Kapitel 23

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Ein was? Sagte er etwa gerade ein Mädchen? Was zum...natürlich! Nur Alexandro würde einen Menschen als Geschenk weitergeben.
"Ein Mädchen? Bist du sicher?", fragte sie schließlich.
"Ja, Miss. Um genau zu sein, handelt sich wohl eher um eine junge Frau. Tut mir leid, sie kam in einem großen hundeähnlichen Käfig an und wurde von einem schwarzen Van vor die Tore gestellt. Ich habe mich daraufhin sofort auf den Weg zu euch gemacht um darüber zu berichten."
Na toll! Sie wusste, dass sein "Geschenk" nichts normales wie ein Lamborghini oder ein Bugatti sein konnte, aber gleich eine Frau? Sollte das eine Art Racheakt dafür sein, dass sie damals Philipp mit sich genommen hatte?
"Hol sie aus dem Ding raus und bring sie her! Aber leg ihr sicherheitshalber ein Paar Fesseln an. Zumindest solange wir ihre Absichten noch nicht kennen. Ich bin mir sicher, das war eine Aufmerksamkeit meines guten Freundes Alexandro, aber wir wollen lieber auf Nummer sicher gehen. Kein guter Zeitpunkt um nachsichtig und leichtsinnig zu sein."
Der Tonfall, als sie ihre Konkurrenz als guten Freund bezeichntete war unumhörbar.
"Jawohl Miss, wie ihr es wünscht."
Gerade als der Wachmann ihr Büro verlassen wollte, ließ sie ihn nochmal zurück rufen.
"Ach und werft ein Blick auf mein kleines Eigentum. Er hat Freigang, aber nicht die Erlaubnis das Gelände zu verlassen. Also achtet darauf, immerhin ist er schon einmal fast entkommen, das solllte nicht ein zweites Mal passieren! Und haltet ihn von der Neuankömmlingin fern, am Besten er erfährt davon erstmal nichts, bis ich weiß, ob man ihr vertrauen kann!"
Mit einem Kopfnicken gefolgt von einer Verbeugung verließ er schließlich das Büro und ließ Regina wieder allein.
Obwohl sie sich dieses Leben ausgesucht hatte, war es manchmal ziemlich schwer Entscheidungen treffen zu müssen, die über Leben und Tod entscheiden würden und diese Verantwortung tragen zu müssen, falls sie mal die falsche Wahl treffen würde und trotzdem schauten all ihre Mitglieder zu ihr auf und keiner wagte es, ihre Macht in Frage zu stellen.
Sie versuchte sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren, doch insgeheim drehten sich ihre Gedanken um Valentin, Manuel und was es mit diesem neuen Mädchen auf sich hatte.
Mit einem Säufzer legte sie ein Stapel Blätter zur Seite und trat zum Fenster in Richtung des Gartens.
Sie ließ ihre Blick über die bunte Vielfalt der Blumen schweifen bis sie ihn schließlich entdeckte.
Valentin saß auf einer Bank in der Nähe einer Weide, die an einem kleinen Bach stand.
Sie musste unwillkürlich lächeln.
So oft hatte sie damals dort gesessen und die Sonne auf ihrer Haut gespürt, während sie dem Rauschen der Blätter und dem Plätschern des Baches lauschte.
Bestimmt eine Viertelstunde stand sie dort am Fenster und beobachtete ihre kleinen Jungen, wie er seine Freiheit genoss.
Ab und an, huschte ein leichtes Lächeln über seine Lippen, ein Lächeln, dass sie gern öfters sehen wollte.
Doch plötzlich zerrte das Geräusch eines heranfahrenden Wagens, sie aus ihren Träumereien zurück auf das aktuelle Geschehen.
Regina sah wie zwei Männer aus dem schwarzen Fahrzeug stiegen und einer der Beiden die linke hintere Tür öffnete und einem hellbraunen Mädchen hinaus half.
Sie richtete ihre Haare und machte sich auf den Weg in die Eingangshalle um ihr "Geschenk" in Empfang zu nehmen.
Kaum war sie unten, da traten die Drei auch schon hinein.
"Guten Abend Miss", die beiden senkten zur Begrüßung leicht ihre Köpfe. Dann stoßten sie das Mädchen leicht nach vorne bevor sie sie auf die Knie drückten.
"Guten Abend", nickte sie ihren Männern zu.
Dann wandte sie sich deren Begleitung zu und musterte sie für einen Moment.
Neben den hellbraunen Haaren und den grün-grauen Augen, trug sie lediglich ein dünnes, kurzes Samtkleid, das eher an ein Nachthemd erinnerte.
Allerdings lag es um die Hüfte eng an und betonte dadurch ihre dünne, zierliche Figur.
"Wie heißt du Kleine?", fragte sie schließlich und hob sanft ihr Kinn an.
"Lina... Miss", ergänzte sie schließlich leise.
"Lina, also weißt du, warum du hier bist?"
Sie nickte leicht, wagte es dabei kaum ihre neue Eigentümerin anzuschauen.
"Ja, ich bin ihr neues Objekt. Herr Alexandro hat mich ihnen als Geschenk übergeben. So wurde es mir erklärt oder hab ich das falsch verstanden?"
Ein wenig schmerzerfüllt verzog sie das Gesicht, während sich ihr Blick leer und starr auf den Boden richtete.
"Nein, das ist richtig. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass ich gleich einen ganzen Menschen als Geschenk bekommen würde"
Dann endlich wagte das Mädchen einen kurzen Blick in Reginas Richtung bevor sie kurz auflachte.
"Bringt sie in ein freies Zimmer, kleidet sie ordentlich an und geht dann zurück auf eure Posten!", befahl sie dann den Männern.
Diese nickten und halfen Lina zurück auf die Beine.
Genau in dem Moment als sie die Treppe erreicht hatten, wurde die große Eingangstür geöffnet und Valentin huschte herein.
Überrascht über die versammelten Menschen riss er die Augen auf.
Damit hatte er natürlich nicht gerechnet.
Zuerst schaute er seine Entführerin an, die selbst einen verwirrten Gesichtsausdruck hatte, dann sah er die beiden Wachen mit dem Mädchen in der Mitte. Sie hatte er hier zuvor noch nie gesehen.
"Valentin...", sagte diese plötzlich.
"Wie bitte?", fragte er schließlich.
"So heißt du doch oder? Du bist Valentin?!"
Er nickte nur leicht.
Woher wusste sie das nur und wer zum Teufel ist dieses Mädchen wirklich?

Black AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt