte.
Jedes Mal, wenn er im Duell war schaffte er einen nahezu perfekten Wurf, nur wenige Millimeter von der idealen Mitte, aber brachte ihn nicht nur ins Halbfinale, sondern letztendlich auch noch ins Finale, zu Reginas Bedauern.
Als er die letzte Runde spielte, gewann er erneut und damit war er der Sieger.
Als sein Gegner im die Hand schütteln wollte, meinte dieses arrogante Stück, dass er das nicht nötig hätte und er keinem Verlierer seine kostbare Hand reichen würde.
Und als ob das nicht schon genug wäre, rannte er dann noch zu dem Mädchen mit dem er sich schon vorher ständig unterhalten hatte, fasste ihr in den BH und als sie wehrte, packte er ihre Hände und befahl ihr, in sein Vorbereitungszimmer zu gehen oder sie würde es bereuen.
Schon damals war Regina der Meinung, kein Mann dürfte eine Frau auf die Art und Weise behandeln und so folgte sie dem hellbraunhaarigen Mädchen.
Sie versteckte sich in der Nähe der Türe in einem Schrank, gerade noch rechtzeitig bevor dieser Mistkerl kam. Er schloss die Tür und packte sie am Hals bevor er zu ihrer Überraschung wild mit ihr rummachte.
Als er fertig war, strich er sich über die Haare und ging.
Das Mädchen lächelte traurig, anscheinend hatte er es ihr ein wenig zu gut gefallen und jetzt war es vorbei. Sie war nur ein schnelle Nummer.
Regina schauderte. Einfach nur ekelhaft!
Als die Beiden zurück waren, schlich sie sich ebenfalls wieder in die Halle und unter die Zuschauer. Doch das, was sie gesehen hatte, wollte sie nicht so einfach auf sich sitzen lassen!
Kurz bevor er der Idiot seinen Preis entgegen nahm, stand sie auf.
"Du hast diesen Preis für so eine schwache Leistung nicht verdient!", brüllte sie über das Publikum hinweg.
Ein Raunen ging durch die Menge gefolgt von einem Flüstern.
Er lachte nur: "Was glaubst du, wer du bist um das Beurteilen zu können?"
"Jemand, der dich locker schlagen könnte!"
Er stutze, damit hatte er wohl nicht gerechnet.
Der Moderator ergriff das Wort und bat sie auf die Bühne zu kommen.
"Ich bin mir sicher, dass ich dich ohne Probleme besiegen könnte!"
"Du bist ja noch ein Kind", er lachte.
"Und ein ziemlich Freches noch dazu!"
"Hast du etwa Angst gegen ein 16-jähriges Mädchen zu verlieren?", ein Grinsen huschte über ihre Lippen.
"Was? Nein! Natürlich nicht! Na schön, jede hat 3 Würfe, kapiert? Wer näher an der Mitte ist, gewinnt."
Regina nickte und machte ihm mit einer Handbewegung deutlich, dass er anfangen sollte und das ließ er sich nicht zweimal sagen.
Der erste Wurf war knapp 5 cm von der Mitte entfernt.
Verdammt, er ist wirklich nicht schlecht.
Doch ihr erstes Messer landete knapp 15 cm weit entfernt.
Er runzelte die Stirn. War das die große Herausforderung?
Wurf 2 landete bei ihm ein wenig entfernter, denn offensichtlich war er sich bereits sicher, dass er gewinnen würde.
Währenddessen nährte sie sich der Mitte um 5 cm.
Dann kam die letzte Runde und dieses Mal gelang es ihm bis auf einen Zentimeter fast die Mitte zu treffen.
Dann war Regina dran, sie drehte sich kurz in die Richtung ihres Gegners und schenkte ihm ein bösartiges Grinsen, dann konzentrierte sie sich auf den roten Punkt in der Mitte.
Kurz bevor sie warf, verstand er endlich, was er vorhatte.
"Nein!", schrie er, aber da flog das Messer bereits durch die Luft... und landete direkt in der Mitte.
Damit hatte sie gewonnen.
"Miss?", die vertraute Stimme ihres ersten Wachmanns und Berater löste sie aus der Reise in die Vergangenheit.
"Luis? Was gibt es?", sie versuchte sich zu sammeln und nicht anmerken zu lassen, dass sie gerade an einem ganz anderen Ort war, zu einer anderen Zeit...
"Verzeiht für die Störung, aber wir haben eine naja, interessante Lieferung bekommen."
"Was genau meinst du?"
"Nun, ihr habt ein Geschenk erhalten, aber es handelt sich um... um..."
"Um was? Sag schon!"
"Es ist ein Mädchen."
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Black Angel
Mystery / ThrillerValentin ist eigentlich ein ganz normaler 20 Jähriger, der ein ganz normales Leben führt. Doch als er auf die mysteriöse Regina trifft, wird sein Leben komplett auf den Kopf gestellt.