~*Türchen 6*~

19 7 0
                                    

Sein Hals kratzte noch immer ätzend schmerzhaft jedes Mal wenn er schluckte

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Sein Hals kratzte noch immer ätzend schmerzhaft jedes Mal wenn er schluckte. Wütend zog Jeno die Decke weiter über seinen Kopf. Er hasste es krank zu sein und noch mehr hasste er es den ganzen Tag nicht das Haus verlassen zu können. Jeno war gerne an der frischen Luft, er war gerne aktiv und seit dem Schulwechsel auch endlich wieder gerne mit Gleichaltrigen unterwegs.

Seine neuen Freunde waren gänzlich anderes als die Jungs von der Middle-School. Sie respektierten ihn egal wie er sich benahm, sie interessierten sich nicht für seine Taten, sondern für ihn als Person. Als er Jaemin, Renjun und Haechan kennenlernte war er zunächst skeptisch, hatte er doch bisher kein gutes Händchen für Freunde gehabt. Doch die Drei erwiesen sich als sehr gute Freunde, besonders Jaemin war in den vergangenen Wochen immer an seiner Seite, wenn er ihn brauchte.

Es klopfte an seiner Tür und er hörte die Stimme seiner Schwester: „Jeno, du hast Besuch." Wie er hatte Besuch? Es waren doch kaum zehn Minuten vergangen, dass seine Mutter das Zimmer verlassen hatte. Aus müden Augen sah er auf die Uhr, die neben der immer noch unberührten Thermoskanne mit Tee auf seinem Nachttisch stand. 16:50. Fast schreckhaft setze er sich auf, dies bereute er keine fünf Sekunden später wieder. Er lehnte sich an die Rückenlehne seines Bettes, um die Welt nachrücken zulassen. Er hatte den ganzen Tag verschlafen.

„Bist du wach?", wollte seine Schwester wissen. „Ja, ich bin wach", ächzte er und die Tür wurde einen Spalt geöffnet. Nacheinander lugten die Köpfe seiner Freunde durch den Spalt und alle drei riefen zeitgleich: „Krankenbesuch." Renjun öffnete die Tür komplett und die drei Jungs betraten sein Zimmer. „Mein Mum hat dir Bananenbrot gebacken, das sollte ich dir mitbringen", verkündete Haechan und legte das in eine kleine Dose verpackte Mitbringsel auf seinen Nachttisch.

„Renjun hat dir fürsorglich, wie er ist, Hausaufgaben mitgebracht. Vollkommen überflüssig, wenn du mich fragst", gab Jaemin witzelnd von sich und Renjun wurde augenblicklich kleiner als gewohnt. „Ich... ich dachte...", begann er zu stammeln. Jeno schlich sich ein Lächeln auf die Lippen. „Danke Renjun", als er das sagte erhellte sich das Gesicht seines Mitschülers schlagartig wieder und dieser legte das Geheft mit den Hausaufgaben auf Jenos Schreibtisch.

„Na wenigstens hat er etwas mitgebracht, nicht so wie ein gewisser Jaemin", grinste Haechan schelmisch und setzte sich in den gemütlichen Sessel, der in Jenos Zimmer stand. „Au contraire, mon Frère. Ich habe dem Herren Lee sehr wohl etwas darzubieten", gab Jaemin gespielt gehoben von sich und wurde von allen komisch angesehen. „Da hatte er eine Französischstunde und tut so als wäre er der Adel persönlich", gab Renjun augenrollend von sich. „Sag schon, was hast du ihm mitgebracht?", drängelte Haechan.

„Übe dich in Geduld, mein Freund. Nachdem ich am heutigen Tage meinen Geist genährt habe, trugen mich meine Füße zur Schatzkammer des jungen Herren. Dort offenbarte sich mir die Gabe des geheimnisvollen Wichtels", erzählte Jaemin mit weitausfallenden Gestiken und hielt triumphierend das kleine mintgrün eingepackte Geschenk in die Luft.

„Er wird damit nicht wieder aufhören, oder?", wollte Jeno lächelnd wissen. „Vermutlich nicht", grinste Haechan und Renjun fügte ein „Weil er ein Spinner ist", an. „Ihr verletzt mein armes Herz zutiefst", schauspielerte Jaemin und hielt sich das kleine Päckchen mit beiden Händen an die Brust, dann lachte er und setze sich an den Rand von Jenos Bett, „Ich hör ja schon auf."

Jeno war neugierig auf den Inhalt dieses Geschenkes, denn kaum hatte er das Plakat gesehen, war er Feuer und Flamme für diese Aktion. Jaemin überreichte ihm das Geschenk als wäre es der Heilige Gral persönlich. „Aufmachen, aufmachen", drängelten die anderen beiden und Jeno löste die weinrote Schleife und den Klebefilm, der das Geschenkpapier an Ort und Stelle hielt.

Zum Vorschein kam ein Büchlein, auf dessen Cover sich ein Kopfhörer, der sich in viele kleine Musiknoten auflöste, befand. „Ein Buch?", fragte Haechan skeptisch, er war an den Rand des Sessels gerückt. Jeno öffnete es, um zu sehen, was es für ein Buch war. „Ein Notenheft. Das wird ja immer besser", gab Renjun ironisch von sich, während er sich ebenfalls auf das Bett setzte. „Da steht was", deutete Jaemin auf das Buch

„Lieber Jeno, ich hörte du schreibst gelegentlich deine eigenen Songs. Daher sind diese Zeilen mein erstes Geschenk für dich. Vielleicht zeigst du mir eines Tages mit welchen Tönen du sie gefüllt hast. Dein Wichtel."

Renjun beäugte die geschriebenen Worte und meinte: „Das ist eine unglaublich schöne Handschrift." „Du hast so ein Glück, du wirst von einem Mädchen beschenkt", bemerkte Haechan. Jeno sah fragend zu seinem Freund. „Kein Mann auf der ganze Welt hat eine solche Handschrift", beantwortete Jaemin, an der Stelle seines Freundes, die nicht gestellte Frage. „Ist doch egal ob Mädchen oder Junge. Dein Wichtel scheint dich zu kennen und sich Gedanken gemacht zu haben", gab Renjun von sich.

„Er hat Recht, ich habe von meinem Wichtel Socken bekommen", lachte Haechan, „nicht mal besonders schöne Socken." „Wen interessiert es, wie sie aussehen? Sie befinden sich an deinen Füßen, die meist in Schuhen stecken. Kein Mensch wird sie sehen. Zeig ein bisschen mehr Dankbarkeit!", fauchte Renjun einmal quer über das Bett. „Was hast du denn bekommen?", wollte Haechan wissen. „Tee und ich liebe ihn." „Du trinkst doch gar keinen Tee", erstaunte es Haechan. „Und? Ich hab ihn meiner Schwester gegeben und die war an meiner Stelle sehr dankbar."

„Ihr Streithähne gebt jetzt Ruhe", schimpfte Jaemin, „Jeno hat schon einen ganz roten Kopf, weil er sich das Lachen verkneift." Die beiden sahen zu Jeno, der seine Lippen aufeinander presste, seine Augen fest geschlossen hatte und sich mit beiden Händen den Bauch hielt. Er kämpfte sichtlich damit nicht einfach loszulachen.

„Das ist aber nicht gesund, was du da machst", stellten beide fest. Eine Mischung aus Lachen und Husten trieb Jeno Tränen in die Augen. Er konnte nicht mehr an sich halten, er lachte herzhaft und hustete zwischendurch immer wieder. „Jetzt stirbt er gleich wegen euch", empörte sich Jaemin und hielt Jeno ein Taschentuch entgegen.

Beide umarmten ihn augenblicklich, Haechan von der einen Seite und Renjun von der anderen, und riefen: „Nein, Jenolein, du darfst nicht sterben!" Langsam konnte Jeno sowohl das Lachen als auch das Husten aufhören. „Wir haben ihn gerettet", jubelten beide und klatschen ihre Hände über seinem Kopf zu einem High-Five zusammen. „Aber ich bin der Spinner", lächelte Jaemin kopfschüttelnd.

Jeno war so dankbar, Freunde wie sie zu haben. Mit ihnen war alles sehr viel lustiger, unbeschwerter und nie langweilig. Sein Blick glitt wieder zu seinem Wichtelgeschenk und er begann zu lächeln. „Ein Mädchen also, ich bin schon sehr gespannt, was sie sich noch einfallen lässt", dachte er bei sich.

WinterzauberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt