Kapitel 19

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Hätte dieses Kapitel einen Titel ich würde es "Die Bombe platzt" nennen 💣

»R-reaper«, meiner Stimme fehlte jegliche Kraft, sie war zerbrechlich, versagte gar aufgrund des Seils, dass sich um die Kehle schnürte.

Warme Hände umschlossen meine bebenden Finger. »Was ist los?« Klang ich schwach, so strotzte sein Ton vor Kraft, regelrecht alarmiert. Da sprach der Präs aus ihm. »Gefällt sie dir nicht?«

Heftiges Kopfschütteln. »Nein«, schniefte ich.

»Sie gefällt dir nicht. Ich wusste, ich hätte silber nehmen sollen. Scheiße.« Seine Hand legte sich an meine Wange, der Daumen fing eine Träne auf, die sich aus meinem Augenwinkel löste. »Wir tauschen sie einfach um, okay?«

Was redete er da?

»Nein!« So weit kam es noch, dass er mir diese Kostbarkeit wieder wegnahm. Ich drehte mich aus seiner Berührung und warf erneut einen Blick in den Spiegel, das Juwel funkelte, sobald ich mich bewegte. »Glaubst du wirklich, ich würde wegen einer Nebensächlichkeit wie dieser einen Aufstand machen?«

Die Farbe war mir gleichgültig, das Material ebenso. Selbst wenn er mir einen aus Knochen geschnitzten Totenkopf an einem Lederband überreicht hätte, hätte ich das Schmuckstück geliebt. Vielleicht wäre dieses weniger passend für meine Person gewesen, aber dessen ungeachtet hätte ich es gehütet wie meinen Augapfel.

Reaper realisierte dies selbst, er schüttelte den Kopf. Auf seinem Gesicht las ich dennoch Unsicherheit, da wir beide aneinander vorbei redeten. Oder er meine Reaktion gänzlich falsch gedeutet hatte.

Ich fasste mich wieder. »Ich liebe es, Reap. Egal wie es aussieht.«, murmelte ich, ein kleines Lächeln auf den Lippen, dass ihm versicherte, wie aufrichtig ich es meinte. »Ich bin nur ein wenig überwältig, keine Ahnung warum ich so emotional reagiere.«

Du bedeutest ihm viel.

Dieser Gedanke war nicht neu, immerhin hatte mir Reaper in seiner eigenen Sprache aus Worten und Zärtlichkeit verdeutlicht, dass ich für ihn einen besonderen Menschen darstellte. Ich hatte mich in ihn verliebt und mit seinem heutigen Geschenk fraß sich dieses Gefühl tiefer in mein Herz.

»Jedes Mal, wenn du weinst, bekomme ich einen kleinen Herzinfarkt.«, seine Züge wirkten sichtlich entspannter, das Haar fiel ihm zerzaust in die Stirn, weil er es noch nicht wie gewohnt nach hinten gestylt hatte. »Warn mich das nächste Mal vor, wenn du vor Freude weinst.« Der Stupser an meinem Kinn ließ mich lächeln.

»Gewöhn dich daran, dass das in Zukunft öfter passiert.«

Wir lächelten beide.

Er verschwand im Badezimmer, ihm klebten Mehl und Teigreste an Körperstellen, die nicht für die Berührung mit Nahrungsmitteln vorgesehen waren, und ich suchte mir das Outfit heraus, dass ich mir alleinig hierfür gekauft hatte. Ohne zu wissen, wie mein Geburtstag ausfallen würde, ob einsam, mit einer Party oder versteckt am anderen Ende der Welt.

Der Zweiteiler dominierte in reinem Schwarz, keine Farbe, die ich für gewöhnlich trug, und war durchzogen von feinen Streifen in kontrastvollem schneeweiß. Die knöchellange Hose besaß eine weite Passform und schloss eng um meine Taille ab, von wo aus eine dünne Partie gebräunter Haut den Übergang zum raffinierten Oberteil bildete. Dieses wickelte sich in breiten Stoffbahnen um meinen Torso, die ich am Rücken mit einer Schleife verschloss. Die Arme lagen gänzlich frei, doch inzwischen besaß ich immer mehr Mut, die feinen Zeichnungen meiner Vergangenheit offen zu tragen. Denn gerade im Club war ich nicht die Einzige, die mit Narben davon gekommen war.

Sobald Reaper sich ebenfalls in seine mitternachtsfarbene Kluft warf, wirkten wir zum ersten Mal, als seien wir nicht in gegensätzliche Welten hineingeboren worden.

Burn For You 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt