Kapitel 26

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Folglich der Anweisungen setzte sich noch am gleichen Abend ein Team aus sechs Leuten zusammen, die sich ausschließlich mit der Spionage der Corvo Nero befassten. Rage beaufsichtigte die Gruppe und bildete neben Kyle das Sprachrohr zum verbliebenen Vorstand.

Nachdem ich keinen Babysitter mehr in meinem Alltag gebraucht hatte, übertrug ihm Carlos die motorisierte Erziehung der Prospects, die sich auf der provisorischen Rennstrecke am hinteren Ende des Chapters vollzog. Wie sich mir durch diese Beförderung eröffnete, waren die Zweiräder und besonders die Handhabung dieser auf jeglichem Gelände Kyles Spezialgebiet – nicht umsonst lautete sein Deckname Blaze. Unter den Mitgliedern der Haydes galt er als der schnellste und wendigste Fahrer, weshalb er nicht selten Tyler auf dessen Kundschaftsfahrten und Aufträgen begleitete. Seitdem ich ihn einmal mit einer der Trainingsmaschinen, ausrangierte Bikes jeglicher Kaliber und Größen auf denen sich die Mitgliedsanwärter herantasteten, denn nicht alle verfügten zuvor über Fahrerfahrung, auf der Schotterpiste gesehen hatte, war ich mir sicher, dass in seinen Adern kein Blut floss, sondern unverdünntes Benzin.

Der Sicherheitschef der Haydes hatte ihn trotz dieser wichtigen Aufgabe zum Überwachungstrupp hinzugezogen, da Kyle aufgrund eines Mangels an Mitgliedschaftsanwärtern über freie Kapazitäten verfügte. Ebenso wie Rebecca. Hinter dem bildhübschen Gesicht mit der geschwungenen Nase und Grübchen, die viele der Männer in die Knie zwangen, lauerte ein aufgeweckter und vor allem scharfsinniger Verstand. Mit einer Spezialisierung auf Kommunikationstechnik. Die Brünette gehörte unter uns zu den Jüngsten, was ihr den Vorteil verschaffte, mit einem Verständnis für Technologie aufgewachsen zu sein, dass für die ältere Generation schwer zu erlangen war. Rage mochte kein Greis sein, was Telefone und das Internet anging – ganz im Gegenteil – aber er war auch intelligent genug, eine Quelle wie Becca nicht versiegen zu lassen.

Gemeinsam mit X und zwei Prospects durchforsteten sie seit nunmehr vierundzwanzig Stunden die digitalen Fußabdrücke unserer Gegenspieler. Reaper und ich saßen in dieser Zeit keineswegs still. In Tahoka beruhigte sich die Situation allmählich, dennoch klebte das Telefon regelrecht am Ohr des Präsidenten, damit er über die Geschehnisse in den anderen Chaptern im Bilde blieb. Er entsandte Simmer, seinen Secretary, der sich von den Abläufen eigenständig überzeugen sollte.

Außerdem ließen die Behörden nicht locker.

Mandy, Tiara und ich hatten alle Hände damit zu tun, dass gesamte Cerberus Gate inklusive des Küchen- und Kühlungsbereiches makellos herzurichten, weil das Gesundheitsamt eine Überprüfung ankündigte. Nach dem Fund im zweiten Chapter galt dies als reine Vorsichtsmaßnahme.

Eine Maßnahme, die eine italienische Handschrift trug.

Gerade als ich den Tequila zurück in die Kühlung stellte, erhellte von der anderen Seite des Tresens ein kleines Lächeln mein Gemüt. Was ich an Rebecca sehr schätzte, war der Frohsinn ihres jungen Geistes, der sich trotz Stress, Müdigkeit und Verantwortung nicht trüben ließ. Die farbigen Strähnen zwischen dem schimmernden Braunschopf erinnerten mich an Blaubeeren. Intensiv, belebend, süß.

»Zwei Käsefritten und ein Ceasar-Salad.«, bestellte sie. Hinter ihr tauchte Xavier auf, die dunklen Augen flehten mich nach Kalorien und Kohlenhydraten an. Beide hatten seit heute Morgen und bis auf die Snacks, die sie im Obergeschoss der Scheune bunkerten, nichts zu sich genommen.

Die Bar war voll, das Summen der Gespräche und das Klirren der Gläser bildeten einen ständigen Hintergrundlärm. Eine Reisegruppe aus drei Familien, wahrscheinlich auf der Durchreise oder dem Heimweg von einem Ausflug, waren vor vierzig Minuten durch die Tür gestolpert und beanspruchten meine und Debrahs Aufmerksamkeit.

Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. »Gebt mir zwanzig Minuten. Correy ist gerade mit zehn ausgehungerten Mäulern beschäftigt.« Ein flüchtiger Seitenblick auf die Tafel mit den nicht annähernd leise spielenden Kindern. »Snackt die solange.« Beiden stellte ich ein kleines Körbchen Erdnüsse und Tortilla-Chips vor die Nase.

Burn For You 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt