Burn For You 2

Kapitel 14

Ash hatte eine zweite Tragetasche gepackt, in der sie alles von Dosenbier über Maiskolben bis hin zu Chips mit Essiggeschmack unterbekommen hatte. Allem Anschein nach würden wir für mehr als ein oder zwei Stunden am Steinbruch bleiben, womöglich würde der Abend auch mit einem BBQ enden.

Den Trailer hinter uns gelassen, begaben wir uns zum Parkplatz, auf dem der vertraute Truck inzwischen wieder von seiner rechtmäßigen Besitzerin gefahren wurde. Zwei Männer – Kyle und ein Prospect – starteten ihre Maschinen und fuhren aus dem bewachten Haupttor. Genau in dem Augenblick traten Reaper und sein bester Kumpel aus der Bar, beide mit Rucksäcken ausgestattet. Was ich anfangs für eine Spritztour zwischen mir und dem Präs hielt, entpuppte sich nun als ein Ausflug für einige der Clubmitglieder. Denn meine weibliche Intuition teilte mir mit, dass auch Kyle und der Prospect auf dem Weg zum Steinbruch waren.

Carlos entschied sich, entgegen der Gewohnheit nicht seine Harley zu besteigen, sondern schlüpfte in Ashleys Truck auf den Beifahrersitz. Seine Begründung: Betrunken fuhr es sich nach einem Tag am See weniger gut. Reaper würde sich hingegen nie eine Fahrgelegenheit auf seiner Maschine entgehen lassen. Und ich mir nicht, wenn es darum ging, sich auf einer rasanten Fahrt an seinen Rücken zu schmiegen und den Wind in meinen langen blonden Haaren zu fühlen

Den Weg zum Stausee kannte wohl jeder Bewohner des Chapters auswendig. Auch ich merkte mir die Route bereits nach dem ersten Mal, denn sonderlich kompliziert war die Strecke nicht, auch nicht weit. Wir fuhren nicht länger als zehn Minuten über die asphaltierte Hauptstraße und bogen von da an in ein, als Privatgelände markiertes Gebiet ab. Es bestand kein Zweifel daran, dass der MC Eigentümer des Fleckchens Erde war und somit niemand außer den Angehörigen der Haydes Zutritt zu diesem atemberaubenden Biotop hatte.

Abgebogen von der Landstraße, erreichte man über eine Kiesauffahrt den ehemaligen Steinbruch. Versteckt hinter einer selten, saftigen Anhäufung aus Kiefernbäumen und Wacholder, so üppig, dass sie in dem sandigen Einod der Wüste wie eine grüne Lunge wirkten, inmitten der aus hellem Sandstein- und grauem Basaltsedimenten zerklüfteten Felsen, lag eine türkisfarbene Perle aus Wasser. Ich kannte den vergleichbaren winzigen Teich auf dem Friedhofsgelände von St. Johns, aber ein derart riesiges, einem Rohedelstein gleichenden Wasserbecken hatte ich nur auf dem Fernsehbildschirm zu Gesicht bekommen. Schon von Weitem vernahm ich die Stimmen der Anderen und sobald wir näher rollten, erblickte ich halbnackte Jungspunde am Uferrand.

Reaper parkte die Harley zwischen den bereits aufgereihten Fahrzeugen, Ashley hielt einige Motorräder entfernt.

»Na endlich!«, ertönte Debrahs laute Stimme, die gerade in einem, ihre haselnussbraunen Haare komplimentierenden, gleichfarbigen Bikini aus dem Wasser watete.

Wir Neuankömmlinge verloren keine Zeit, beluden uns mit den mitgebrachten Taschen und Kühlboxen und ließen die Fahrzeuge hinter uns. Je näher ich dem See durch die letzten Sträucherreihen und den kurzen Abstieg über den Hügel kam, umso weniger traute ich meiner eigenen Sehfähigkeit. Das Gestein war nicht nur hell, sondern beinah weiß, an den Ufern säumte sich ein Gemisch aus Kies und Sand und die Sonne vollzog ein Farbenspiel aus unterschiedlichen Grün- und Blautönen in der Wasseroberfläche. Eine ruhige Oase. Zumindest ruhig bis vor wenigen Stunden.

Inzwischen tummelten sich fast fünfzehn Personen am südlichen Ufer des Steinbruchs und im Laufe des Tages kamen vielleicht noch die ein oder anderen Gesichter für einen kurzen Sprung ins kühle Nass vorbei. Vor einem Felsplateau auf einer gepflasterten Fläche luden wir die mitgebrachten Sachen ab und vervollständigten damit die Verpflegungsstation aus Bierkästen, Getränkeflaschen und Kühlboxen, in denen sich Fleisch und andere Snacks befanden, die nachher auf dem aufgebauten Grill zubereitet wurden. Aus einer Musikbox daneben ertönte elektronische Musik, die perfekte Untermalung für diesen heißen Sommertag.