Kapitel 9

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Ich habe eeewiigg für dieses Kapitel gebraucht. Lasst etwas Liebe da <3

Meinen Burger hatte ich verdrückt, der Hunger war hingegen nicht gestillt, weshalb ich nach einer Kostprobe von den gefüllten Pizzabrötchen noch den Salat nahm.

Ich erwartete ein schalkhaftes Kommentar, doch er überraschte mich: »Seit ich dich verletzt habe, indem ich es nicht war.« Das hatte er. Aber wie es schien, war er dabei dies zu ändern. »Frag mich, was du willst. Ich werde antworten.«

Wenn das mit uns funktionieren sollte, dann brauchte es unbefleckte Ehrlichkeit. Von ihm, denn ich hatte mich nie auf diese Weise vor ihm verschlossen. Und wenn ich nach Antworten suchte, dann fand ich sie jetzt.

Den Salat tauschte ich gegen die Limonade. »Wie hast du mich gefunden?«, fragte ich. Ein einfacher Einstieg.

»Rage hat seine Fähigkeiten spielen lassen und das Netz nach Aufnahmen von Ashleys Auto gescannt.«

»Wie soll das denn funktionieren?«

»Er hat sich in das öffentliche Überwachungsnetz gehackt und Kameras angezapft, um nach dem Nummernschild zu filtern.«

Sprachloses Blinzeln. »Ist das nicht illegal?«

Natürlich war es das und Reaper wusste das. Er nickte nur. »Nachdem klar war in welcher Gegend du dich aufhälst, war es eine Frage der Zeit, wann dich jemand entdeckt. Vike hat dich gesehen, als du eines Morgens aus Melanies Auto stiegst.«

Dass mich seine Ex-Freundin nicht verraten hatte, war eine willkommene Erleichterung, die Wege und Ausmaße, die Reaper allerdings gewählt hatte, um mich zu finden, waren schockierend. Er riskierte den Schutz seiner Leute für mich. Noch mehr als im geläufigen Alltag, der im Club ebenso weit ab von legal war. Auch darüber müsste mich der Präs einweihen.

»Die Methoden in diesem Keller«, Stacheln – spitz wie Eiszapfen – bildeten sich auf meinen Knochen bei den blutigen Bildern an jenem Abend, weshalb ich die Augen für einen tiefen Atemzug schloss, »sind die ...«

»Normal?«

Ich nickte schwach.

Reaper seufzte leise, das Essen hatte er ebenfalls aufgegeben und strich sich die hellen Haare aus der Stirn. »Für andere wohl nicht, für uns schon.« Das mich dieses Gespräch weiter von ihm stoßen konnte, als zuvor, war ihm bewusst, doch er hielt sein Versprechen, mir alles zu beantworten. »Wenn wir jemanden in den Tartaros schicken, dann gibt es kein Erbarmen. Menschen, die dieses Schicksal ereilt, haben einen Kodex gebrochen, auf den sie mit ihrem Leben schworen.«

Makabererweise verstand ich dies zu gut. Ich war in eine Gesellschaft hineingeboren, die Abtrünnige ebenso strafte – nicht mit derart grausamen und tödlichen Praktiken, aber widersetzte sich jemand den Geboten, büßte er für den Rest seines Lebens. Ein einziges Mal war ich Zeugin einer dieser göttlichen Strafen geworden. Ich war gerade einmal acht, als wir die sonntägliche Messe von der Kirche in den Park verlegten, in dem man sich für eben diese Anlässe einfand, wie ich später erfuhr. Eine Frau hatte sich dem Heiratsgebot widersetz und vor ihrer Eheschließung mit einem Mann geschlafen, der weder ihr Verlobter war noch Teil der Gemeinde. Als wäre dies nicht Lästerung genug, war aufgeflogen, dass sie versuchte, den Mormonen zu entfliehen. Man hatte Briefe gefunden, die sie mit dem Mann austauschte, mit dem sie Beischlaf betrieben hatte und an den sie ihr Herz verloren hatte. Er wollte ihr helfen zu entkommen. Zur Strafe wurden der jungen Frau im Angesicht der gesamten Kirchgemeinde die Finger in kochendem Weihwasser verbrüht, damit sie keine weiteren Briefe schreiben könnte. Diese Bestrafung war milde im Gegensatz zu den Hieben, die ihr nackter Leib ertrug, weil er in Gottes Augen bereits durch den Unschuldsbruch geschändet war. Sie würde die Narben ihr Leben lang tragen und nie wieder einen Mann finden.

Burn For You 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt