Es war sehr kalt an diesem Samstagnachmittag und dicke Schneeflocken tanzten vom Himmel. Dick eingepackt in ihren schwarzen Mantel und ihre kuschelig gefütterten Winterstiefeln stand sie vor dem Eingang des Einkaufszentrums. Ihr Blick richtet sich nach oben und sie ließ sich einzelne Flocken auf ihr Gesicht federn. Eine ihrer Hände hielt die viel zu große Strickmütze fest, damit sie nicht vom Kopf rutschte.
Ein angestrengtes Keuchen in ihrer Nähe ließ sie den Kopf wieder senken und die Augen öffnen. „Du bist zu spät", lächelte sie ihrem Gegenüber entgegen. „Ich weiß... ich musste... einen Bus... später nehmen...", japste Chanyeol immer noch nach Luft, „Kannst du mir vergeben..., dass ich dich warten ließ...?" „Ich konnte dir noch nie böse sein, das weißt du ganz genau!", lachte Suri und deutete auf den Eingang, „Lass uns reingehen, bevor wir zum Schneemann werden."
Als sie durch die Eingangstüre des Einkaufszentrums gingen wurde Suri sogleich von der warmen Luft, die nach Bratapfel und Zimt roch, eingelullt. Sie öffnete ihren Mantel und zog sich die Mütze vom Kopf, um sie dann in eine der tiefen Manteltaschen zu stecken. Die beschlagene Brille rieb sie an ihrem Pullover wieder trocken.
„Was ist mit deinen Kontaktlinsen?", wollte Chanyeol wissen. Er beobachtete sie dabei, wie sie immer wieder durch die Gläser ihrer Brille sah, um zu prüfen, ob sie was sehen konnte. „Die sind für die Tonne, ich habe schon neue bestellt", antwortete sie und rieb noch einmal mit dem Stoff ihres Pullovers an den Gläsern. „Du bist mit Brille sowieso hübscher", erklärte er.
„Hier sieht es aus wie im Bus vorhin, die halbe Schule ist hier", stellte Chanyeol fest. Suri setzte sich die Brille wieder auf die Nase und die Welt um sie herum bekam wieder Konturen und wurde schärfer. „Ich glaube, ich hab eine Ahnung, warum das so ist", witzelte Suri und sah sich nach bekannten Gesichtern um. „Irgendwann muss mir einer von euch mal diesen Weihnachtshype erklären", fügte sie an, während sie einer jungen Frau auswich, die offensichtlich keine Augen im Kopf hatte. Chanyeol schmunzelte vor sich hin: „Aber dann musst du uns erklären, warum dich der Weihnachtszauber jedes Jahr kalt lässt." „Deal!"
Ein bekanntes Lachen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren und sie griff fest nach der Hand ihres besten Freundes. Sie blickte in die Richtung, aus der sie das Lachen vernahm. Da war er und amüsierte sich mit seinen Freunden. „Hat der Typ echt einen neuen Freundeskreis?", fragte Chanyeol direkt neben ihrem Kopf, „Den einen kenn ich, der ist im Theaterclub. Die anderen beiden? Keine Ahnung, wer die sind."
Er war dem Blick seiner Freundin gefolgt und musterte die Clique um Jeno. „Der mit den pinken Haaren ist bei mir im Schwimmclub, aber auch erst seit letztem Monat. Ich glaube er ist mit Mark und Luna in der selben Klasse.", ergänzte Suri mit ihrem Wissen. Sie bemerkte, wie so oft in diesem noch jungen Schuljahr, dass sich Jenos gesamte Ausstrahlung geändert hatte. Er strahlte nicht mehr diese „Geh mir aus der Sonne"-Stimmung aus.
„Meinst du er hat sich auch geändert?", rätselte Chanyeol und kratze sich am Hinterkopf. „In der Schule ist er aktuell sehr ruhig", gab Suri von sich, „er ist in meiner Klasse und hat noch kein Wort mit mir gewechselt." „Dennoch hast du noch immer Panik davor alleine einen deiner Unterrichtsräume zu betreten oder dass Jisung nicht zu Schule kommen würde", sagte Chanyeol mitfühlend.
„Ist das denn so verwunderlich", mischte sich Dong Hae in ihre Gespräch ein. „Hae, was machst du denn hier?", fuhr Suri erschrocken herum. „Eigentlich wollte ich mich hier mit deinem Bruder treffen, doch der hat in letzter Minute abgesagt. Ich dachte ich schließe mich euch an, wenn ich schon hier bin", erklärte er, während er seine Mütze in die Jacke stopfte.
Es war Chanyeol, der für beide antwortete: „Klar warum nicht, dann können wir beide ja unseren Weihnachtsmuffel hier beraten." „Ich bin kein Weihnachtsmuffel!", verteidigte sich Suri und boxte dem Größeren spielerisch in die Seite. „Alles klar, dann mache ich gleich mal einen spitzenmäßigen Vorschlag; Lasst uns erst einmal vom Eingang weg. Hier findet man nämlich absolut gar nichts Weihnachtliches", scherzte Dong Hae, legte einen Arm um Chanyeols Schultern und griff nach der Hand von Suri, um beide mit sich zu ziehen.
„Was schenkt man denn einem Jungen, den man kaum kennt?", überlegte Suri, als sie an dem Schaufenster eines der zahlreichen Geschäfte stand, „Anders gefragt, was schenkt man denn überhaupt in der Weihnachtszeit?" Die beiden jungen Männer sahen sich kurz ratlos an und zuckten mit den Schultern. „Was würdet ihr euch denn wünschen?", drehte sie sich mit einem Lächeln zu ihren Begleitern um.
„Ich würde mich über was Süßes sehr freuen", lachte Dong Hae. „Schokolade oder Frau?", hakte Chanyeol grinsend nach, ohne ihn anzusehen. „Beides", grinste der Ältere zurück. Suri sah den besten Freund ihres Bruders schon fast schockiert an: „Von mir gibt's nur Schokolade, dass das klar ist!"
„Suri, ich habe eine Idee und nein sie ist nicht so schräg wie die von ihm hier", gab Chanyeol grinsend von sich und deutete auf den jungen Mann neben sich. „Hab ich sie damit gemeint? Ich wollte ja nur...", verteidigte sich Dong Hae empört. „Du hast eine Idee", unterbrach Suri den Älteren und wand sich ihrem besten Freund zu. Sie fürchtete das Gespräch könnte noch viel weiter in die gänzlich falsche Richtung gehen.
„Mein Kumpel Min Seok erzählte mir, dass sich ein Junge aus dem ersten Jahrgang zu ihnen in den Musikclub verirrt hat. Als ich fragte, wie er heißt, fiel Jenos Name. Also vielleicht findest du dort drinnen etwas passendes", erklärte Chanyeol und deutet auf das Musikgeschäft auf der anderen Seite der breiten Passage. „Hm", überlegte sie, „ja ein Versuch ist es wert."
Gemeinsam betraten sie das Musikgeschäft und Suri hatte sofort das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Sie mochte die gemütliche Atmosphäre in dem Laden, noch mehr mochte sie jedoch, dass in diesem kleinen Geschäft alles vollkommen normal war. Nicht das kleinste bisschen Weihnachten war hier zu finden, keine schrulligen Weihnachtssongs, keine kitschige Dekoration. Nichts. Hier könnte sie den ganzen Tag bleiben.
Nachdem Chanyeol erzählte, was sein Klassenkamerad ihm noch alles gesagt hatte, musste sie nicht lange suchen. Schnell hatte sie nicht nur etwas gefunden, von dem sie überzeugt war, dass es Jeno gefallen könnte, sondern war auch für Kemi fündig geworden. Denn auch mit Informationen über Min Seok war ihr bester Freund nicht gerade sparsam.
„Wo ist Hae?", wollte Chanyeol wissen, als sie sich zum Bezahlen auf den Weg zur Kasse machten. „Der besorgt sich gerade seine Weihnachtssüßigkeit", lachte Suri und deutete auf die Ladentheke, an der Dong Hae gerade mit einer Mitarbeiterin flirtete.
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Winterzauber
FanficBesinnliche Weihnachtszeit, der Zauber der Weihnacht oder auch friedliche Adventszeit. Park Suri ist bekennende Buddhistin und kann mit all dem weihnachtlichen Treiben nur sehr wenig anfangen. Jedes Jahr fragt sie sich, warum gerade in dieser Zeit...