Kapitel 20

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Sie spürte eine leichte Berührung auf ihrer Stirn bevor ein sanftes Streicheln ihres Armes folgte.
Als sie langsam die Augen öffnete, blickte sie ihn Valentins wunderschöne Augen, die jede ihrer Bewegungen genau verfolgten.
"Guten Morgen, meine Königin", sagte er mit einem Lächeln.
"Guten Morgen..."
Sie warf einen Blick auf die Uhr, verdammt! Schon 11 Uhr? Wieso hatte sie noch keiner geweckt? Noch nicht mal Philipp!
Sie setzte sich auf und wollte sich schon auf dem Weg zu ihrem Haustier machen, als sie es bemerkte.
Oh, man! Vielleicht hatte sie ja niemand geweckt, weil sie bei Valentin und nicht wie sonst in ihrem eigenen Zimmer war.
"Alles okay? Du siehst gestresst aus."
"Ja, alles gut. Es ist nur schon recht spät und ich hab eigtl viel zu tun..."
"Oh, verstehe. Dann will ich dich gar nicht länger aufhalten, du hast sicherlich viel zu tun als Clan Chefin oder wie man dich sonst nennt..."
Etwas bedrückt schaute er zu Boden, so hatte er sich das eigentlich nicht vorgestellt.
Auch Regina war etwas planlos. Eigentlich war sie stets drum bemüht ihr Leben und alles drum herum unter Kontrolle zu halten, aber diese Situation war neu.
Nunja, es war nicht ihr erster Kuss und auch nicht das erste Mal, das sie sich mit einem Jungen ein Bett teilte und doch fühlte es sich genau so an.
"Ich, ähm, du kannst dich ja in der Zeit ein bisschen hier umschauen, wenn du willst, okay? Ich weiß leider nicht genau wie lange meine Termine heute gehen, aber keine Sorge Kleiner, ich werde dich schon finden, egal, wo du bist."
Da war es wieder. Dieses heimtückische Lächeln, das ihm unglaubliche Angst machte, ihn aber auch irgendwie anzog.
"Wirklich? Hast du nicht Angst, dass ich wieder versuchen könnte zu fliehen?"
"Du meinst wie beim letzten Mal? Hättest du damit Erfolg gehabt, wärst du ja wohl nicht mehr hier oder? Außerdem wie gesagt..." sie hob sanft sein Kinn an, sodass sich ihre Blicke trafen, "Ich werde dich immer finden, Kleiner."
Er schluckte. Seit ihrem gemeinsamen Kuss war da etwas zwischen ihnen, dass er nicht so recht beschreiben konnte.
"Ja, meine Königin", er lächelte.
"Gut. Also du kannst dich hier frei bewegen, aber 1. Das Halsband bleibt an, zum einen, weil du nach wie vor mir gehörst und zum anderen schützt es dich auch, 2. mein Zimmer, so wie auch das Büro und sämtliche geschlossenen Türen werden nicht geöffnet, 3. Du verlässt nicht das Haus, du darfst in den Garten, aber du verlässt ohne mich oder meine Erlaubnis nicht das Gelände! Hast du das verstanden?", sie drückte ihren Nagel etwas tiefer in sein Kinn.
Es war ironisch, wenn Regina die Wörter "frei" und "Halsband" in einem Satz verwendet, denn sie wusste doch eigentlich ganz genau, dass er damit nie wirklich frei sein würde.
Trotzdem war das im Gegensatz dazu, in einem Raum eingesperrt oder bewacht sein zu müssen, ein deutlicher Fortschritt und zeigte in gewisser Weise ihr Vertrauen oder nicht?
"Ja, Herrin. Ich werde mich daran halten. Schließlich will ich meine Göttin ja nicht verärgern."
Endlich ließ sie ihn los, obwohl der Schmerz ihres Nagels in seiner Haut auch noch minutenlang hinterher zu spüren war.
Dann schenkte sie ihm ein leichtes Lächeln bevor sie sich auf den Weg in Richtung Tür machte.
Bevor sie durch hindurch trat, drehte sie sich noch einmal zu Valentin um.
"Ich vertraue dir, aber du solltest dir das besser nicht verspielen. Ich muss dir ja wohl nicht sagen, dass das sonst schlimme Konsequenzen für dich hat, oder?", sagte sie schließlich.
Er wollte etwas erwidern, doch er bekam kein vernüftiges Wort raus, sodass er stattdessen einfach vorsichtig nickte.
Zufrieden verließ Regina dann das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Damit war er wieder allein. Wie so oft, allein in ein Zimmer zusammen mit all seinen Gedanken, die ihm sichtlich den Verstand raubten.
Und dann war da noch Regina, seine Königin und Herrin. Er musste schmunzeln. Wer hätte gedacht, dass er außerhalb von Theaterstücken und Rollenspielen einen anderen Menschen mal so nennen würde, als wäre sie weit über ihm.
Doch eigentlich, wenn er genauer drüber nachdachte, war es doch genauso oder?
Sie war eine kaltherzige Anfüherin, die vermutlich nicht zögern würde, wenn es darum geht über Leben und Tod zu entscheiden.
Und was war er? Nicht mehr als ein verängstigter Junge, gefangen in den Händen einer wahnsinnigen, unglaublich attraktiven Frau.
Kaum zu glauben, dass die Beiden gleich alt zu sein schienen, wobei Regina doch so viel mehr erreicht hat.
In ihren Augen war er bestimmt ein niemand.
Er blieb noch eine Weile in seinem Zimmer auf dem Bett und versuchte klare Gedanken über letzten Abend zu fassen.
Da war dieser Kuss, das gemeinsame Einschlafen in seinem Arm und diese seltsame Spannung heute morgen zwischen ihnen, die er nicht so recht verstand. Wie es wohl Regina ging, nachdem sie dann so abrupt aufgestanden und gegangen war?
Er würde es vermutlich nie erfahren.
Denn auch sie war mehr als nur ein wenig verwirrt. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, machte sie sich direkt auf den Weg zu dem einen Menschen, bei dem sie hoffte er könnte ihr mit dieser Gefühlsdusselei irgendwie helfen.
Ohne Anzuklopfen stürmte sie in sein Zimmer.
"Fabio! Du musst mir helfen, ich hab ein riesiges Problem!"
Erschrocken blickte dieser von seinen Unterlagen auf: "Verdammt, Regina! Was erschreckst du mich denn so? Kannst du nicht wenigstens anklopfen? Und wo warst du überhaupt? Als Philipp heute früh nach dir sehen wollte, warst du anscheinend nicht da! Er sucht dich bestimmt schon seit ner Stunde und fürchtet vermutlich sämtliche Konsequenzen."
"Keine Zeit dafür okay? Ich war bei Valentin seit gestern Abend, aber darum geht es doch nicht! Du glaubst nicht..."
Weiter kam sie nicht, denn Fabio unterbrach sie und riss überrascht die Augen auf.
"Oh mein Gott, was? Du warst die ganze Nacht bei ihm? Du hast doch aber nicht mit ihm... oder doch?"
"Man Fabio! Nein, okay? Außerdem geht dich das gar nichts an!"
Geschlagen hob er die Hände, er kannte Regina schon lange genug um zu wissen, dass eine Diskussion mit ihr nahe zu sinnlos war und er eh nicht gewinnen könnte.
"Okay, also hör zu, aber wehe du verurteilst mich dafür, okay?"
Er nickte und setze langsam die Brille ab.
"Also wir... wir haben uns geküsst und naja, ich bin total durcheinander, es kam irgendwie so aus dem Nichts und ich war kein bisschen darauf vorbereiten und naja, ich weiß nicht, was dieser Kuss zu bedeuten hat und...."
"Okay stop! Wow, Regina. Nach der Sache mit Kilian hätte ich nicht gedacht, dass das so nochmal passieren würde, aber du bist ganz bestimmt nicht hier, weil du wissen willst, was das zu bedeuten hat, denn das was weißt du ganz genau..."
Er machte eine längere Pause, bevor er weiter sprach.
"Regina, auch wenn du es vielleicht nicht hören willst, aber ich glaube, nein, ich weiß genau so gut wie du, was los ist... du hast dich wieder neu verliebt."

Black AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt