Während er noch auf der Bühne stand und seinen Part in der Weihnachtsgeschichte probte, sah er wie seine beste Freundin die Aula betrat. Sie setzte sich unauffällig in eine der Bankreihen und beobachtete, das Geschehen um sie herum.
Min Seok ging auf sie zu und unterhielt sich mit ihr. Um was es ging konnte er nicht verstehen, aber Chanyeol wusste er musste sich keine Sorgen machen. Die Person, um die er sich Sorgen machen müsste, saß dort hinten in der Ecke und stimmte seine Gitarre.
Lee Jeno. Chanyeol konnte ihn in der Vergangenheit nie sonderlich leiden, dies wunderte auch kaum jemanden. Oft genug hatte er hilflos neben seiner besten Freundin gesessen und versucht sie seinetwegen zu trösten. In diesem Schuljahr jedoch schien alles ganz anders zu sein.
Wie Suri bereits mehrfach erwähnte, war über den Sommer irgendetwas mit ihm geschehen. Jeno war nicht nur sehr viel höflicher sondern auch engagierter geworden. Er brachte sich viel mehr in das Schulgeschehen ein. Außerdem lachte er auch viel mehr. Chanyeol konnte sich nicht daran erinnern ihn jemals zuvor lachen gesehen zu haben. Jedoch konnte er auch beobachten, dass Jenos Lachen jedes Mal verschwand, wenn er Suri sah und er fragte sich allmählich, warum das wohl so war.
„Park!", schrie eine Stimme durch seine Gedanken und er sah sich verdutzt um. „Konzentriere dich!", rief Yukiko zur Bühne hinauf. Sie kam auf die Bühne und wollte von ihm wissen: „Was ist denn heute los mit dir?" „Sorry, ich war in Gedanken. Kommt nicht wieder vor", entschuldigte er sich. „Offensichtlich warst du in Gedanken. Der Geist der vergangenen Weihnacht hat dich neun Mal das gleiche gefragt", lachte Yukiko und tätschelte ihm die Schulter, „mach eine Pause. Wir proben eine Szene, die dich nicht betrifft."
Er bedankte sich und verließ die Bühne, um Suri zu begrüßen. „Hey Kleines, was machst du denn hier?", zog er sie in eine Umarmung. „Guten Abend Mr. Scrooge. Haben Sie meinen besten Freund gesehen? Er hat in etwa Ihre Größe und hat immer ein dämliches Grinsen auf den Lippen", scherzte Suri und sah an ihm vorbei. Er konnte sehen, wie sich Min Seok ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen schlich.
„Du bist eine doofe Nuss", piekte er ihr in die Seite. Suri zuckte zusammen und begann dann zu lachen. „Was wollte Min Seok von dir?", forderte Chanyeol zu wissen, er versuchte so ernst wie möglich zu wirken. Suri schlich sich wieder ein Lächeln auf die Lippen, sie konnte ihren besten Freund mit dem weißen Backenbart nicht wirklich ernst nehmen.
„Ich habe ihr ein Ja entlockt", antwortete Min Seok noch immer freudestrahlend. „Hat er dich gefragt, ob du ihn heiraten willst? Du wärst nicht die Erste, die er das fragt", witzelte Chanyeol. Min Seok lachte auf: „Sehr witzig, Chanyeol. Sehr witzig. Nicht!"
„Er hat mich gefragt, ob ich eine eurer Schneeflocken ersetzen könne", gab Suri lachend zur Antwort, „und ich sagte ihm, wenn mir jemand die Schritte zeigt, wäre das sicher kein Problem. Deswegen bin ich hier." Min Seok schien etwas eingefallen zu sein, denn wie von der Tarantel gestochen eilte er davon.
„Bist du dir sicher, dass du das machen willst?", fragte Chanyeol kaum das Min Seok weit genug weg war. „Klar, warum sollte ich mir nicht sicher sein?", stellte sie eine Gegenfrage. „Weil er die musikalischen Arrangements macht", sagte Chanyeol und deutete in die Ecke in der Jeno an seiner Gitarre zupfte, „Natürlich in Zusammenarbeit mit Min Seok, aber dennoch..." „Ich werde das überleben, das tu ich im Unterricht auch", unterbrach sie ihn, „und ich bin ja nicht alleine."
Min Seok kam mit Haechan zurück. „Er wird dir alle nötigen Schritte zeigen", erklärte Min Seok. „Hey ich bin Haechan, der Käpt'n der Schneeflocken und du bist meine Rettung", stellte er sich Suri lachend vor und zog sie so gleich in eine sehr feste Umarmung. Als er sie wieder los ließ salutierte sie: „Käpt'n, ich stehe Ihnen zu Diensten." Sie schaffte es gerade so nicht laut zu lachen. „Na dann Soldat, mitkommen!", versuchte er streng zu sein und zog sie lachend mit sich.
Chanyeol musste schmunzeln. Obwohl er sie schon seit Kindertagen kennt, erstaunt es ihn immer wieder, wie schnell sich Suri in die Herzen ihrer Mitmenschen schleicht und wie schnell sie Freunde findet. Sie würde es meistern und Jeno mit Stolz und erhobenen Hauptes entgegen treten. Wer konnte schon sagen, was diese neue Situation mit sich bringen würde.
„Seid aber bitte nachsichtig mit mir. Ich habe eben zwei Stunden Training hinter mir, meine Kondition könnte also etwas angeschlagen sein", hörte er sie sagen und er wusste, das war gelogen. Suris Kondition war nicht von dieser Welt und es dauerte ewig, bis sie erschöpft war. „So Chan, bist du mit deinen Gedanken wieder bei den Geistern der Weihnacht?", wollte Yukiko, die wie aus dem Nichts heraus neben ihm stand, wissen. „Herrgott, schleich dich nicht immer so Ninja-like an", zuckte er zusammen.
„Wenn sie dich ablenkt, dann kann ich sie nicht gebrauchen. Du hast die Hauptrolle im Stück, also konzentrier dich", ermahnte sie ihn mit erhobenen Zeigefinger. „Keine Sorge. Ab jetzt voller Fokus auf das Stück", gab er von sich und folgte Yukiko zur Bühne. Ein prüfender Blick über die Schulter zeigte ihm, dass Suri in guten Händen war. Sprichwörtlich, denn Haechan wirbelte sie herum, als wäre sie ein Kreisel.
„Na weißt du noch wo oben und unten ist?", wollte er wissen, als er nach der Probe mit Suri die Aula verließ. „Ich denke schon. Dieser Haechan hat ganz schön Power", lachte sie und steuerte den Ausgang an. „Willst du nicht noch Wichtel spielen?", fragte er seine beste Freundin. „Habe ich schon, bevor ich zu euch kam", antwortete sie und setzte ihren Weg fort. „Ganz alleine?" Er rannte ihr hinterher. „Sicher, bin doch schon groß." „Wenn du das sagst", lachte er. „Ich bin groß!" „Was bin ich dann?" „Ein Blödmann!"
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Winterzauber
FanficBesinnliche Weihnachtszeit, der Zauber der Weihnacht oder auch friedliche Adventszeit. Park Suri ist bekennende Buddhistin und kann mit all dem weihnachtlichen Treiben nur sehr wenig anfangen. Jedes Jahr fragt sie sich, warum gerade in dieser Zeit...